Auch im Heimmarkt ist noch unklar, wer die Chefrolle der kombinierten Grossbank UBS/CS übernimmt. Sabine Keller-Busse, die amtierende Schweiz-Chefin der UBS, hat sich aber gerade nochmals für den Top-Job in Szene gesetzt.

Das Spartenresultat des Schweizer Heimmarkts nimmt sich bei der UBS wie von einem anderen Stern aus: Während der Konzern im ersten Quartal 2023 eine Rückstellung von 665 Millionen Dollar im Streit um toxische Kreditpapiere in den USA schultern musste, konnte das so genannte Personal & Corporate Banking (P&C) den Vorsteuergewinn zum Vorjahr um 40 Prozent auf 553 Millionen Franken steigern. Damit übertraf die Einheit die Markterwartungen im Vorfeld des Resultats deutlich.

Wie die Grossbank am Dienstag ausserdem vermeldete, gewann das Schweizer Geschäft im Windschatten der Notrettung der Credit Suisse (CS) fast 10’000 neue Kundinnen und Kunden und konnte fast 9 Milliarden Franken an Neugeld verbuchen, sowie 1,7 Milliarden Franken an neuen Krediten sprechen.

Raiffeisen überholen

Mit diesem Zahlenkranz empfiehlt sich auch die Schweizer Führung um Chefin Sabine Keller-Busse für die Megaübernahme, die formell noch vor dem Sommer abgeschlossen werden soll: Die UBS hat mit dem behördlich verordneten Kauf der CS vom 19. März 2023 auch deren hiesiges Business übernommen. Wie es am Dienstag hiess, will die Käuferin damit ihre Position als Schweizer Universalbank festigen. Bereits im März hatte die UBS gegenüber den Investoren angekündigt, dass sie kombiniert mit der CS die Raiffeisen Gruppe als führende Retailbank im Land überflügeln wolle.

Gleichzeitig, und teils im Widerspruch zu dieser Ambition, soll die Marke CS bis auf Weiteres erhalten bleiben. Um ein Blutbad unter den Angestellten beider Grossbanken sowie wettbewerbsrechtliche Folgen zu vermeiden, könnte sich die UBS auch überzeugen lassen, die CS Schweiz bis auf Weiteres als eigenständige Tochter zu führen. finews.ch hat einen möglichen Plan dazu unlängst skizziert.

Aufs Tempo gedrückt

Dessen ungeachtet stellt sich die Frage nach der Führung der Schweizer Universalbank – und damit unmittelbar nach der Zukunft von Chefin Keller-Busse. Interessanterweise sehen Beobachter am Finanzplatz sie nicht so fest im Sessel sitzen, wie dies nach aussen scheinen könnte. So erklärte etwa ein ranghoher Banker, der ungenannt bleiben will, dass der amtierende Schweizer Chef der CS, André Helfenstein, im Kundenkontakt wohl mehr Zugkraft für die kombinierte Bank entfalten könnte.

Laut Medienberichten ist es bereits Anfang April zu einem ersten Treffen zwischen Keller-Busse und Helfenstein in der neuen Konstellation gekommen.

Die 57-jährige deutsch-schweizerische Doppelbürgerin hat die Leitung des Schweiz-Geschäfts Anfang 2021 von ihrem Vorgänger Axel Lehmann übernommen, der später zum letzten Präsidenten der CS avancierte. Als vierte Chefin in sechs Jahren hat Keller-Busse das Steuer der grundsoliden, aber beim Gewinn vor sich hindümpelnde Sparte in die Hände genommen – und seither aufs Tempo gedrückt.

Einstmalige rechte Hand Ermottis

Unter dem vormaligen UBS-Konzernchef Ralph Hamers stand der Heimmarkt im Fokus der digitalen Transformation, und tatsächlich kann die Bank mit dem digitalen Angebot Key4 dort nun auch Zählbares vorweisen, während die Organisation dank «agiler Struktur» insgesamt schneller geworden ist.

Das alles muss Ermotti bedenken, wenn er seine neue Equipe zusammenstellt. Der neue und alte Chef der UBS hat zwar klargemacht, dass er allen Mitarbeitenden der kombinierten Bank gleiches Recht auf eine Stelle einräume, und dass es bei der CS hervorragende Kräfte gebe. Ob er gegenüber seiner einstmaligen rechten Hand – Keller-Busse diente unter Ermotti als operationelle Chefin (COO) – auf diese Linie besteht, muss sich noch weisen.

Wie der UBS-Chef am Dienstag vor den Medien erklärte, soll das neue Management bereits in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden.

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