Die Asset Manager der Nationalbank investieren gewaltige Summen. Um den Verdacht politischer Einflussnahme auszuräumen, ist sie ein passiver Investor – und muss dafür Prügel einstecken.

Die Schweizer Grossbanken mussten diese Woche mal wieder viel Kritik einstecken dafür, dass sie die Förderung von fossilen Energieträgern finanzieren. Eine Gruppe von NGOs publizierte am Mittwoch eine Liste von Finanzinstituten, die weltweit diese Industrien mit ihren Investitionen unterstützen. Die UBS und Credit Suisse sind beide stark exponiert in solchen Projekten.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB), welche mit einem Aktienportfolio von 150 Milliarden Schweizer Franken mittlerweile zu den Grossinvestoren zählt, fliegt derweil etwas unter dem Radar – aber dies ändert sich unweigerlich.

So haben die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) und die Jungen Grünen letztes Jahr eine Initiative eingereicht, welche ein Verbot von Investitionen in Firmen zum Ziel hat, welche mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes mit der Herstellung von Kriegsmaterial erwirtschaften.

Mit den Schülerdemonstrationen für ein stärkeres politisches Engagement gegen den Klimawandel ist es mehr als wahrscheinlich, dass weitere Vorstösse, welche das Asset Management und  Investitionen in klimaschädliche Aktivitäten betreffen, folgen werden. Die SNB hat sich im letzten Jahresbericht gegen die GSoA-Initiative ausgesprochen, in Übereinstimmung mit dem Bundesrat.

SNB: Neutrale Politik

Anders als Banken oder unabhängige Asset Manager versucht die SNB eine neutrale Investitionsstrategie umzusetzen. Konkret investiert sie prinzipiell in Übereinstimmung mit Aktienindexes und lehnt jegliches «Stock Picking» ab.

«Wir möchten nicht die Standards in einem politischen Sinne setzen», erklärte Andréa Mächler, Mitglied des SNB-Direktoriums, an einer Veranstaltung der Swiss Funds and Asset Management Association am Freitag in Bern. «Wir halten uns an breit abgestützte Kriterien».

Was bedeutet breit abgestützt?

Die SNB investiert nicht in Firmen, welche grundlegende Menschenrechte massiv verletzen, systematisch gravierende Umweltschäden verursachen oder in die Produktion international geächteter Waffen involviert sind. Die Investitionen der SNB widerspiegeln also prinzipiell die gängigen Aktienindexes, aber die Asset Manager der Bank schliessen bestimmte Firmen nach eingehender Prüfung aus.

«Diese Kriterien entsprechen den akzeptierten Schweizer Werten», so Mächler. Die Frage ist da natürlich, wie eng oder weit solche Werte definiert werden, respektive wer auf welchem Weg solche Kriterienkataloge erstellt. Die SNB sieht sich eindeutig in einer passiven Rolle – sie vollzieht, was sich gesellschaftlich durchgesetzt hat. Und riskiert damit, immer wieder unter Beschuss zu geraten.

Das Problem beginnt beim Schweizer Franken

Diese Position hat sie aber erst in jüngster Vergangenheit erlangt, da sie im Zuge der Bilanzausweitung auch Investitionen in Aktien in ihr Instrumentarium aufnahm. Die Bilanz aber wurde nur deshalb ausgeweitet, weil die SNB mit massiven Interventionen den Franken vor einer weiteren Aufwertung schützen wollte.

Deshalb ist die Bilanz – plakativ gesagt – letztlich ein Fremdwährungsberg. Und weil die SNB diese Mittel naturgemäss nicht wieder in Franken anlegen kann, besteht das Aktienportfolio ausschliesslich aus ausländischen Titeln. Zudem, um jegliche Interessenskonflikte zu vermeiden, hat sie Investitionen in mittlere und grosse Banken ausgeschlossen.

Jemand trägt das Risiko

Zur Frage, wann die SNB anfangen werde, ihre Bilanz zurückzufahren, antwortete Mächler, dass es für die Bevölkerung wichtig sei zu verstehen, dass die SNB heute die Risiken trage, welche der Privatsektor nicht mehr trage wolle.

Letztlich sei aber nicht der Franken das Mandat der SNB, sondern die Preisstabilität. Sobald die Wirtschaft eine höhere Zinsrate tragen könne, werde die Bank ihren Leitzins auch erhöhen. «Wir könnten aber durchaus wieder in eine Deflation geraten», so Mächler. «Deshalb brauchen wir heute eine expansive Geldpolitik».

Gerade gestern Donnerstag hatte die SNB bekanntgegeben, dass der Leitzins bei minus 0.75 Prozent belassen wird und gleichzeitig ihre Inflationsprognose nach unten korrigiert.

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