Die Kryptowelt ist derzeit enorm in Bewegung – nicht nur in Sachen Volatilität. Einiges dreht sich vor allem um die Frage, ob eine energieeffizientere Mining-Methode zum Standard wird. Das hätte weitreichende Folgen sowohl für Bitcoin als auch für Ethereum. 

Im kommenden Sommer ist ein Upgrade der Kryptowährung Ethereum geplant. Dabei stellt sich die grosse Frage, ob es gelingen wird, beim Mining auf ein umweltfreundlicheres Schema zu wechseln. Diese weniger energieintensive Methode heisst «Proof of Stake» (PoS).

Im Gegensatz dazu arbeitet die führende Kryptowährung der Welt, Bitcoin, nach einem anderen Verfahren, dem energieintensiveren «Proof of Work» (PoW). Nun fordern die Verfechter der neu lancierten Kampagne «Change the Code Not the Climate» ein radikales Umdenken.

Alternativer Weg

«PoS ist kein perfekter Ersatz für PoW», erklärt indessen Fabian Schaer, Professor für Distributed Ledger Technology & Fintech an der Universität Basel, gegenüber finews.ch. «PoS ist ein alternativer Weg, um einen Konsens zu erreichen», präzisiert er. Doch worum geht es eigentlich?

Sowohl PoW als auch PoS sind sogenannte Konsensprotokolle, die zur dezentralen Verwaltung von Blockchains verwendet werden. Während die Effizienz eine wichtige Metrik in diesem Prozess ist, ist sie sicherlich nicht die einzige. «PoS und PoW als gleichwertig zu betrachten, abgesehen von ihrem Energieverbrauch, ist problematisch», betont Schär.

Immense Rechen-Ressourcen

Konkret hat PoW den Nachteil, dass es immense Rechen-Ressourcen erfordert, jedoch auch den Vorteil, dass es extrem einfach ist und jedem offen steht, der sich am Verifizierungsprozess beteiligen möchte. «Es ist nicht notwendig, Genehmigungen einzuholen oder bestimmte Vermögenswerte zu besitzen, um Blöcke vorschlagen zu können», erklärt Schär.

Die PoS-Methode hingegen, bei der die Besitzer ihre digitalen Vermögenswerte als Sicherheiten für den Konsensprozess hinterlegen, ist äusserst komplex. Obwohl in den vergangenen zehn Jahren beeindruckende Fortschritte erzielt wurden, ist PoS sicherlich anfälliger für unvorhergesehene Sicherheitsprobleme als PoW», so der Basler Professor weiter.

Nicht verwässert

Seit der Lancierung von Bitcoin 2009 beruhen alle Kryptowährungen auf dem «PoW»-Konzept. Bei diesem System betreiben und sichern die Krypto-Miner das Netzwerk. Dafür werden sie mit den Gebühren entschädigt, welche die Nutzer des Netzwerkes bezahlen, und gleichzeitig erhalten sie neue Bitcoins. Allerdings verwässert sich dadurch das Angebot.

Bei Ethereum, einer Kryptowährung, die auf der Blockchain verwendet wird, sollen die Beteiligten bei einem allfälligen Einsatz der «PoS»-Methode ebenfalls mit Gebühren und neuen digitalen Vermögenswerten kompensiert werden. Dadurch wird das Angebot an Etherum nicht verwässert. Allerdings sind bei diesem System noch zahlreiche technische Fragen zu lösen.

Ökosystem Bitcoin

Letztlich deutet aber einiges darauf hin, dass wenn es Etherum gelingt, die «PoS»-Methode erfolgreich einzuführen, Bitcoin massiv an Bedeutung verlieren würde. Letztlich wird der Markt darüber entscheiden, welcher Standard sich durchsetzen wird, zumal Bitcoin in einem Ökosystem existiert, in dem Unternehmen, Nutzer und Entwickler das System wählen, das ihnen am besten passt.

Wahrscheinlicher als ein vollwertiger Wechsel ist für manche Fachleute die Annahme, dass es zu einer Abspaltung in der Blockchain kommen wird und beide Konsensmethoden nebeneinander existieren werden.

Wie seinerzeit VHS gegen Betamax

Die aktuelle Debatte erinnert an den Kampf der Videorekorder (VCR) in den 1970er-Jahren zwischen den Sony-Formaten Betamax und VHS. Betamax war zwar das bessere System und hatte zunächst die Nase vorn. Als die Preise für Videorekorder sanken, zog jedoch das VHS-Format davon und gewann schliesslich, weil es besser auf den Markt abgestimmt war.

Am Ende geht es um Vorlieben und die Frage «Was ist eine offene Datenbank wert?», sagt Schär.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.3%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
pixel