Nur wer offen über Schwächen spricht, kann Schaden abwenden. Das sagt Swiss-Life-Chef Patrick Frost, der nach einer Krebstherapie wieder im Amt ist. Er widerspricht damit dem Superman-Image. 

Im vergangenen März wurde bei Patrick Frost ein Krebsleiden diagnostiziert, das sogenannte Hodgkin-Lymphom. Mittlerweile ist der Swiss-Life-Chef wieder genesen und zurück auf dem Chefposten.

Er ist nicht der einzige Finanzmanager, der an Krebs erkrankte. Auch bei J.P.-Morgan-CEO Jamie Dimon oder Lloyd Blankfein, dem Chef der Investmentbank Goldman Sachs, wurde ein Krebsleiden diagnostiziert.

Doch wenige vor ihm haben so öffentlich über die Krankheit informiert wie der 49-jährige Versicherungsprofi. Die Swiss-Life Belegschaft wurde in einem Brief über den Zustand von Frost informiert und anschliessend auch die Öffentlichkeit.

Bis die Zahlen nach unten drehen

Öffentlich zuzugeben, dass man nicht gesund ist und sich verletzlich zeigen: Das wirkt auf den ersten Blick gefährlich in einer Geschäftswelt, wo für Schwäche wenig Verständnis herrscht.

Doch der Swiss-Life-CEO sieht dies dezidiert anders. Vorgesetzte hätten eine Vorbildfunktion. Diese beinhaltet auch Verletzlichkeit, zuzugeben, erklärte Frost gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig). «Es ist ausgesprochen wichtig, Schwächen im Business aufzudecken und offen darüber zu sprechen. Denn nur wer auf Schwächen hinweist, kann über Probleme sprechen und diese vorzeitig lösen, bevor die Zahlen nach unten drehen», sagt Frost.

Diese Einstellung sei insbesondere für die Versicherungsbranche mit ihrem langfristig ausgerichteten Geschäftsmodell essentiell, da es viel länger dauert, bis Fehler sich in den Zahlen zeigten. «Deshalb ist Offenheit in unserem Geschäft so wichtig», betont Frost.

Kürzere Sitzungen

Sich als Krebskranker ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen, sei ein schwieriger Schritt für ihm gewesen, wie er einräumt. Gleichzeitig habe er mit seinem Gang an die Öffentlichkeit erreichen wollen, dass auch andere Betroffene offener mit solchen Situationen umgehen.

«Es ist ein riesiger Stress, nicht offen über etwas sprechen zu können», so Frost.

Trotz der Krankheit sei er «der Alte» geblieben. Kleinere Dinge haben sich dennoch verändert. «Ich versuche Sitzungen kurz zu halten, indem ich direkt auf den Kern der Sache zu sprechen komme». Er verbringt denn auch weniger Zeit im Büro als noch vor seiner Krebsdiagnose.

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