Für Paul Casson, Fondsmanager bei Henderson Global Investors, war diese Einschätzung Grund genug, den Sektor 2011 ganz zu meiden. Und jetzt?

Paul_Casson_1Im vergangenen Jahr hielt Paul Casson (Bild) überhaupt keine Finanzwerte, da ihm diese einfach zu gefährlich erschienen. Er ist Manager des Henderson Horizon Pan European Alpha Fund.

«Das kann einen sehr schnell um Kopf und Kragen bringen. Sie sehen ja, was Anlegern passiert ist, die im Januar short positioniert waren, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem längerfristigen Finanzierungsgeschäft an den Markt gegangen ist», so Casson.

Besser die Finger davon lassen

Er bezog sich damit auf Mario Draghis Entscheidung vom Dezember, 489 Milliarden Euro in den europäischen Bankensektor zu pumpen, indem den Finanzhäusern 3-jährige Kredite angeboten wurden. «Wir haben eine genaue Analyse durchgeführt und sind zu dem Schluss kommen, dass wir von den Finanzwerten besser die Finger lassen. Die Sache war uns schlicht zu gefährlich. Wir wollte aber wissen, was da genau los war», erläutert Casson.

Negative Einstellung weit verbreitet

Der Fondsmanager glaubt, dass die gegenwärtige Situation Implikationen für den übrigen Markt hat und dass die EZB mit ihrer Aktion vor Weihnachten hauptsächlich klarstellen wollte, dass den europäischen Banken keine Kreditkrise droht.

Ähnlich wie sein Kollege Tim Stevenson beobachtet Casson zur Zeit eine weitverbreitete negative Einstellung zu europäischen Aktien. Auf einer Reise nach Hongkong stellte er kürzlich fest, dass europäische Aktien bei Anlegern wahrscheinlich am wenigsten gefragt sind.

«Wir leben in einer Mikro- und Makro-Welt»

Das wundere ihn, so Casson, da sich europäische Aktien durch Berechenbarkeit auszeichneten. Investoren, die auf der Suche nach zuverlässigen, niedrig bewerteten Qualitätsunternehmen seien, sollten Europa unbedingt in Betracht ziehen.

Angesichts der vielen schlechten Nachrichten, die zurzeit kursieren, lassen sich Anleger durch das aktuelle Geschehen in der Eurozone nur allzu leicht von positiven Aspekten ablenken. «Wir leben in einer Welt von Mikro- und Makro-Anlegern. Man kann gute Ideen auf der Mikro-Ebene finden, aber dann kommen die Makro-Jünger und schreien immerzu Rette sich, wer kann!», kritisiert Casson.

Einsammeln von Schnäppchen

Mit Blick auf ein mögliches Ende der Schuldenkrise in der Eurozone sagt Casson, Kunden hätten Interesse an europäischen Aktien und besonders am Einsammeln von Schnäppchen bei einer Rally gezeigt. Das erscheine ihm jedoch kurzsichtig.

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