Seit die geldpolitischen Massnahmen der Zentralbanken ihre Wirkung kaum mehr entfalten, treffen viele Schweizer Vermögensverwalter Vorkehrungen. Sie investieren verstärkt in «sichere» Anlagen.

Die anhaltende Volatilität an der Börse, die zunehmend wirkungslose Geldpolitik der Notenbanken sowie die Zurückhaltung vieler Kunden führen dazu, dass sich die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz defensiv ausrichten. In ihren Musterportefeuilles hat der Sicherheitsaspekt einen grösseren Stellenwert erhalten.

Dies geht aus dem neusten Aquila Vermögensverwalter Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen. An der jüngsten Umfrage beteiligten sich gut 120 Personen.

Angesichts der unsicheren Situation rechnet mittlerweile fast ein Drittel (31 Prozent) aller befragten Vermögensverwalter in den nächsten drei Monaten mit rückläufigen Kursen im Swiss Market Index (SMI). Mitte Jahr waren es erst 28 Prozent gewesen (vgl. nachfolgende Grafik).

SMI 500

Die Ernüchterung offenbart sich auch in Europa, wo 36 Prozent (Vorquartal: 32 Prozent) der Umfrageteilnehmer tiefere Kurse im EuroStoxx50 erwarten. Beim S&P500 in den USA gehen inzwischen 34 Prozent (Vorquartal: 32 Prozent) der Befragten von tieferen Kursen aus.

Deutliche Veränderungen

Mit Blick auf die Zinsentwicklung gehen mittlerweile 45 Prozent der Befragten (Vorquartal: 36 Prozent)  von steigenden Zinsen bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen aus. Dies ist als deutliche Veränderung zu interpretieren.

Demgegenüber fallen die Prognosen für Deutschland uneinheitlich aus: 26 Prozent der Umfrageteilenehmer (Vorquartal: 23 Prozent) gehen von tieferen Zinsen bei den 10-jährigen Staatsobligationen aus, während 16 Prozent der Befragten (Vorquartal: 8 Prozent) eine Zinserhöhung in den nächsten drei Monaten erwarten. Klar ist einzig, dass nur noch 58 Prozent der Vermögensverwalter von einer unveränderten Zinssituation ausgehen, während es vor drei Monaten noch 69 Prozent gewesen waren. 

In der Tendenz tiefere Zinsen

In der Schweiz gehen nur noch 62 Prozent der Befragten (Vorquartal: 77 Prozent) von gleichbleibenden Zinsen aus. Der Anteil jener Vermögensverwalter, die eine Veränderung erwarten, stieg in den vergangenen drei Monaten auf 38 Prozent (Vorquartal: 23 Prozent). Dabei deutet die Tendenz eher auf tiefere Zinsen hin (vgl. nachfolgende Grafik).

Zinsen 500

Stabiler Euro zum Franken

Bei den Währungen geht eine klare Mehrheit von 60 Prozent der befragten Vermögensverwalter (Vorquartal: 49 Prozent) von einem nunmehr stabilen Euro gegenüber dem Franken aus. Im Vergleich zum Dollar dürfte sich die europäische Einheitswährung allerdings weiter abschwächen, während das Verhältnis Dollar/Franken eher auf eine Aufwertung des «Greenback» hindeutet (vgl. nachfolgende Grafik).

Wahrungen 500

Mehr Obligationen in den Portfolios

Auf Grund der eingangs beschriebenen Rahmenbedingungen haben viele unabhängige Vermögensverwalter ihre Portefeuilles noch verstärkt «auf Sicherheit» ausgerichtet. Das äussert sich vor allem darin, dass sie ihre Quoten in Obligationen (Bonds) deutlich erhöht haben.

Allocation 500

Konkret präsentiert sich die Zusammensetzung wie folgt: Der Anteil an Aktien beträgt nun 40 Prozent (unverändert zum Vorquartal), derjenige der Obligationen 30 Prozent (Vorquartal: 29 Prozent), während die Liquidität 15 Prozent (unverändert zum Vorquartal) ausmacht.

Unverändert rund 10 Prozent machen Alternative Anlagen aus, während der Anteil an Gold und andere Edelmetalle 5 Prozent (Vorquartal: 6 Prozent) beträgt, wie der AVI-Umfrage weiter zu entnehmen ist (vgl. obige Grafik).

Ein Blick in die nahe Zukunft

Bis in drei Monaten rechnen die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz mit einem SMI von 8'100 (Vorquartal: 8'100), einem deutlich höheren Goldpreis von 1'390 Dollar die Unze (Vorquartal: 1'300 Dollar), einer Parität beim Währungspaar Dollar/Franken (unverändert) sowie mit einem Wechselkurs von 1.10 Franken je Euro (Vorquartal: 1.08 Franken).

• Der nächste AVI erscheint Anfang Januar 2017.