Axel Lehmann drückt bei der Credit Suisse aufs Gaspedal und will so die Kosten der krisengeplagten Grossbank rascher drücken. Davon werden einzelne Bereiche der Bank stärker betroffen sein.

Axel Lehmann weilt derzeit in der Londoner City, um die Reorganisation der Credit Suisse zu erklären. Nach einem Auftritt an einem Bankengipfel der britischen Zeitung «Financial Times» am Donnerstag hat der 63-jährige Verwaltungsratspräsident tags darauf in einem Fernsehinterview mit «Bloomberg» betont, die Anstrengungen zur Umsetzung des Konzernumbaus zu intensivieren.

«Wir werden bis Ende nächsten Jahres definitiv mehr als 1,2 Milliarden einsparen. Wir versuchen also, die Umsetzung zu beschleunigen und nicht zu verzögern», sagte Lehmann. Die Bank hatte bisher in Aussicht gestellt, als Zwischenziel die Kosten bis Ende 2023 um 1,2 Milliarden Franken zu drücken.

Rascherer Stellenabbau?

Lehmann bekräftigte im Interview, dass die Abflüsse praktisch zum Erliegen gekommen sind. Kunden hätten ihm gegenüber Zuflüsse in Aussicht gestellt. «Teilweise sehen wir das bereits.» Die Bank werde weiter auf Kunden zugehen und wieder zur Normalität zurückkehren. Allerdings könne es ein wenig Zeit brauchen.

Die Kosteneinsparungen werden nach Ansicht von Analysten wahrscheinlich einen grösseren Stellenabbau zur Folge haben als zuvor für die erste Abbauphase angekündigt. Sie könnten auch die Vermögensverwaltung tangieren, also das Hauptgeschäftsfeld des Geldhauses.

Festhalten an Umbauzielen

Die Credit Suisse geht auf Anfrage von finews.ch weiterhin davon aus, dass die Bank bis Ende 2025 die Zahl der Vollzeitstellen mittels Personalabbaus und natürlichen Fluktuationen von derzeit rund 52'000 auf etwa 43’000 reduzieren wird. Ein erste Streichungsrunde im Umfang von 2’700 Vollzeitstellen oder 5 Prozent der Belegschaft der Gruppe sei im vierten Quartal 2022 bereits angestossen worden.

Mit diesen Massnahmen will die Grossbank ihre Kostenbasis bis 2025 um rund 2,5 Milliarden Franken auf etwa 14,5 Milliarden Franken senken.

Einschnitte beim Anleiheverkauf

Zu Stellenstreichungen soll es dem Vernehmen nach auch in der Abteilung für Konsortialkredite und Anleihen kommen. Demnach werde die Credit Suisse weltweit mindestens ein Drittel ihrer Stellen im Bereich Debt Sales abbauen. Die Schweizer Grossbank reduziere die Anzahl der Mitarbeiter in der Abteilung für Anleihensyndikate, welche die Preise für Anleihegeschäfte festlegt, heisst es bei «Bloomberg» mit Berufung auf mit den Plänen vertraute Personen.

Zudem würde das sogenannte Flow-Geschäft verschlankt; das Flow-Geschäft bezieht sich auf gewöhnliche Investmentbanking-Aktivitäten wie den Verkauf und Handel von Anleihen. Die Hauptlast der Kürzungen werde in Europa liegen, wo die Credit Suisse eine starke Position im Bereich der Unternehmensanleihen und Leveraged Finance hat.

Aktie löst sich vom Allzeittief

Nach Jahren der Skandale und Fehltritte des Managements ist die Credit Suisse dabei, ihr Geschäft grundlegend zu überarbeiten. Die neue Strategie sieht vor, das Kapitalmarkt-, Beratungs- und Leveraged-Finance-Geschäft in eine Boutique-Einheit unter dem Namen CS First Boston auszugliedern und das verbleibende Handelsgeschäft enger mit dem Vermögensverwaltungsgeschäft zu verzahnen.

Neben den Kosteneinsparungen ist die Credit Suisse daran, eine Kapitalerhöhung in Höhe von rund 4 Milliarden Franken abzuschliessen. Mit den Aktien der Grossbank geht es seit Mitte November 2022 abwärts. Am Freitag erholte sie sich zeitweise um über 8 Prozent vom Tiefststand bei 2.65 Franken. Der Kursverfall der CS-Aktien hatte Lehmann nicht überrascht.

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