Die Auseinandersetzung um GAM wird von allen Seiten zunehmend härter geführt. Nun meldet die Investorenallianz NewGAMe Zweifel an einem Vorzeigefonds von Liontrust an.

Der Kampf um die Schweizer Fondsgesellschaft GAM wird mit immer härteren Bandagen geführt. In der jüngsten Runde des Schlagabtauschs wendet sich die Investorenallianz NewGAMe erneut an die Übernahmekommission. Sie hat bei der Schweizer Bundesbehörde eine «letzte Frist» für das Angebot von Liontrust für GAM beantragt. Damit will die Investorengruppe, der auch Bruellan angehört, die Interessen der Aktionärinnen und Aktionäre schützen.

Die ursprüngliche Angebotsfrist von Liontrust sollte am 25. Juli enden, wurde aber von der britischen Fondsgesellschaft bereits zweimal verlängert, zuletzt bis zum 4. August, wie finews.ch berichtete.

Ein drittes Mal?

Voraussichtlich werde die «Deadline» noch ein drittes Mal verlängert, wahrscheinlich bis zum 17. August, wie die Investorengruppe in einer Medienmitteilung vom Montag schreibt. Damit werde den GAM-Aktionären die dringend benötigte Gewissheit genommen, wenn sie an der kommenden Generalversammlung des Schweizer Investmenthauses ihre Stimme abgeben, heisst es. Die Investorenallianz fordert daher eine letzte Verlängerung bis 11. August.

Der GAM-Verwaltungsrat hat das Datum der ausserordentlichen Generalversammlung auf den 18. August 2023 vorverlegt.

Bedenken gegen Liontrust-Flaggschiff

In einem offenen Brief von NewGAMe-Direktor Albert Saporta an Liontrust-CEO John Ions äussert die Investorenallianz zudem ernsthafte Bedenken über die Liquidität und das Risikomanagement eines der grössten Liontrust-Fonds. Sie führt diese Vorbehalte auch als einen von mehreren Gründen für die Ablehnung des Umtauschangebots an.

Die Rede ist vom Flaggschiff-Fonds «Special Situations Fund», dessen verwaltetes Vermögen seit Ende 2021 von 6,5 auf 4,5 Milliarden Pfund gesunken ist. Bis zu 40 Prozent könnten unter bestimmten Marktbedingungen als nicht liquide oder völlig illiquide eingestuft werden, heisst es bei NewGAMe. Bei der derzeitigen Marktliquidität könne es Jahre dauern, bis einige Positionen liquidiert werden könnten, so die Investorenallianz, die rund 9,6 Prozent der GAM-Aktien hält.

«Eigene Brände löschen»

In dem Brief an Liontrust-CEO Ions geht die Investorenallianz detailliert auf ihre Bedenken bezüglich des Flaggschiff-Fonds ein und weist darauf hin, dass in vielen Fällen die gleichen Positionen in zwei anderen Fonds gehalten werden, die vom gleichen Team verwaltet werden (UK Growth und UK Smaller Companies). Eine grössere Rücknahme in einem Fonds könnte sich daher auf die Performance der anderen Fonds auswirken, wie sie warnt.

Besorgniserregend ist nach Ansicht der Investorengruppe auch, dass die Performance sowohl des «Special Situations Fund» als auch des «UK Smaller Companies» stark mit dem Wachstum der Assets under Management korreliert. Zudem seien die drei Fonds perfekt korreliert. Ein Liquiditätsproblem in einem Fonds würde sich daher mit «ziemlicher Sicherheit» auf die anderen Fonds auswirken.

Liontrust, so schliesst Saporta seinen Brief, werde auch ohne GAM genug zu tun haben, zumal das britische Fondshaus eine Reihe eigener Brände zu löschen habe.

Ob NewGAMe mit ihrem Brief nun quasi Brandstifter oder doch vorbeugend Feuerwehr für GAM spielt, ist für Aussenstehende in dieser Auseinandersetzung, die zunehmend einer Schlammschlacht gleicht, schwer zu beurteilen.

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