Der neue Chef der Itaú Private Bank in Zürich sieht gute Chancen für weiteres Wachstum. Das Geschäft als Vermögensverwalter für lateinamerikanische Kunden auf dem Schweizer Finanzplatz habe noch Potenzial, und man sei durch die brasilianische Mutter-Bank gut positioniert.

«Wir sind in der Vergangenheit stark gewachsen und haben jetzt ein gutes Momentum entwickelt», sagt der neue CEO Stefan Jenni im Gespräch mit finews.ch.

Als Strategie setzt er auf Kundenorientierung und Wachstum. Die Basis dafür bilde die starke Position der Mutter Itaú Unibanco in Brasilien und anderen Ländern Südamerikas.

Systeme erneuert

Die Bank hat ihre IT-Systeme erneuert und modernisiert. «Wir haben die vergangenen drei Jahre damit verbracht, ein neues Core-Banking und eine neue Plattform zu installieren. Dabei haben wir etwa 60 Prozent unserer IT-Architektur ausgetauscht und um Cloud-Systeme ergänzt.»

Der Umbau sei nicht ohne Probleme verlaufen und habe auch intern Ressourcen gebunden, räumt Jenni ein. «Der Plan, den wir uns vor drei Jahren gesteckt hatten, war dann in der Umsetzung schon ein bisschen anders», so der Itaú-Manager. Insgesamt sei die Implementierung aber innerhalb der Erwartungen verlaufen. «Das ist etwa so, als ob man mitten im Flug den Motor austauscht. Wir mussten ja weiter funktionieren und unsere Kunden zufriedenstellen.»

Umbau abgeschlossen

Der Umbau sei im Februar abgeschlossen worden und bis April habe man die Prozesse stabilisiert. «Jetzt funktioniert alles wie es soll, und das gibt uns eine gute Basis. Die neue Plattform erlaubt es uns, auch kleinere Fintechs anzuschliessen. Und unser Ziel ist es, jetzt auf der Kundenseite neue Add-Ons und Features zu bringen, um das «Kundenerlebnis» zu erhöhen.

Die Auslandsbank mit Sitz am Bleicherweg in Zürich beschäftigt mehr als 100 Mitarbeitende und verwaltet Kundenvermögen von rund 10 Milliarden Franken. «Wir betreuen ausschliesslich Kunden aus Lateinamerika, davon 98 Prozent aus Brasilien. In Zukunft möchten wir auch in den anderen Ländern Südamerikas stärker wachsen», so Jenni weiter. Dabei nennt er Chile, Argentinien, Uruguay oder Kolumbien. «Hier suchen wir Vermögensverwalter, die mit ihren Büchern zu uns kommen wollen.»

Compliance als Alleinstellungsmerkmal

Mit Blick auf die jüngste Geschichte mit ihren Fällen von Geldwäscherei und Korruption auf dem Halbkontinent sieht Jenni Itaú nicht exponiert. Im Gegenteil: Die Stärke der Bank und eines ihrer Alleinstellungsmerkmale sei die Compliance. «Wir kennen unsere Kunden, und sie kennen uns. In Brasilien haben wir eine Bank mit fast 100’000 Mitarbeitern. Wir machen Private Banking lokal und kennen unsere Kunden auch von Seiten der Universalbank holistisch. Dass wir uns auf die Märkte konzentrieren, in denen wir lokal stark verankert sind, hilft uns die Risiken im Griff zu haben.»

Die Marke Itaú sei in Brasilien und den anderen hispanischen Ländern in Lateinamerika stark. Die Kunden hätten eine hohe Loyalität und seien auch bei ihren Investitionen oft Richtung Südamerika ausgerichtet. Das sei ebenfalls ein Vorteil im Vergleich zu den anderen Schweizer Wettbewerbern. «Im Angebot können wir nicht das Gleiche bieten wie die grossen Universalbanken in Zürich. Wir müssen immer versuchen, unsere Nische zu finden, mit der wir uns abheben können.» So biete Itaú etwa einen leichteren Zugang zu Club-Deals oder spezielle Privat-Equity-Investments.

Innovationen und Trends

Zudem sei man offen für Kooperationen und profitiere vom breiten Angebot in Zürich. In der Schweiz seien zudem viele Trends und Innovationen wie Krypto oder Nachhaltigkeit (ESG) weit fortgeschritten. «Auch unabhängig vom Private Banking sehen wir es als unsere Aufgabe, davon etwas nach Brasilien zu bringen und dort Innovation anzustossen.»

Der Itaú-Chef findet, dass der Finanzplatz manchmal mit etwas mehr Selbstvertrauen auftreten könnte und stolz sein sollte auf die Schweizer Qualitäten. «Bei den Kunden hat die Schweiz einen sehr guten Ruf und wird positiv wahrgenommen. Das sollten wir mehr herausstellen.»

Stefan Jenni wechselte erst Anfang Juli vom Posten des operativen Chefs auf den des Chief Executive Officers (CEO). Bei Itau angefangen hat der Schweizer 2008 mit dem Aufbau der Bank in Zürich und war anschliessend für die Muttergesellschaft in Miami und Santiago de Chile tätig. Seit 2017 war er COO und Mitglied der Geschäftsleitung.

 

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