Die Schweizer Banken haben die Corona-Pandemie bisher gut bewältigt, die Finanzbranche steht besser da als viele andere Wirtschaftszweige. Aber wird das auch 2022 so bleiben?

Spätestens nach dem ersten Quartal 2021 hat die Wirtschaftserholung auch den Banken wieder ordentlich Auftrieb gegeben. Nach der Delle im Jahr 2020 war das nicht von vielen Analysten so erwartet worden.

Eines ist aber sicher: Die Krise hat viel Energie gekostet. Anstatt sich um grundlegende strategische Weichenstellungen zu kümmern, war man mit der Bewältigung des Alltagsgeschäfts unter Pandemiebedingungen beschäftigt. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht: Nach der Entspannung vom vergangenen Sommer Herbst befindet sich das gesamte Land wieder im Krisenmodus.

Lehren aus der Krise

Von Vorteil ist es, daraus die richtigen Lehren zu ziehen. So hat die Corona-Krise den Bankern nochmals gezeigt, wie wichtig der persönliche Kontakt zu den Kunden ist. Alltäglichen Bankgeschäfte können zwar zumeist auch «remote» erledigt werden. Doch wenn es um Beratung oder die aussergewöhnlicheren Fälle geht, dann ist der persönliche Ansprechpartner, entweder in persona oder fernmündlich, nicht zu ersetzen.

In der Praxis kommen die Institute dabei um Investitionen nicht herum: in Standorte, Kundenberater, aber eben auch in die eigenen IT-Systeme und digitalen Angebote. Für jene Lösungen, die nicht selber gestellt werden können, müssen Partner gewonnen oder Knowhow zugekauft werden. Das dürfte die Kosten genrell in die Höhe treiben.

Fintechs auf dem Vormarsch

Auch bei den Kunden hat Corona die Bedürfnisse geändert. Onlineshopping und kontaktloses Zahlen haben Hochkonjunktur. Das dürfte das Verhalten der Klientel langfristig verändern; ein Zurückdrehen des Rades wird nicht möglich sein.

Das hat einerseits auf der grünen Wiese aufgebauten Fintech-Angeboten wie der helvetischen Bezahl-App Twint Auftrieb gegeben. Gleichzeitig kam es krisenbedingt bei der digitalen Transformation vieler Banken zu Verzögerungen.

Hier gilt es gerade für die kleineren Retailbanken im kommenden Jahr wieder aufzuholen, die Angebote auszuweiten und zu verbessern und über gute Kundenbeziehungen auch Zusatzleistungen zu vermarkten. Ansonsten droht auch ihnen eine Art Long-Covid-Leiden.

Neuer Test für die Resilienz?

Vor einem Jahr herrschte in den Innenstädten der Schweiz zwischen Weihnachten und Sylvester eine Art Grabesruhe: Gastronomie, Kinos und Theater geschlossen, Geschäfte ebenso oder beim Zugang begrenzt, Familienfeiern nur eingeschränkt möglich. Das Homeoffice war noch eine Empfehlung, und das Reisen war aufgrund der verschiedenen Regelungen in den Ländern fast gar nicht möglich.

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(Bild: Shutterstock)

Daran fühlt man sich aktuell auf beunruhigende Weise zurückerinnert. Die äusserst ansteckende Omikron-Variante des Coronavirus geht um und hat Schweizer Finanzkonzerne teils zu drastischen Massnahmen greifen lassen, wie auch finews.ch berichtete. Mit der heranrollenden fünften Ansteckunsgwelle muss nun sogar mit Teil-Schliessungen gerechnet werden. Das könnte auch die Finanzbranche zurück in den Shutdown-Modus von ganz zu Anfang der Krise versetzen – und ihre Resilienz von neuem testen.

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