Bei Goldman Sachs stehen die Zeichen auf Restrukturierung. Zuvor getrennte Einheiten sollen wieder zusammengefasst werden. Zugleich wird der Vorstoss ins Retailbanking abgeblasen.

Der Chef der US-Bank Goldman Sachs, David Salomon, zeigte sich an der gestrigen Bilanzmedienkonferenz zum dritten Quartal ungewohnt zurückhaltend und fast schon etwas zerknirscht. Die nun verkündete Umstrukturierung der Bank kann man praktisch als Eingeständnis auffassen, dass das traditionsreiche Geldhaus unter einem hohen Druck durch die Investoren stand.

Es ist bereits der zweite Umbau von Goldman, seitdem Salomon 2018 das Steuer übernommen hatte. Anfang 2020 hatte er das Ziel ausgegeben, mit der Marke «Marcus» ein Retailbanking-Angebot für breite Kundenschichten zu lancieren. Doch davon rückt das Management nun wieder ab.

«Wir haben gelernt, dass das Konzept einer breiten Präsenz im Verbrauchergeschäft nicht wirklich zu unseren Stärken passt», sagte Solomon am Dienstag in einem Interview mit dem Sender CNBC.

Mit den Plänen, sich aus dem Privatkundengeschäft zurückzuziehen, konzentriert sich die Bank stattdessen auf ihre traditionellen Stärken, das Geschäft mit grossen Unternehmen und reichen Investoren.

Der CEO will das Bankgeschäft mit dem Handelsgeschäft zusammenlegen. Auch die Vermögensverwaltung und das Fondsgeschäft sollen künftig eine Einheit bilden. Eine kleinere Sparte soll hauseigene Bankdienstleistungen auf Plattformen von Partnerunternehmen anbieten.

Alte Muster

Damit wird Goldman von vier auf drei Geschäftsbereiche schrumpfen. Solomon hat die Investmentbank, das Kronjuwel des Unternehmens, mit der Handelsabteilung zusammengelegt. So entsteht eine Einheit, die eher an das alte Goldman Sachs erinnert, das Salomon eigentlich versucht hatte zu entflechten. Nach der Trennung von Asset und Wealth Management im Jahr 2019 führt er auch diese Bereiche wieder zusammen.

Ein neu gegründetes Plattformlösungs-Geschäft wird die Technologie kombinieren, die Goldman zur Unterstützung von Kreditkarten für Apple und General Motors verwendet, sowie ein Online-Kreditgeschäft namens GreenSky, das es in diesem Jahr übernommen hat.

Auch im Management gibt es entsprechend einige Verschiebungen, wie die «Financial Times» berichtet. Dan Dees, Jim Esposito und Ashok Varadhan sollen das kombinierte globale Bank- und Marktgeschäft leiten. Die neue Einheit Platform Solutions übernimmt Stephanie Cohen, die zuvor die Verbraucher- und Vermögensverwaltungssparte geleitet hatte. Das kombinierte Asset- und Wealth-Management-Geschäft übernimmt Marc Nachmann, zuvor Co-Leiter der Handelsabteilung. Julian Salisbury, bisher Co-Leiter der eigenständigen Vermögensverwaltungssparte, wird Chief Investment Officer des Asset- und Wealth-Geschäfts.

Zahlen besser als befürchtet

Gemessen an der Kursreaktion der Aktie wurde der Umbau bei den Investoren gut aufgenommen. Die Titel legten spürbar zu. Einen Anteil daran hatte aber auch das Quartalsergebnis, das zwar deutlich sank, aber weniger schlimm ausfiel als befürchtet.

Der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahr um 44 Prozent auf knapp drei Milliarden Dollar ein und die Erträge um 12 Prozent auf knapp 12 Milliarden Dollar.

Im Investmentbanking betrug das Ertrags-Minus 57 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar. Demgegenüber wuchsen die Erträge im Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen um 41 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar und machten einen Rückgang im Aktienhandel mehr als wett. Die Erträge im Verbraucherbank-Geschäft beliefen sich lediglich auf 744 Millionen Dollar.

Goldman senkte die Risikovorsorge zum Vorquartal auf 515 Millionen Dollar; das ist aber dreimal so viel wie im Vorjahr.

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