Juerg Hunziker will sich auch nach der Abgabe des CEO-Postens bei Avaloq die Hände schmutzig machen, wie er im Interview mit finews.ch sagt. Tokenisierung und Kryptowährungen werden den Bankensektor nochmals transformieren.


Herr Hunziker, Sie hatten während Ihrer drei Jahre als CEO von Avaloq eine lebhafte Zeit. Warum bleiben Sie nach Ihrem Abgang bei Avaloq?

Im Laufe einer Karriere baut man sehr viel Know-how und Expertise auf, und wenn man dann in eine CEO-Rolle kommt, wird man hauptsächlich von Belangen absorbiert wie Personalsachen oder Buchhaltungs-Probleme. Was aber eine Firma aber effektiv weiterbringt, ist die Zeit, die man den Kunden widmet.

Also werden Sie sich wieder dem Kundengeschäft widmen?

Unsere Industrie verändert sich mit Lichtgeschwindigkeit. Ich beobachte viele Banker, die grosse Schwierigkeiten haben, eine Strategie und ein Bild ihrer Bank für die nächsten zwei, drei oder auch fünf Jahre aufzuzeigen. Ich kann, zumindest von einem technologischen Standpunkt aus, eine neutralere Beratung bieten als je zuvor.

Dann werden Sie ein Avaloq-Botschafter?

Ich bitte Sie, nennen Sie mich nicht Frühstücks-Direktor, der viel Zeit mit ausgedehnten Mittagessen verbringt. Ich möchte meine Hände schmutzig machen, Teil der Organisation bleiben.

Sie haben öfters auch die mangelnde technologische Expertise in den Führungsetagen der Privatbanken hingewiesen.

Das ist vor allem in Europa der Fall. Die UBS hat mit der Ernennung von Ralph Hamers zum CEO ein Statement abgegeben. Doch in der Regel hat ein Banken-CEO seine Karriere nicht in der IT gemacht.

«In den nächsten zwei Jahren wird es auch im Private Banking geschehen»

Vontobel-CEO Zeno Staub hat einen Background in der Informatik. Ich finde, das macht sich in der heutigen Vontobel bemerkbar.

Wie lange wird es noch dauern, bis ein Tech-Manager CEO einer Schweizer Privatbank wird?

Wir konnten solche Nominationen bereits im Asset Management, im Retailbanking und auch im Kapitalmarktgeschäft beobachten. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten zwei Jahren auch im Private Banking geschehen wird.

Die Corona-Pandemie hat bei den Banken höhere Investitionen in die Digitalisierung ausgelöst. Was steckt hinter dieser Bewegung?

Die Investitionen zielen inzwischen mehr auf das Kundenengagement und weniger auf die Kernsysteme. Innerhalb der Banken wird heftig darüber diskutiert, welche Art von Kunden der Bank effektiv Erträge bringt. Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit einen Kantonalbanker. Von 280'000 Kunden hat diese Bank 60'000, welche sie effektiv Geld kosten, weil sie nur ein Barkonto unterhalten. Ich schätze, darunter leiden auch andere Banken wie etwa die Postfinance. 

Müssten sich die Schweizer Privatbanken nicht stärker um die Affluent-Kundschaft kümmern?

Meiner Meinung nach werden die Banken um diese Kunden am härtesten kämpfen müssen. Denn hier liegt das grösste Potenzial brach. Es wächst nun eine Generation von Kunden heran, die fragen werden: Warum erhalten nur UHNW-Kunden Zugang zu Private-Equity-Investments?

Das ist kein neues Phänomen.

Das nicht, aber diese Klientel wird tokenisierte Assets kaufen, wenn sie die Dienstleistung auf dem traditionellen Weg nicht erhalten. Der Hype um Tokenisierung und Kryptowährungen, eigentlich die Demokratisierung der Vermögensverwaltung, wird die nächste Transformationsrunde in der Bankenlandschaft einleiten.


 Juerg Hunziker war die letzten drei Jahre CEO beim Bankensoftware-Dienstleister Avaloq. Kommenden Monat übergibt der den Job an Thomas Beck und Martin Greweldinger, die als Co-CEO amtieren werden. Hunziker startete seine Karriere als Devisenhändler bei der UBS und arbeitete über 25 Jahre bei der Software-Firma Sungard. 2015 wechselte er zu Avaloq.

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