Das Land am Polarkreis hat die Abkehr von seiner riskanten Strategie gegen das Coronavirus besiegelt und der Regierung die Mittel in die Hand gegeben, eine striktere Linie zu fahren. Die Politik des Vertrauens in die Vernunft des Einzelnen scheint damit gescheitert.

Der Versuch der schwedischen Behörden, der Pandemie mit einer weniger strikten Politik beizukommen, ist gescheitert. Dies wurde zwar schon vor Monaten deutlich, aber die formelle Bestätigung kam übers Wochenende mit dem Inkrafttreten eines befristeten, speziellen Covid-Gesetzes.

Das neue Gesetz erlaubt es der Koalitionsregierung von Stefan Löfven, gezieltere Massnahmen zu ergreifen und Bevölkerung, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen Einschränkungen aufzuerlegen, welche sie als geeignet erachtet, um das Virus zu stoppen. Vor allem kann die Regierung nun von der Politik der Empfehlungen auf eine von Anweisungen umschwenken.

Tegnell's oder Schweden's Weg?

Und die Regierung hat das neue Instrument auch gleich benutzt, um eine Reihe von Regeln einzuführen, welche primär die Nutzung von Sporteinrichtungen, Läden und Einkaufszentren regelt und begrenzt. Solche Regeln kennt die Welt nun schon seit vielen Monaten, es geht um Fragen wie zum Beispiel, wie viele Leute gleichzeitig in einer Bibliothek sein dürfen.

Damit ist auch klar, dass nicht mehr Anders Tegnell, der mittlerweile weitherum bekannte Chefepidemiologe, sondern die Regierung das Heft in der Hand hält. Tegnell’s Credo, mit möglichst geringen Einschränkungen durch die Pandemie zu kommen, mag zwar auf den ersten Blick sehr attraktiv erscheinen, hat aber dem dünn besiedelten Land hohe Infektions- und Opferzahlen beschert.

Innernordische Rivalitäten

Schweden, ein Land von gut 10 Millionen Einwohnern, hatte bis am vergangenen Freitag 489'000 Infizierte und 9'433 Todesopfer zu beklagen. Während die Schweiz im Vergleich ähnlich (schlecht) abschneidet, sind es die nordischen Nachbarländer, welche den Schweden das Scheitern ihrer Strategie um die Ohren gehauen haben.

Dänemark, Norwegen und Finland zählen zusammen 2'628 Todesopfer, bei mehr als doppelt so vielen Einwohnern (alle drei zusammen zählen rund 22 Millionen Einwohner). Alle vier Länder sind reich, dünn besiedelt und haben eine Tradition von gut ausgebauten öffentlichen Dienstleistungen (inklusive Gesundheitssektor).

Es hat sich wohl kaum «gelohnt»

Auch wenn vom Schweizer Finanzminister prominent ins Spiel gebrachte «Güterabwägung» – also die Betonung der finanziellen Kosten einer im Sinne der Pandemieabwehr stärkeren Einschränkung des öffentlichen Lebens – schon längst als Ausdruck eines zynischen Zeitgeistes entlarvt wurde, soll im Ansatz die Frage beantwortet werden, ob sich die laxe Einstellung für Schweden wenigstens finanziell «ausbezahlt» hat.

Ein Blick auf die Wachstumsprognosen der EU-Länder suggeriert hier, dass die Schweden tatsächlich eine vergleichsweise günstige Entwicklung verzeichneten, auch wenn die vorliegenden Zahlen mit grosser Vorsicht zu geniessen. So dürfte das Negativwachstum letztes Jahr weniger ausgeprägt ausgefallen sein als in anderen Staaten der EU. Aber hier lohnt es sich gewiss, die Langzeitstudien abzuwarten. Ein langsames Herabfahren der Wirtschaft könnte eventuell zu einer Verlängerung der jeweilige Wellen und der damit verbundenen wirtschaftlichen Konsequenzen führen, wie gewisse Ökonomen gewarnt haben.

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