Das sagen die Befürworter der nachhaltigen Finanz. Die Anknüpfungspunkte wären vorhanden. Doch wie steht es um den Willen der Branche?

3'500 Milliarden Dollar: das ist das Investitionsvolumen, das es jährlich braucht, um bis 2050 den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Diese enorme Summe beziffert der Weltklima-Rat – und ist für Vereinigung Swiss Sustainable Finance (SSF) das schlagende Argument, dass der Klimawandel ohne Banken und Versicherer nicht aufzuhalten ist.

«Dass hier auch die Finanzwirtschaft gefordert ist, liegt auf der Hand», schreiben die Befürworter einer nachhaltigen Finanz in der Einleitung zu einem am Mittwoch erschienen Report. Das neue Papier listet verschiedene Finanzinstrumente auf, die den Wandel zu einer klimaverträglichen Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen. Und es birgt eine Überraschung: Die Autoren propagieren eine grüne Förderbank für die Schweiz.

Grossbanker im Gremium

Nun ist SSF nicht irgendeine Randgruppierung am Finanzplatz. Die 2014 gegründete Organisation unterhält inzwischen Vertretungen in Zürich, Genf und Lugano und verfügt über 160 Mitglieder und Netzwerkpartner – darunter Finanzdienstleister, Investoren, Universitäten und Hochschulen und Ämter. Präsidiert wird die Vereinigung vom einstigen Credit-Suisse-Verwaltungsrat Jean-Daniel Gerber. Im Gremium sitzen zudem Vertreter der Finanzkonzerne UBS, Credit Suisse, Zürcher Kantonalbank und Swiss Re.

Die Berichte der Vereinigung gelten als Richtschnur für eine Branche, die sich gegenüber Kunden und Investoren nach Nachhaltigkeits-Kriterien zu positionieren sucht – sowohl die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) wie der Fondsverband Asset Management Association Switzerland stützen sich in ihrem jeweiligen Nachhaltigkeits-Manifest auf SSF ab.

Dennoch dürfte der SSF-Vorschlag einer «Green State Investment Bank» in der Branche noch für Kontroversen sorgen. Aus Sicht der Vereinigung handelt es sich bei solchen so genannten Förderbanken um ein effektives Werkzeug, um die Klimapolitik umzusetzen.

Eine europäische Klimabank

So können die Institute dank staatlicher Garantie Risikokapital vorstrecken und private Investoren zum Mitziehen animieren. Ebenfalls funktionieren Förderbanken als Hub für den Wissenstransfer – und für die nachhaltige Finanz. Im Ausland steht das bereits zuoberst auf der politischen Agenda: Ursula von der Leyen, die deutsche Präsidentin der EU-Kommission, will die European Investment Bank (EIB) in eine Klimabank umwandeln. Die europäische Förderbank ist bereits fest im Vorhaben eingeplant, bis im Jahr 2030 rund 1'000 Milliarden Euro im Kampf gegen den Klimawandel zu mobilisieren.

In Deutschland verfolgt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ebenfalls eine «grüne» Agenda. Das Institut, das 1948 zur Umsetzung des Marshall-Plans gegründet wurde und nach Bilanzsumme als drittgrösste Bank im Nachbarland figuriert, hat bereits eigene «Green Bonds» emittiert und sponsert erneuerbare Energieträger wie etwa Windparks. Die AAA-Bonität ermöglicht es dem Staatsinstitut, sich am Finanzmarkt zur Vorzugsbedingungen zu refinanzieren.

Technologiefonds als Basis?

Neben Deutschland und der EU finden sich in diversen europäischen Staaten wie Grossbritannien, Frankreich, Italien, in den USA, Brasilien, Australien und China Förderbanken, teils mit explizitem Nachhaltigkeits-Mandat (siehe Grafik unten).

Diese Initiativen zu übernehmen, wirbt SSF, würde der Schweiz gleich mehrere Vorteile bringen. Mit einer eigenen Förderbank wäre es für die Politik leichter, spezifisch schweizerischen Problemen und Forderungen bei der Umsetzung von Klimazielen zu begegnen. Zudem könnte eine Schweizer Förderbank die Brücke zur Expertise des Finanzsektors schlagen und neben dem Banking auch Knowhow aus den Bereichen Versicherung oder Rohstoffhandel mobilisieren.

Als Basis, schlägt die Vereinigung vor, könne der existierende Technologiefonds dienen, der für Darlehen an Schweizer Firmen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen bürgt.

SIB 500Grafik

(Grafik: SSF)

Der Bundesrat sieht grosse Chancen

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