Bitcoin-Suisse-CEO sieht Krypto-Welt an einem Wendepunkt
Herr Majcen, Bitcoin Suisse spricht in ihrem Crypto Outlook 2025 von einem grundlegenden Paradigmenwechsel in der Krypto-Asset-Industrie. Hat der Krypto-Vierjahreszyklus, geprägt von den Bitcoin-Halvings, an Relevanz verloren?
Auch wenn die Halvings weiterhin ein wesentlicher Bestandteil des Krypto-Kalenders bleiben, sehen wir in den kommenden Jahren Potenzial für eine Disruption des klassischen Vierjahres-Zyklus.
Das heisst?
In den vergangenen 18 Monaten wurden Bitcoin und andere Krypto-Assets deutlich stärker in die traditionellen Finanzmärkte integriert. Die Zulassung von Spot-Bitcoin- und Ethereum-ETFs in den USA im Jahr 2024 eröffnete der Anlageklasse einen neuen Kreis von Investoren, die über etablierte Handelskanäle, Softwarelösungen und Plattformen agieren. Zudem bieten inzwischen viele der grössten und bekanntesten Banken Krypto-Verwahrung und -Handel an – einige planen sogar die Emission eigener Stablecoins.
Auf der regulatorischen Ebene haben die US-Regierung, der Bundesstaat Texas, Abu Dhabi sowie weitere Staaten weltweit Massnahmen ergriffen, um Krypto-Tokens als strategische Reserve-Assets zu nutzen. Auf unserer Seite des Atlantiks schafft die europäische Markets in Crypto-Assets Regulation (MiCAR) erstmals ein verlässliches Fundament für Krypto-Asset-Dienstleister im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum.
«Auch wenn Bitcoin heute so zugänglich ist wie nie zuvor, folgt er weiterhin seinen eigenen Angebots- und Nachfragefundamentals.»
Mit der zunehmenden institutionellen und staatlichen Exponierung gegenüber Bitcoin lassen sich Szenarien vorstellen, in denen der Vierjahreszyklus durch andere Marktdynamiken abgeschwächt wird – während das Asset als strategischer Baustein im globalen Finanzsystem an Bedeutung gewinnt. Die klassische Anlegerwahrnehmung von Bitcoin war die eines unkorrelierten Aussenseiters.
Welche Relevanz hat Bitcoin, wenn es zunehmend eng in die traditionellen Märkte eingebunden wird?
Zum Glück bedeutet Integration nicht automatisch Korrelation. Auch wenn Bitcoin heute so zugänglich ist wie nie zuvor und auf unterschiedlichsten Wegen gekauft und gehandelt werden kann, folgt er weiterhin seinen eigenen Angebots- und Nachfragefundamentals, die häufig nur schwach mit anderen Anlageklassen verbunden sind.
«Bitcoin hat das, was manche als Schwäche ansehen könnten, in eine zentrale Stärke verwandelt.»
Unsere eigene Forschung, die wir im Mai im Bitcoin Suisse Industry Rollup veröffentlicht haben, bestätigt sogar die zunehmende Unabhängigkeit von Bitcoin. Im Vergleich mit Anleihen, Rohstoffen, Gold, Immobilien und Aktien weist Bitcoin klar die geringste durchschnittliche Korrelation zu anderen Anlageklassen auf.
Mit einer Bitcoin-Dominanz von über 60 Prozent im Verlauf der letzten zwölf Monate stellt sich die Frage: Was unterscheidet Bitcoin von anderen Krypto-Assets?
Bitcoin hat das, was manche als Schwäche ansehen könnten, in eine Stärke verwandelt. Er unterstützt weder Smart Contracts noch Staking. Er erhebt nicht den Anspruch, die Basisschicht für ein neues System von Cloud-Speicherung, Logistik oder dezentraler Infrastruktur zu werden. Als Asset hat er einen sehr klaren Anwendungsfall, den jeder verstehen kann: Bitcoin ist ein Store-of-Value-Asset. Für die Erfüllung dieses Zwecks braucht es weder eine Roadmap noch technische Upgrades oder gesellschaftliche Umbrüche: Es handelt sich um eine hoch robuste Blockchain. All diese Faktoren machen die Investment-These für Bitcoin überzeugend.
Nichts davon schmälert die Ambitionen und die Innovationskraft anderer Altcoins. Diese befinden sich schlicht in einem früheren Reifestadium, und das volle Ausmass ihres Potenzials ist noch nicht in gleichem Masse verstanden.
Welche Rolle spielt Bitcoin im Vermögensverwaltungsportfolio des Jahres 2025?
Das Faszinierende an Bitcoin ist seine mittlerweile wirklich einzigartige Funktion. Investoren, die eher mit traditionellen Anlageklassen vertraut sind, unterscheiden typischerweise zwischen Risk-on-Assets wie Technologiewerten oder Investments in Schwellenländern und Risk-off-Assets wie Gold oder Staatsanleihen. Krypto-Assets wurden bisher zumeist der ersten Kategorie zugeordnet.
Unsere jüngsten Analysen zeigen jedoch, dass Bitcoin Elemente beider Kategorien in sich vereint. Die niedrige Korrelation von Bitcoin mit traditionellen Anlageklassen macht es zu einem starken makroökonomischen Hedge, gleichzeitig bleibt es ein High-Conviction-Wachstumsasset, belegt durch die Tatsache, dass sich über 86 Prozent des gesamten Angebots im Gewinn befinden.
«Wir besitzen und kontrollieren den Grossteil unserer Systeme direkt.»
Diese Kombination unterscheidet Bitcoin von anderen Assets und liefert überzeugende Argumente, Bitcoin in Vermögensverwaltungsportfolios zu berücksichtigen. Darüber hinaus wird Bitcoins Fähigkeit, die risikoadjustierte Rendite zu steigern, klar belegt. So zeigt sich beispielsweise: Wird einem breit diversifizierten 60/40-Portfolio über die vergangenen zehn Jahre eine Bitcoin-Exponierung von 10 Prozent hinzugefügt, steigt dessen Sharpe Ratio auf mehr als das Dreifache.
Da immer mehr grosse Banken und Finanzdienstleister in die Krypto-Asset-Industrie eintreten, stellt sich die Frage: Welchen Mehrwert kann ein Spezialist wie Bitcoin Suisse seinen Kunden noch bieten?
In Gesprächen mit unseren Kunden zeigt sich immer wieder, dass sie insbesondere die Tiefe unserer Expertise schätzen. Anders als bei manchen Banken und neuen Marktteilnehmern sind unsere Relationship Manager zu 100 Prozent auf Krypto-Assets fokussiert, während unser Research-Team spezialisierte Metriken und Taxonomien entwickelt hat, um unseren Sektor mit konsistenten Frameworks noch besser zu verstehen. Kombiniert mit unserer zwölfjährigen Pionierarbeit bringen wir eine Wissens- und Erfahrungstiefe ein, die nur wenige erreichen.
Dies manifestiert sich auch in unserer Infrastruktur. Wir besitzen und kontrollieren den Grossteil unserer Systeme direkt – einschliesslich der Kerntechnologien hinter unseren Verwahrungs-, Handels-, Staking- und Lending-Lösungen. Diese Unabhängigkeit ermöglicht es uns, Angebote präzise auf die Bedürfnisse unserer Kunden zuzuschneiden.
Insgesamt befinden wir uns in einer privilegierten Position: Wir kombinieren tiefe native Expertise, proprietäre Infrastruktur in institutioneller Qualität und das Serviceniveau, das man von einem erstklassigen Finanzdienstleister erwarten darf.