Mangelnde Liquidität im Bankensystem sei nicht das Problem der aktuellen Corona-Krise , sagt Stefan Gerlach, Chefökonom der EFG Bank, in einem Interview mit finews.ch. Er empfiehlt den Zentralbanken, die Kapitalanforderungen der Banken zu senken.


Herr Gerlach, haben die von den Zentralbanken beschlossenen Massnahmen zur Sicherstellung der Liquidität vom Sonntag ihre Wirkung verfehlt? Die Aktienmärkte sind im Ausverkaufsmodus geblieben.

Ja – und dies bedeutet letztlich, dass die Liquidität eben nicht das Problem ist. Wenn sie es wäre, hätte die Ankündigung vom Sonntag wohl eine grosse Veränderung im Markt bewirken können. Die Liquidität könnte im Verlauf der Krise zu einem Problem werden, aber gegenwärtig ist sie es nicht.

Was hat den massiven Ausverkauf ausgelöst?

Offenkundig das Virus an sich! In einer Finanzkrise ist das Problem im Bankensystem zu finden. Aber dies ist nicht die Situation, wie sie sich uns jetzt präsentiert.

Was wir jetzt haben, ist ein Schock für die reale Wirtschaft, ähnlich vielleicht wie es der Ölpreisschock in 1974 war. Im Fall eines Schocks im Finanzmarkt macht es Sinn, Liquidität ins System zu pumpen, weil Finanzinstitutionen einen grossen Bedarf danach haben. Aber jetzt haben wir keinen Mangel an Liquidität, der die Krise anheizt. Der Crash der Märkte ist vielmehr so etwas wie ein Kollateralschaden der Gesundheitskrise.

«Die Zahl der Infizierten steigt so rapide an, dass wir für eine Lösung zwingend unsere Gesellschaft zum Stillstand bringen müssen»

Der Kern der Krise ist das Virus und die dadurch ausgelöste Reduktion von Konsum und Investitionen. Die Wirtschaft kommt aus diesen Gründen zum Stillstand. Deshalb ist die monetäre Politik auch nicht ein besonders wirksames Instrument, um die Krise beenden zu können.

Werden wir eine Rezession erleben?

Die Zahl der Infizierten steigt so rapide an, dass wir für eine Lösung zwingend unsere Gesellschaft zum Stillstand bringen müssen. Die Firmen werden deshalb keine Arbeiter mehr in den Fabriken haben und dies wird zu einer tiefen, globalen Rezession führen.

Der Aufschwung, den wir in China sehen, reicht also nicht, um die Weltwirtschaft durch die Krise zu bringen?

Wenn die Menschen hier nicht mehr einkaufen gehen, wenn die Firmen nicht mehr investieren, gibt es zwangsläufig eine Rezession, unabhängig davon, was in China gerade geschieht.

Wie tief wird die Rezession werden?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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