Neben seinem Stammgeschäft will der italienische Versicherer Generali das Asset Management hochfahren. Dabei soll die Schweiz zu einem tragenden Pfeiler werden. Wie die Expansion in einem gesättigten Markt gelingen soll, erklärt Vertriebschef Edi Aumiller im Interview mit finews.ch.


Herr Aumiller, mit Generali Investments Distribution Switzerland ist unlängst ein neuer Name im Markt aufgetaucht. Was hat den italienischen Versicherer bewogen, einen Vermögensverwalter in der Schweiz zu gründen?

Unser Management will international im Asset Management weiter wachsen. Bei dieser Expansion setzt das Unternehmen auch auf ein Standbein in der Schweiz. Hinzu kommt, dass Generali Investments Partners schon Erfolge im institutionellen Geschäft in der Schweiz gesammelt hat. Hier hat das Asset Management des Versicherers in der Vergangenheit bereits mehrere Ausschreibungen gewonnen.

Sie haben lange in internationalen Unternehmen gearbeitet. Was ist ihre Rolle im neu eröffneten Schweizer Büro?

Wir sind in der Schweiz am 1. September im institutionellen und Wholesale Geschäft gestartet. Meine Hauptaufgabe ist, den Vertriebsapparat aufzubauen.

Ich bin in der neu geschaffenen Position zusammen mit Etienne De Boni für die Vertriebsaktivitäten in der Schweiz zuständig. Dabei betrachten wir vorerst namentlich Privatbanken, externe Vermögensverwalter, Family Offices und institutionelle Anleger als wichtige Abnehmer unserer Finanzprodukte.

Wie sehen denn die Wachstumspläne genau aus?

Die Vermögensverwaltungseinheit der Generali Gruppe hat Ende 2021 bekanntgegeben, dass sie mit der Vermögensanlage für Dritte bis im 2024 über 100 Millionen Euro an zusätzlichen Erträgen erzielen will. Teil des Wachstumsplans ist die Eröffnung der Schweizer Niederlassung, um unsere Präsenz vor Ort zu stärken. Wir wollen hierzulande in allen Kanälen wachsen - von den Pensionskassen, über Versicherungen, Stiftungen bis zu Banken und Family Offices.

Wie hilfreich ist die Marke Generali? Ist das Image, das viele mit einem Versicherer verbinden, ein guter Türöffner?

Der Schweizer Finanzplatz ist zwar sehr weit entwickelt. Dass Generali im Asset Management bereits aktiv ist, ist aber trotzdem noch nicht überall Allgemeingut. Vielmehr ist die Marke Generali stark mit der Versicherung verbunden.

«Die Produktelandschaft hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt»

Deshalb stehen wir nun in der Schweiz vor der Aufgabe, die Bekanntheit der Vermögensverwaltungseinheit eigenständig zu etablieren.

Wie nehmen Sie die Konkurrenz in der Schweiz wahr? Gibt es Platz für einen weiteren Asset Manager?

Der Schweizer Markt ist gross und sehr gut gesättigt. Jeder wichtige Asset Manager mit Rang und Namen ist in der Schweiz vertreten. Allerdings hat sich die Produktelandschaft in den letzten Jahren weiterentwickelt, der Anlagebedarf für gewisse Themen ist vorhanden. Hier sehen wir eine Chance.

Können Sie Beispiele nennen?

Mit Infranity haben wir eine Boutique, die erfolgreich Fremdkapitalinvestition in Infrastruktur tätigt. Hinzu kommt die begünstigte Anrechnung unter Solvency II und der Fokus auf Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit ist ohnehin eine Priorität in der ganzen Gruppe. Assicurazioni Generali hat als Pionier den weltweit ersten Green Cat Bond emittiert. Dabei wird ein Teil der Mittel, die aus der verbrieften Weitergabe von Katastrophenrisiken in der eigenen Bilanz freiwerden, in nachhaltige Projekte investiert. Ein weiteres Beispiel ist das 2021 angekündigte Projekt «Fenice 190», mit dem rund 3,5 Milliarden Euro über 5 Jahre in den nachhaltigen Wiederaufbau in der EU investiert werden.

Wie sieht das Zusammenspiel in der Vermögensverwaltungseinheit aus?

Es hat sich ein Ökosystem an Boutiquen entwickelt, worin unsere eigenen und erworbenen Vermögensverwalter trotz Mehrheitsbeteiligung bei ihren Investments autonom agieren können.

«Eine Konsolidierung unter ansässigen Wettbewerbern ist nicht unwahrscheinlich»

Umgekehrt sichert eine grosse internationale Versicherungsgesellschaft in diesem Konstrukt Stabilität, Kapital und zentrale Dienste etwa in der Distribution oder im zusätzlichen Risikomanagement. Der wichtigste Mehrwert entsteht in der Art und Weise, wie alles unter einen Hut gebracht wird.

Das hört sich an, als wollte Generali die Idee der Allfinanz neu beleben.

Zwar gehört zur Generali-Gruppe auch eine italienische Privatbank mit Banca Generali. Wir definieren uns jedoch als eingeständiger Vermögensverwalter.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Vermögensverwaltungs-Landschaft?

Der Schweizer Markt der Vermögensverwalter ist an sich schon recht gesättigt. Zudem sind die regulatorischen Auflagen eher gewachsen. Deshalb ist eine Konsolidierung unter ansässigen Wettbewerbern nicht unwahrscheinlich.

Führt das insgesamt zu einer Schrumpfung?

Nein, eher zu einer Anpassung. Der Schweizer Finanzplatz ist international so bedeutend, dass er weitere international operierende Asset Manager anziehen wird, die bisher vor Ort noch nicht vertreten waren. Ausserdem sind in der Vermögensverwaltung die verschiedenen Glieder der Wertschöpfungskette gut vertreten.

Erwächst den hiesigen Banken mit dem Vordringen von spezialisierten Vermögensverwaltern wie Generali eine neue Art der Konkurrenz?

Das sehe ich nicht so. Zwar haben einige Banken hier ebenfalls ein Asset Management, das sich sehen lassen kann. Aber wir definieren uns eher komplementär zu ihnen.

«Dass die Banken wegen den Vermögensverwaltern unter die Räder geraten, ist unwahrscheinlich»

Die Banken verstehen sich ja zuallererst auf das Zinsdifferenzgeschäft und haben darüber hinaus eine zentrale volkswirtschaftliche Bedeutung. Dass sie wegen den Vermögensverwaltern unter die Räder geraten, ist deshalb unwahrscheinlich. Aber zweifellos werden sich neue Kooperationsformen etablieren.

Gibt es in ihrem Geschäftsfeld genügend Fachleute?

Nach beruflichen Erfahrungen in verschiedenen Ländern kann ich sagen, dass der Schweizer Arbeitsmarkt im Finanzbereich sehr gut entwickelt ist und ausreichend Talente entlang der ganzen Wertschöpfungskette hervorbringt. Dabei ist vor allem die praxisnahe Ausbildung im tertiären Bereich herausragend.


Edi Aumiller ist Head of Sales Switzerland bei Generali Investments Distribution Switzerland. Mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Vermögensverwaltung und im Wealth Management verfügt er über umfassende Fachkenntnisse in den Bereichen Geschäftsentwicklung, Vertriebskapazitäten und Kundenbeziehungsmanagement und ist mit dem Schweizer Markt bestens vertraut. Aumiller begann seine Karriere bei Credit Suisse und ist Inhaber des CIIA und des CIWM.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.59%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.23%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel