Die Credit Suisse versucht fieberhaft, Gelder von der insolventen Firma des australischen Financiers zurückzuholen. Mit Verkäufen eigener Aktien hatten Lex Greensill und seine Familie zuvor kräftig vom Hype um Greensill Capital profitiert.

Greensill Capital ist in Grossbritannien und Australien in die Insolvenz gegangen, und Eigner Lex Greensill steht von allen Seiten her unter Druck – nicht zuletzt von der Credit Suisse (CS). Die Grossbank hat Anfang März zusammen mit Greensill verwaltete Fonds mit ursprünglich über 10 Milliarden Dollar an Vermögen geschlossen. Seither arbeitet das Institut eng mit dem Insolvenzverwalter Grant Thornton zusammen, um die Gelder möglichst vollständig an die Investoren zurückzuführen.

Verkauf nach Softbank-Geldspritze

Ebenfalls konnte die CS bereits 50 Millionen aus einem Kredit von 140 Millionen Dollar von Greensill Capital zurückholen, wie die zweitgrösste Schweizer Bank am (gestrigen) Mittwoch berichtete. Allerdings rechnet das Institut damit, dass nicht der ganze Kredit zurückgezahlt wird.

Entsprechend weit sind die guten Zeiten entfernt, als Lex Greensill und seine Familie in grossem Stil eigene Aktien verkaufen konnten. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, zogen die Greensills 2019 auf diese Weise rund 200 Millionen Dollar aus der Firma, die sich auf die Vorfinanzierung von Firmendebitoren spezialisiert hat. Dies, nachdem zuvor der japanische Technologie-Konzern unter CEO Masayoshi Son rund 1,5 Milliarden Dollar in Greensill Capital investiert hatte.

Wie zuvor das Wework-Debakel?

Die Verbindung Greensill-Softbank sollte der CS im letzten Sommer erstmals Kopfzerbrechen bereiten: Der Wagniskapital-Fonds von Softbank sponserte Greensill Capital, während die australische Finanzfirma Startups mit Softbank-Beteiligung finanzierte, und Softbank legte selber direkt bei den CS-Greensill-Fonds an. Nach einer internen Untersuchung bei der CS zog sich Softbank letzten Juli aus den CS-Fonds zurück.

Wie die «Financial Times» weiter berichtete, muss Softbank das Milliarden-Investment in Greensill Capital nun wohl verloren geben. Damit wiederholt sich für Milliardär Son das Wework-Drama: Softbank hatte über 10 Milliarden Dollar ins US-Immobilien-Startup investiert und ermöglichte es deren Mitgründer Adam Neumann damit, grosse Summen aus der Firma zu ziehen. Seit dem geplatzten Börsengang im Jahr 2019 kämpft Wework ums Überleben.

Bank hat Vorrang

Laut dem Bericht könnte nun aber auch Lex Greensills Familie nicht unbeschadet aus dem Debakel um die CS-Fonds hervorgehen. Vergangenen Oktober überwies der Trust der Familie rund 60 Millionen Dollar an Greensill Capital – ungefähr zur gleichen Zeit wie die CS mit ihrer Brückenfinanzierung von 140 Millionen Dollar. Der «Financial Times» zufolge werden die Forderungen der Bank vorrangig zu jenen des Familien-Trusts behandelt.

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