Der Goldpreis ist kurzfristig so tief gefallen wie fast seit einem Jahr nicht mehr. Was den Anlegern den Appetit aufs Edelmetall verdirbt.

In der Nacht auf Montag hat der Goldpreis mit einem kräftigen Einbruch überrascht. Innerhalb von Minuten ging es schlagartig um rund 60 Dollar oder rund 4,4 Prozent nach unten – die Agentur «Bloomberg» sprach diesbezüglich schon von einem «Flash-Crash». Der Kurs fiel bis auf rund 1'690 Dollar, den tiefsten Stand seit letztem März, und kam dem tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr nahe, bevor eine Erholung einsetzte.

Grund für die Flucht der Anleger aus dem Edelmetall waren die deutlich besser ausgefallenen Daten vom Arbeitsmarkt in den USA vom vergangenen Freitag. Während die Aktienmärkte bei den Substanzwerten davon profitieren konnten und dies als weiterer Aufwärtsindikator für die Konjunktur gewertet wurde, wirkte der Impuls an der Zinsfront und bei den Rohstoffen in die entgegengesetzte Richtung.

Stopp-Loss als Verstärker

Der deutliche Ausschlag beim Goldpreis, und der mit minus 7 Prozent noch kräftigere Einbruch beim Silberpreis, wird von Marktbeobachtern auf Stopp-Loss Trades zurückgeführt. Zudem gebe es in dem üblicherweise ruhigen Zeitraum im frühen asiatischen Handel eine eher geringe Liquidität.

Dass Gold seinen Glanz verliert, hat wohl aber vor allem damit zu tun, dass anderswo bessere Renditen locken. Und hier wirkt insbesondere die sich kräftig erholende US-Wirtschaft wie ein Magnet. Im vergangenen Juli hatte sich die Gesamtzahl der Beschäftigten dort gemäss Unternehmensumfrage um 943'000 gesteigert. Erwartet wurde nur ein Anstieg um 870'000. Ausserdem wurde der Vormonatswert um 88'000 auf 938'000 nach oben revidiert.

Damit hat sich die Erholung am US-Arbeitsmarkt im Vergleich zu den beiden Vormonaten klar beschleunigt. Auch die Arbeitslosenquote ist niedriger ausgefallen als erwartet und das Lohnwachstum stärker als prognostiziert.

Fed auf «Tapering»-Kurs

Die Arbeitsmarktdaten bedeuten, dass der Fahrplan der amerikanischen Notenbank Fed beim Anziehen der geldpolitischen Zügel weiter bestand hat, heisst es bei Beobachtern. Nun wird damit gerechnet, dass die Fed noch eine letzte Warnung erfolgen dürfte. «Wir halten daher an unserem Fahrplan für die Geldpolitik fest und erwarten, dass die US-Notenbank den Taper-Countdown mit einer ersten Vorwarnung an der Sitzung im September starten wird», heisst es etwa in einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Bis es soweit ist, steht noch ein weiterer Arbeitsmarktbericht an. Sollte dieser die gute Entwicklung bestätigen, dann könnte es Ende Jahr oder im Januar zu ersten Einschränkungen kommen.

Starker Dollar belastet Rohstoffe

Ein weiterer Grund für den Druck auf den Goldpreis ist der Dollar-Kurs, der bereits in den vergangenen Wochen spürbar angezogen hatte und auch am Freitag zeitweise nochmals kräftig zulegen konnte. Wenn der Dollar stark steigt, bringt das zumeist die Rohstoffpreise unter Druck. Das lässt sich etwa auch am Ölpreis ablesen.

Auch für den Franken dürfte die Entwicklung bei den Zinserwartungen und beim Dollarkurs Konsequenzen haben. Ähnlich wie Gold gilt die Schweizer Währung als sicherer Hafen. Wenn die Renditeerwartungen anderswo steigen, verringert das den Druck auf den Franken. So konnte etwa der Euro zum Franken am Montagmorgen zulegen.