Die Ernennung der Chefetage im Heimmarkt der UBS nimmt sich aus wie eine Machtdemonstration gegenüber der Credit Suisse. Doch bestimmend ist dabei nicht zwingend das Gesetz des Stärkeren.

Die gestrigen Ernennungen bei der UBS Schweiz scheinen ein deutliches Signal an die Mitarbeitenden der Credit Suisse (CS) zu senden, die noch darauf warten, dass die Integration sie erreicht: Praktisch alle wichtigen Leitungsfunktionen gehen an Managerinnen und Manager der bisherigen UBS.

Ausnahmen, welche die Regel bestätigen, sind CS-Schweiz-Investmentbanker Jens Haas, der künftig als Co-Chef mit Martin Kesselring von der UBS wirkt, sowie Reto Müller. Der ehemalige Regionalleiter bei der CS wird Risikochef im Heimmarkt der kombinierten Grossbank. Damit schneidet die Ernennungsrunde im Heimmarkt nur marginal ausgeglichener ab als jene auf Gruppenebene, wo es mit Ulrich Körner vergangenen Mai eine einzige CS-Kraft ins Topmanagement der UBS schaffte.

Kein Automatismus

Auf den ersten Blick sieht es so aus: Wenn es Doppelspurigkeiten bei der kombinierten Bank gibt, machen in der Regel Kader der UBS das Rennen. Ausnahmen werden scheinbar nur dann gemacht, wenn das bestehende CS-Geschäft mehr Reichweite hat. Es würde also bei der Integration das Gesetz des Stärkeren gelten, was angesichts des von Bund und Behörden verordneten Zwangsverkaufs unbestritten die UBS ist.

Dass ein Automatismus existiert, bei dem CS-Mitarbeitende stets Zweitplatzierte sind, wird im Umfeld der UBS vehement bestritten. Wäre dies der Fall, würde das auch der Zusage von Konzernchef Sergio Ermotti diametral zuwiderlaufen, das Unternehmen werde die Eignung sämtlicher Mitarbeitenden prüfen – ganz gleich, ob diese heute im Dienst der UBS oder der CS stehen.

CS-Prominenz bereits weg

Im Falle der CS Schweiz ist ausserdem anzumerken, dass Keller-Busse bei der Reorganisation des Heimmarkt auf einige Lücken stiess. Erfahrene und durchaus prominente Manager und Managerinnen hatten die einstige Swiss Bank der CS bereits verlassen. Zu denken ist etwa an den früheren Private-Banking-Chef Serge Fehr, Anke Bridge-Haux, die Ex-Chefin des Retailbanking, oder der langjährige Firmenkunden-Leiter Andreas Gerber.

Als einsame Kraft des Managements der früheren Swiss Bank bleibt André Helfenstein übrig. Er wird als CS-Schweiz-Chef die Integration der UBS-Tochter koordinieren, bis diese im Jahr 2025 ganz verschwindet.

Revidiertes Sparziel

Das zeigt, dass bei der CS-Integration wohl noch ein weit mächtigeres Gesetz gilt: jenes der Geschwindigkeit. Die Übernahme ist mit einem Enddatum versehen. Und auch wenn dieses noch Jahre in der Zukunft liegt, ist der Zeitplan der UBS ambitioniert. Vergangenen August hat die Grossbank erklärt, statt wie zuvor geplant 8 Milliarden Dollar bis ins Jahr 2027 neu 10 Milliarden Dollar bis ins Jahr 2026 einzusparen.

Die Kosten müssen also schneller und stärker fallen.

Da der wichtigste Aufwandposten bei Banken traditionell das Personal ist, muss seither allen Mitarbeitenden der kombinierten Grossbank klar sein, was es geschlagen hat: Jobs werden weggespart, und dies mit gesteigertem Tempo. Der Stellenabbau wird vermutlich auch in der Schweiz weit über die bis zu 3’000 Entlassungen hinausgehen, die vom Bankmanagement jüngst für den Heimmarkt angekündigt wurden.

Unerbittliches Timing

Das Gesetz der Geschwindigkeit ist unerbittlich und zwingt die UBS-Führung auch, sich auf vertraute Kräfte zu verlassen. CEO Ermotti formulierte es vor einigen Wochen so: «Ich muss die Umsetzungsrisiken minimieren und Personen wählen, von denen ich weiss, dass sie mit unserer Herangehensweise vertraut sind.» Für Experimente, so der 62-jährige Bankchef weiter, bleibe keine Zeit.

Selbst die Gültigkeit der 1:3-Regel, wonach bei Übernahmen mindestens ein Drittel des Personals der übernommenen Firma beim Unternehmen bleibt, um den Betrieb zu sichern, wird von Beobachtern bei der CS-Integration mittlerweile in Zweifel gezogen.

8'000 Abgänge im ersten Halbjahr

Gut möglich deshalb, dass nach den Ankündigung vom Wochenbeginn nochmals ein Ruck durch die Belegschaft des Bankenkolosses geht: Laut Angaben der UBS haben im ersten Halbjahr weltweit rund 8'000 Mitarbeitende die Grossbank verlassen, was die Aufgabe der Kostensparer bereits erleichtert haben dürfte.

Die Entwicklungen auch der jüngsten Tag deuten daraufhin, dass es nicht dabei bleiben wird: Allein am (gestrigen) Montag haben die Schweizer Privatbanken Julius Bär und EFG International jeweils für sich ehemalige CS-Mitarbeitende willkommen geheissen.

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