Itaú Private Bank: In Zürich geht die Saat aus Brasilien auf

Die Geschäftsräume der Itaú Private Bank sind hell, modern, beinahe wohnlich – aber überraschend kompakt. Denn obwohl hier ein Vermögen von rund 13 Milliarden Dollar verwaltet wird, findet viel Operatives andernorts statt.

«Wir bekommen Unterstützung aus Brasilien beim Onboarding und unser Backoffice wird aus Portugal unterstützt», sagt CEO Stefan Jenni bei einem kürzlichen Treffen mit finews.ch. «Wir kennen unsere Kunden besser als die meisten international tätigen Schweizer Banken – weil wir sie lokal betreuen, zum Teil seit Jahrzehnten.»

Von Anfang an dabei 

Die Wurzeln des Schweizer Ablegers der brasilianischen Grossbank Itaú gehen auf eine im globalen Finanzsystem turbulente Epoche zurück, die globale Finanzkrise vor über 15 Jahren: «Wir haben 2008 mit dem Projekt begonnen, zwei Jahre später hatten wir die Lizenz», erinnert sich Jenni, der von Anfang an dabei war. Seither operiert die Itaú Private Bank Zurich mit voller Banklizenz.

Globale Bank für Lateinamerikaner. Während viele Banken ihre Offshore-Präsenz zurückfuhren, dachte Itaú langfristig, und drehte auf: «Wenn wir die globale Bank für lateinamerikanische Kunden sein wollen, dann müssen wir in der Schweiz präsent sein – im grössten Offshore-Hub der Welt.»

Fokus auf lateinamerikanische Kunden

Von Beginn an war das Ziel ein eigenständiges, profitables Business. «Wir hatten damals eine Bank in Luxemburg, deren Assets in die Schweiz transferiert wurden – das half uns, den Break-even rasch zu erreichen.»

Der Fokus liegt seit der Gründung auf dem Private Banking – mit einer klaren Zielgruppe. «Lateinamerikanische Kunden können nicht sinnvoll innerhalb ihres Landes diversifizieren», sagt Jenni. «Aufgrund struktureller Einschränkungen in lokalen Finanzmärkten – etwa in Brasilien – sind internationale Diversifikationsmöglichkeiten für viele Kunden besonders relevant.»

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Chef der Itaú Private Bank: Stefan Jenni. (Bild: zVg)

Verstärkte Offshore-Tendenz

Kein Wunder, wachse der Anteil des Vermögens, das lateinamerikanische Kunden offshore halten, kontinuierlich. «Vor 25 Jahren lag er bei etwa 10 Prozent, heute sind es 30 bis 35 Prozent.»

Anders als viele Konkurrenten setzt Itaú nicht auf aggressive Expansion. «Wir werben nur gezielt Mitarbeitende ab», betont Jenni. «Wir wollen die richtigen Leute – langfristig.» In der Schweiz zählt das Kundenbetreuungs- und Investmentteam rund 20 Personen. Ein grosser Teil des Kundenzugangs entsteht jedoch durch die enge Zusammenarbeit mit unserer Muttergesellschaft in Brasilien, was uns eine deutlich breitere Marktabdeckung ermöglicht.

2024: 700 Millionen Dollar Net New Money

Das Modell scheint zu funktionieren: 2023 verzeichnete Itaú rund 700 Millionen Dollar an Nettoneugeldern. «Das prozentuale Wachstum ist angesichts unserer Grösse sehr solide», sagt Jenni. 

Ein neuer Strategieplan bis 2030 soll diese Entwicklung beschleunigen. Jenni spricht von einer «Resegmentierung» in Brasilien, etwa bei Unternehmerkunden, sowie einer stärkeren Ansprache von international lebenden Lateinamerikanern. «Viele wohlhabende Brasilianer migrieren nach Portugal oder in die USA. Unser Marktanteil bei diesen Kundengruppen ist noch ausbaufähig.»

Partnerschaften im Anlage-Universum

Um die Angebotspalette zu erweitern, setzt Itaú auf Partnerschaften – etwa mit KKR oder Brown Advisory. «Als international noch relativ kleine Bank können wir nicht alles selbst machen.»

Anders als manche andere in Lateinamerika aktive Schweizer Bank ist die Itaú Private Bank nicht mit Compliance-Skandalen aufgefallen. Nach den Gründen gefragt, erklärt Jenni, dass die Bank grossen Wert lege auf starke Governance und robuste Compliance-Strukturen, die im Einklang mit schweizerischen und internationalen Standards stehen: «Seit der Gründung unserer Schweizer Einheit im Jahr 2010 haben wir moderne Prozesse und klare Richtlinien etabliert. Zudem verfügen wir über ein tiefes Verständnis unseres Zielmarktes.» 

Zurückhaltung bei PEP

Auch im Umgang mit politisch exponierten Personen (PEPs) verfolgt das Institut eine zurückhaltende Haltung. «Unser Risikoappetit im Umgang mit PEPs ist bewusst sehr konservativ», erklärt Jenni. «Unsere strikte politische Neutralität betrachten wir als klare Stärke in der Beziehungspflege zu unseren Kunden.»

Im Gespräch wirkt Stefan Jenni ruhig, überlegt, freundlich. Die bei vielen Private Bankern verbreitete Inszenierung liegt ihm fern. Er hat Brasilien über die Jahre zum beruflichen Schwerpunkt gemacht – ohne persönlichen Bezug. «Ich habe nach der Lehre bei der UBS schon Brasilien gemacht – das hat sich einfach so ergeben», sagt er schmunzelnd.

«Darauf dürfen wir stolz sein»

Auch wenn er keinen Showroom braucht: Auf das Schweizer Private Banking hat Jenni eine klare Meinung. «Ein Drittel der globalen Offshore-Vermögen liegt in der Schweiz. Darauf dürfen wir stolz sein – und sollten es auch aktiv kommunizieren.»

Gerade in geopolitisch anspruchsvollen Zeiten seien die traditionellen Werte des Schweizer Banking gefragt wie nie. Jenni wünscht sich eine stärkere internationale Betonung dieser Stärken durch die offizielle Banken-Schweiz.