Der Artikel «Verzerrte Optik bei Schweizer Asset Managern» hat in der Branche hohe Wellen geschlagen – insbesondere das aus einer Studie stammende Fazit, Schweizer Anbietern fehle es an Innovationskraft. Tatsächlich gibt es auch positive Beispiele.

Die vom Beratungsunternehmen zeb und vom Swiss Finance Institute (SFI) diese Woche publizierte «Asset Management Studie Schweiz 2015» zeichnete ein kritisches Bild der hiesigen Asset Manager. Im Artikel «Verzerrte Optik bei Schweizer Asset Managern» nahm finews.ch unter anderem den Punkt der mangelnden Innovationskraft im Schweizer Asset Management auf.

Die Reaktionen auf den Artikel waren differenziert: Die Studienergebnisse wurden an sich nicht angezweifelt, wohl aber das pauschale Fazit der fehlenden Innovationskraft im Schweizer Asset Management.

Branche wird von Ausländern dominiert

Tatsächlich ist die Asset-Management-Landschaft in der Schweiz so vielfältig und heterogen, dass das Fazit in Frage gestellt werden darf.

Mag sein, dass die Dominanz der US-Riesen Blackrock, Vanguard oder State Street, die mit ihren Innovationen für passive Anlagestrategien eine völlig neue Realität unter institutionellen Anlegern geschaffen haben, das Fazit in der Studie beeinflusst haben.

Vernachlässigung bei Grossbanken

Zudem wird auch das aktive Asset Management mit Fonds von ausländischen Anbietern wie Fidelity und Allianz beherrscht, nachdem die grössten Schweizer Anbieter UBS und Credit Suisse ihnen das Feld überlassen haben.

Bei den Grossbanken war das Asset Management lange die Produkteküche für die eigenen Kunden – der Anreiz für Innovationen blieb somit gering.

Viel Know-how und unternehmerischer Mut

Doch im Schatten der Grossen hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der Schweizer Asset-Management-Szene dennoch viel getan, dank Know-how, unternehmerischem Mut – und einem innovativen Geist.

Hier sind einige Beispiele:

Marc Gugerli und sein Fonds Gold2000
Die Aktienmärkte boomten und die Hoffnungen der Finanzmärkte lagen auf der New Economy, als sich Marc Gugerli selbständig machte, weil er sich «aus einem Bauchgefühl heraus» für Gold zu interessieren begann.

Als Anlageklasse war das Edelmetall Mitte der 1990-er Jahre drauf und dran, in der Versenkung zu verschwinden. Aber der ehemalige UBS-Banker war überzeugt, dass Gold, welches während Jahrhunderten als Gegenwert von Papiergeld gedient hatte, nicht verschwinden werde.

Der von ihm mit gegründete Fonds Gold2000 war bis vor wenigen Jahren der grösste weltweit, der mit physischem Gold hinterlegt war. Seine Idee wurde mehrfach kopiert – physisch hinterlegte Goldfonds wurden zu einem Branchenstandard.

Nachhaltiges Investieren – die SAM Group
Gegründet hat das Unternehmen Reto Ringger 1995, und der Name ist Programm: Sustainable Asset Management – heute RobecoSAM. Damals war nachhaltiges Investieren, also Anlegen unter Berücksichtigung gesellschaftlich-sozialer und ökologischer Kriterien, so gut wie unbekannt.

Ringger und sein Team entwickelten Methodik und Bemessungsgrundlagen für nachhaltiges Investieren. Sie riefen die «Dow Jones Sustainability» Indizes ins Leben und schufen mit ihnen einen Branchenstandard.

SAM wuchs zu dem globalen Spezialisten für nachhaltiges Investieren und fand mit der Bank Sarasin oder auch Pictet Nachahmer. Der Ruf von SAM hallte bis zum früheren Vordenker der Klimabewegung und US-Spitzenpolitiker Al Gore, der mit Ringger 2003 sogar über eine Übernahme verhandelte.

Heute gehört der Asset Manager RobecoSAM zur japanischen Orix Corporation. Aber Sitz und die Wurzeln sind schweizerisch.

Rolf Banz und die Small-Cap-Prämie
Jeder einigermassen versierte Investor weiss heute: Aktien von Unternehmen mit geringerem Börsenwert – Small Caps – liefern periodisch bessere Renditen als Large-Cap-Aktien. Es existieren hunderte von Small- und Midcap-Fonds, welche auf diesen Effekt setzen.

Erstmals wissenschaftlich bewiesen hat ihn ein Schweizer: Rolf Banz. Der Akademiker und Finanzexperte – und finews.ch-Autor – publizierte 1980 seine Studie zum «Grössen-Effekt» und schuf damit im Asset Management ein eigenes Aktiensegment. Die Lorbeeren dafür holen sich heute noch die beiden US-Nobelpreisträger Eugene Fama und Kenneth French. Doch die Innovation stammt von einem Schweizer.

Die Fisch-Brüder und die Wandelanleihe
Fisch Asset Management ist ein Schweizer Musterbeispiel einer Asset-Management-Boutique: Sie macht nicht viel, aber dafür gut. Nämlich Asset Management mit Wandelanleihen. Die Idee hatten die Brüder Pius und Kurt Fisch vor über 20 Jahren.

Heute ist Fisch Asset Management der Anbieter in der speziellen Nische der Wandelanleihen, verwaltet 9 Milliarden Franken, zählt annähernd 70 Mitarbeiter und treibt nun seine Internationalisierung voran.

Ursprung war die Überzeugung der beiden, dass die Wandelanleihe ein gutes Investment ist und darum das Interesse institutioneller Anleger wecken muss. Kopiert wird diese Schweizer Asset-Managment-Innovation immer wieder.

Partners Group und der Privatmarkt
Partners Group ist eine der grossen Erfolgsgeschichten auf dem Schweizer Finanzplatz – und im Schweizer Asset Management. Das von Alfred Gantner, Urs Wietlisbach und Marcel Erni 1996 gegründete Unternehmen hat sich eine Anlageklasse zur Domäne gemacht, die einen extrem hohen Grad an Spezialisierung erfordert: Vermögenswerte im Privatmarkt.

Partners Group investiert weltweit in Unternehmen, Immobilien, Infrastruktur und auch in illiquide Anlagen wie Schulden.

Die Innovation: Asset Management abseits der schwankungsanfälligen Kapitalmärkte betreiben und dazu ein Research schaffen, das weltweit nach den besten Ideen sucht.

Thomas Braun und Georg von Wyss – «Value»-Investoren
Erfunden haben sie das «Value»-Investieren nicht, Thomas Braun und Georg von Wyss sowie ihr Partner Erich Müller. Das war Benjamin Graham.

Aber BWM, wie die nach ihnen benannte Asset-Management-Boutique heisst, zählt unbestritten zu den besten der Welt in ihrem Fach.

Sie haben das Asset-Management-Gen: Das kompromisslose und beharrliche Verfolgen einer Idee, eines Stils und einer Überzeugung. Bei BWM ist es das «Value»-Investing – oder vielmehr das «deep-Value»-Investing.

Denn BWM graben tief, um versteckte Werte zu finden, die sie zu einem günstigen Preis kaufen können. Die Innovation: BWM sind die Schweizer Vertreter und global anerkannte Experten dieses Investment-Stils.

CEAMS – die echten Quality-Investoren
Gegenüber der Value-Spezialisten BWM, die ihren Sitz in Wollerau haben, sitzen in Meilen auf der anderen Seite des Zürichsees die Quality-Spezialisten von CEAMS CE Asset Management.

Kaum ein Asset Manager auf der Welt würde von sich sagen, er investiere nicht in Qualität. Aber CEAMS und die beiden Gründungspartner Philipp Weckherlin und Markus Hepp haben daraus einen Investment-Stil geformt.

Das Thema Qualität gibt es im betriebswirtschaftlichen Kontext schon lange. Bruce Henderson, der Gründer der Boston Consulting Group, hat in den 1970-er Jahren definiert, was Qualität in einem Unternehmen ausmacht.

Weckherlin und Hepp haben dies systematisch in Aktien- und Anlagelösungen umgesetzt. Sie selber bezeichnen sich nicht als besonders innovativ, da CEAMS nur ökonomische Grundsätze für ihr Asset Management anwendet.

Dennoch: CEAMS – sie gehören seit vergangenem Jahr zu Vescor, dem Asset-Management-Arm der Raiffeisen Gruppe – hat im Quality-Style-Investing den internationalen Standard gesetzt.

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