BNP Paribas baut das Schweizer Geschäft um, auch um künftig das Wealth Management zu forcieren. Doch dort laufen der französischen Grossbank die Kundenberater davon, wie finews.ch erfahren hat.

Bei BNP Paribas in Genf wird derzeit mit dem eisernen Besen gekehrt. Der gross ankündigte Stellenabbau, über den finews.ch diesen Frühling exklusiv berichtete, betrifft in erster Linie das Rohstoffgeschäft und die Handelsfinanzierung. Rund 250 Mitarbeiter müssen wohl den Hut nehmen. Das ist jede fünfte Stelle in der Schweiz, doch ist der Standort in Genf, dem internationalen Rohstoff-Handelszentrum, besonders betroffen.

Die Restrukturierung soll das Wealth Management der französischen Grossbank eigentlich nicht betreffen. Im Gegenteil: Das Schweizer Buchungszentrum spielt in den Expansionsplänen in der Vermögensverwaltung von BNP Paribas eine wichtige Rolle.

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Doch die Umwälzungen führen nun auch zu Abgängen im Wealth Management. Wie finews.ch erfahren hat, kündigte vergangene Woche ein zehnköpfiges Team des Russland-Desks.

Acht Kundenberater unter der Leitung von Nonna Oushenina wechseln demnach zur Credit Suisse. Oushenina war über zehn Jahre für BNP Paribas in Genf tätig.

Zwei weitere BNP-Banker wechseln zu Goldman Sachs, nämlich Gabriel Vaduva, der zuvor lange im Rohstoffhandel arbeitete sowie Frederic Justes. Die betroffenen Banken kommentierten den Wechsel nicht.

BNP Paribas hat in der Schweiz schon länger den Tritt verloren. Nachdem das Institut im vergangenen Jahr noch einen knappen Gewinn von 6 Millionen Franken erwirtschaftet hatte, fiel es im ersten Halbjahr 2020 tief in die roten Zahlen und schrieb einen Verlust von 125 Millionen Franken.

Erodierte Macht

Im Jahr 2010 war BNP Paribas (Schweiz) noch eine Macht unter den Auslandsbanken gewesen. Mit rund 1'800 Mitarbeitern hatte man noch einen Reingewinn von 338 Millionen Franken erzielt. Damals verwaltete das Wealth Management 41 Milliarden Franken an Kundengeldern. Die Schwarzgeld-Bereinigung liess die Depots um fast die Hälfte schmelzen. Inzwischen verwaltet BNP Paribas rund 25 Milliarden Franken.

Im Jahr 2017 waren neue Ziele gesteckt worden, und vor allem das Wealth Management sollte wieder stark wachsen. Doch die Welt hat sich für BNP Paribas gewandelt. Die Umstrukturierung und der Stellenabbau stehen im Zeichen der Transformation, welche die Bankenbranche durchmacht.

BNP muss sich in technologischer Sicht als auch im Zinsgeschäft anpassen. Letzteres ist dringend: Es waren vor allem Wertberichtigungen im Zinsgeschäft, welche der Bank in der Schweiz im ersten Semester den Riesenverlust beschert haben.

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