Nach Apple und Alibaba dringt der Internet-Riese Facebook in den europäischen Zahlungsmarkt vor. Für die traditionellen Anbieter wird es eng.

Facebook entert den europäischen Zahlungsverkehr von Westen her. Wie das Branchen-Portal «Cointelegraph» berichtete, hat die irische Zentralbank einem Facebook-Tochterunternehmen kürzlich eine E-Geld-Lizenz erteilt. Damit hat der kalifornische Social-Media-Riese freie Bahn für Angebote im Bereich Social Payment, namentlich in Zahlungen von Nutzern untereinander (Peer-to-Peer P2P).

Aufgepropfte Bezahlfunktion

Da Irland EU-Mitglied ist, kommt die Lizenz einem Pass für Aktivitäten im ganzen Unionsgebiet gleich. Wie zuvor in den USA können die Bezahlfunktion sozusagen auf die Messenger-Funktionen von Facebook «aufgepfropft» werden. Damit, folgert der Bericht, bietet Facebook jeder europäischen P2P-App die Stirn.

In der Schweiz wird die helvetische Bezahl-App Twint bei der Lancierung im nächsten Jahr ebenfalls über P2P-Dienste verfügen.

SIX spannt mit Alibaba zusammen

Mit dem Vorstoss von Facebook zeichnet sich die Bedrohung für die angestammten Player im europäischen Zahlungsverkehr nochmals deutlicher ab. Letzten Sommer lancierte der IT-Riese Apple seine Bezahl-App Apple Pay auch in der Schweiz. Wie auch finews.ch berichtete, soll mit Alipay des chinesischen E-Commerce-Anbieters Alibaba die am meisten genutzte Bezahl-App überhaupt ab 2017 europaweit angeboten werden.

Partner von Alipay bei der Offensive ist dabei ausgerechnet die Schweizer Börsenbetreiberin SIX.

Noch ist auch Facebook bei seiner P2P-Lösung auf Konti bei Banken angewiesen. Doch sollte es den branchenfremden Konkurrenten gelingen, sich erfolgreich zwischen Kunden und Geldhäuser zu drängen, wird es definitiv eng für die angestammte Finanzbranche.

Schon länger macht das Diktum die Runde, dass es Banking immer brauchen werde – jedoch nicht zwingend die Banken.

Stellen-Offensive trotz «Brexit»

Die Ambitionen in Europa unterstreichen die amerikanischen IT-Riesen derweil mit kräftigen Ausbauten. Wie unter anderem die britische Zeitung «Telegraph» berichtete, will Facebook in Grossbritannien allein 500 neue Stellen schaffen. Rivalin Google plant ihrerseits ein neues Londoner Hauptquartier und möchte dort bis 2020 rund 3'000 neue Mitarbeitende beschäftigen.

Dies, während sich auch Schweizer Banken nach dem «Brexit»-Votum Gedanken über einen Teilrückzug aus der Themesstadt machen. Das mag reiner Zufall sein – könnte aber genausogut als ein böses Omen für die Finanzbranche gelesen werden.

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