Spätestens seit dem Management-Guru Peter Drucker wissen wir, dass Kultur die Strategie zum Frühstück isst. Die Corona-Pandemie verlangt auch hier ein Umdenken. Die Unternehmenskultur braucht neue Treiber – sie muss neu gedacht und gelebt werden.

Von Simon Tribelhorn, Geschäftsführer Liechtensteinischer Bankenverband

Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft. Tradition ist gerade für unsere Banken wichtig, verfolgen sie doch einen langfristigen, «generationsübergreifenden» Ansatz in all ihrem Denken und Handeln. Doch auf den Lorbeeren einer erfolgreichen Vergangenheit dürfen wir uns nicht ausruhen.

Oder anders ausgedrückt: Tradition darf nicht dazu führen, am Bisherigen ohne Wenn und Aber festzuhalten und sich und das Umfeld nicht laufend zu hinterfragen. Es braucht eine gute Mischung zwischen Bewährtem und Neuem – zwischen Tradition und Innovation.

Roadmap 2025

Aus diesem Grund haben wir vom Liechtensteinischen Bankenverband zusammen mit unseren Mitgliedsbanken die neue Mehrjahresstrategie «Roadmap 2025» entwickelt. Sie trägt das Leitmotiv «Wachstum durch Innovation und Nachhaltigkeit» und setzt damit bewusst einen noch grösseren Schwerpunkt auf das Thema «Nachhaltigkeit» als dies bereits bis anhin der Fall war.

Das Ziel besteht darin, als Bankenplatz eine massgebende und gestaltende Rolle in der Transformation der globalen Wirtschaft und Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit einzunehmen.

Insbesondere in unserem Kerngeschäft, der Anlageberatung und Vermögensverwaltung, muss das Produkt – und Dienstleistungsangebot weiter ausgebaut werden. Die Corona-Pandemie hat bei uns allen und so auch bei den Investoren eine neue Nachdenklichkeit über das Morgen ausgelöst.

Die Themen Gesundheit und Sicherheit sind massiv in den Vordergrund gerückt und die Sensibilität für die finanzielle Absicherung der eigenen Zukunft ist merklich gestiegen. Die zumindest empfundene Entschleunigung hat folglich zu einer deutlich spürbaren Beschleunigung in den nachhaltigen Anlagen geführt.

Bedeutung der Digitalisierung

Neben dem Thema Nachhaltigkeit gilt es jedoch ebenso, die Chancen und Risiken der Digitalisierung sinnvoll einzubeziehen. Auch das hat uns Covid-19 eindrücklich vor Augen geführt. Insbesondere die Art und Weise, wie und vor allem wo wir arbeiten, hat sich während der Corona-Pandemie erheblich verändert.

Dabei war Corona nicht die Ursache für Homeoffice, hat den bereits bestehenden Trend jedoch massiv beschleunigt. Was vor Monaten noch undenkbar war, wurde plötzlich Realität und wird auch in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein. Mittel- bis längerfristig werden weder Mitarbeitende noch Arbeitgeber ganz auf die Vorteile von Homeoffice verzichten wollen und können. Hybride Formen oder das «Flexible Office» dürften nach der Corona-Zeit dominieren.

Drei mit dieser neuen Arbeitswelt zusammenhängende Fragenstellungen werden uns im Bankensektor auf jeden Fall aber noch länger beschäftigen. Da wäre zum einen welche Auswirkungen dies auf die Unternehmenskultur haben wird. Spätestens seit dem Management-Guru Peter Drucker wissen wir, dass Kultur die Strategie zum Frühstück isst.

Und dieser Spirit wird stark durch die Interaktion zwischen Mitarbeitenden geprägt. Atmosphäre, Austausch und gemeinsame Aktivitäten wirken identitätsstiftend. Im «flexiblen Office», wo selten alle gleichzeitig vor Ort sind, fehlen diese Treiber. Als Folge davon muss Kultur neu gedacht und gelebt werden. Sodann ist und bleibt die individuelle, persönliche Betreuung der Kunden gerade im Kerngeschäft unserer Mitgliedsbanken, dem Vermögensverwaltungsgeschäft, von zentraler Bedeutung.

Es wird sich zeigen, inwieweit dies noch mit einer physischen Vor-Ort-Betreuung einher gehen wird. Klar ist, dass gerade jüngere Generationen mobiler, digital affin und den virtuellen Austausch gewohnt sind. Zu guter Letzt dürfte sich auch der sogenannte «war for talents» noch verstärken.

Die Unternehmen werden also gefordert sein, den Mitarbeitenden individuelle, auf ihre Arbeit und Zielsetzungen optimierte Arbeitsmodelle anzubieten, die sowohl attraktive Arbeitsplätze schaffen als auch den Unternehmenserfolg sicherstellen.

Nachhaltig in die Zukunft

In der «Roadmap 2025» haben wir diese und andere Fragen rund um neue Arbeitswelten deshalb ebenfalls adressiert und Anliegen und Massnahmen definiert, um auch in diesem Bereich fit für die Zukunft zu werden. Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen dabei Hand in Hand.

So führt die Digitalisierung – um hierfür stellvertretend nur ein Beispiel zu nennen – auch dazu, dass die überlastete Infrastruktur geschont wird, was nicht zuletzt dem Klima zu Gute kommt. Und so schliesst sich der Kreis und ein umfassende Nachhaltigkeitsansatz macht Sinn.


Simon Tribelhorn ist Geschäftsführer des Liechtensteinischen Bankenverbands und Mitglied des Vorstandes von Liechtenstein Finance. Nach seinem Studium an der Hochschule St. Gallen war der Jurist sechs Jahre in der Bankbranche tätig, zuletzt vier Jahre als Rechtskonsulent im Bereich Legal/Compliance bei einer grösseren Schweizer Bank. Seit Februar 2006 ist er für den Liechtensteinischen Bankenverband tätig, zunächst als Jurist, später als stellvertretender Geschäftsführer. Im Januar 2010 wurde er zum Geschäftsführer ernannt.