Die Kryptowelt hält den Atem an: Das Upgrade von Ethereum rückt näher, und niemand kann die Folgen schon genau abschätzen. Von der Umstellung profitieren auch Schweizer Fintechs, sagt Dominik Spicher von 21 Analytics.

Frühestens ab diesem Samstag wird Ethereum im Rahmen eines technologischen Upgrades die Art und Weise ändern, wie es Transaktionen in seinem System verifiziert. Das Ereignist hat in der Krypto-Szene schon jetzt hohe Wellen geschlagen.

«Das Bemerkenswerte an der Umstellung ist, dass sie an einem laufenden System vorgenommen wird, das rund 300 Milliarden Dollar enthält, ohne die Vermögenswerte zu zählen, die über die Plattform laufen», sagt Dominik Spicher, Mitbegründer von 21 Analytics (Bild unten), zu finews.ch.


DSpicher

Fliegen in 10'000 Metern Höhe

Ein solches Upgrade ist mit einem Triebwerkswechsel bei einem Flugzeug in 10'000 Metern Höhe zu vergleichen, fügte er hinzu.

Der Motor der Blockchain-Technologien ist der Mechanismus, mit dem ein Konsens gefunden wird, damit die Teilnehmer miteinander handeln und intelligente Verträge erstellen.

Bisher hat Ethereum dies mit dem Methode Proof-of-Work (PoW) erreicht. Doch ab nächster Woche wird es auf Proof-of-Stake (PoS) umstellen.

Verlagerung der Macht

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Mechanismen besteht darin, dass man für die Teilnahme an PoS die systemeigene Währung, in diesem Fall Ether, besitzen muss. Demgegenüber sind die Voraussetzungen für PoW externer Natur, etwa beim Strom und der Hardware. PoW-Verifizierungen können ohne jegliche Ressourcen innerhalb der Kette stattfinden, was als einer der Hauptvorteile angesehen wird.

Bei Ethereum wird sich dies nun ändern, weil mit der neuen Methode ein «Stake» erforderlich ist.

Die Plattform funktioniert mit Nutzern, die bereit sind, Vermögenswerte zu sperren. Deshalb kann der «Stake» eines Nutzers konfisziert werden, wenn dieser sich nicht korrekt verhält, indem er etwa zwei widersprüchliche Transaktionen genehmigt. Darüber hinaus wird der Prozess stärker zentralisiert.

Im Grunde genommen werden jene mit dem grössten Anteil eine gewisse Macht im System haben, so Spicher. Paradoxerweise macht diese Entwicklung das System zentraler, obwohl einer der Hauptzwecke der Blockchain-Technologie darin besteht, dezentralisiert zu sein.

Schweizer Gewinner

Bitcoin Suisse, einer der grösseren Inhaber von Ethereum-Münzen, wird von diesem Umbruch profitieren. Der Zuger Finanzdienstleister kann mit seinem Anteil das Recht erwerben, Transaktionen im Ether-Netzwerk zu verifizieren und dabei Transaktions- sowie Provisionsgebühren kassieren.

Das Unternehmen 21 Analytics, an dem Spicher beteiligt ist, bietet Compliance- und Datenschutzsoftware für Kunden an, die mit Blockchain-Vermögenswerten handeln. Spicher ist darum besonders daran interessiert, wie Ethereum mit der Beschlagnahmung von Anteilen von Personen umgeht, die beschliessen, bestimmte Transaktionen zu zensieren, zum Beispiel an sanktionierte Adressen.

Obwohl abweichende Pfade im Ethereum-Modell mit so genannten «Hard Forks» berücksichtigt werden, müssen sie dennoch verwaltet werden. Bei PoW, wo jeder Schritt des Mining-Prozesses nachverfolgt werden kann, ist dies leichter zu bewerkstelligen. Wenn dieser Arbeitsprozess jedoch wegfällt und durch «Stakes» ersetzt wird, wie bei der PoS-Rückverfolgbarkeit, ist es viel schwieriger und wird wahrscheinlich grosse Probleme verursachen, sagte Spicher.

Der Aufstieg der Maschinen

Auf der Blockchain, wie auch im Leben, wo unterschiedliche Meinungen und Geld im Spiel sind, kommt es leicht zu Streitigkeiten.

«Wenn wir die Maschinen ihr Ding machen lassen können, wird es wahrscheinlich korrekt sein.» Aber wenn die Leute auf Twitter anfangen würden zu diskutieren, welche Kette die richtige ist, um nach der Änderung zu folgen, werde es chaotisch, fügte er hinzu.

Wird Bitcoin ersetzt?

Es wird oft behauptet, dass Ether durch die Umstellung auf den neuen energiefreundlichen Verifizierungsprozess attraktiver als Bitcoin wird. Diese Annahme lässt jedoch ausser Acht, dass Bitcoin ein ganz bestimmtes Wertversprechen hat, erklärt Spicher.

Bitcoin ist vor allem eine Alternative zu nationalen Währungen. Ethereum hingegen wurde als Open-Source-Plattform geschaffen, damit jedermann Anwendungen innerhalb des Ethereum-Netzwerks erstellen und dabei die eigene Währung verwenden kann.

Dies macht die Kryptowährungen aus unterschiedlichen Gründen für Anleger attraktiv. Obwohl Händler, Börsen und Krypto-Hedgefonds in Zeiten hoher Volatilität von Bitcoin profitieren können, wird der Bitcoin als langfristiges, stabiles und konservatives Wertaufbewahrungsmittel gesehen, so Spicher.

Anleger in Ethereum setzen dagegen darauf, dass die Währung in Zukunft eine Vielzahl von Anwendungen auf ihrer Plattform betreibt und auf diese Weise Wert schafft, fügte er hinzu.

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