Er ist der geborene Netzwerker. Seine überaus guten Kontakte in der Schweizer Finanzbranche vermittelt er sogar anderen – im Rahmen von Lunches in verschiedenen Städten und Summits in den Bergen. Im Interview mit finews.ch verrät der Unternehmer Thomas Caduff erstmals, wie lange er das noch machen will, und wen er am liebsten noch auf seiner Gästeliste hätte. 


Herr Caduff, was bedeutet Erfolg für Sie?

Unabhängigkeit im Leben und Beruf. Deshalb bin ich Unternehmer und nicht Angestellter.

Sie organisieren seit sieben Jahren die in der Branche sehr beliebten «Experten-Lunches». Wie sind Sie darauf gekommen, worum geht es dabei – und wer darf zum erlauchten Kreis der Geladenen gehören – und zu welchen Kosten?

Die Idee für dieses Format kam mir am WEF in Davos, wo ich als Kommunikations-/Medienoffizier im Auftrag des Generals ausländische Journalisten betreute.

«Einige Akteure können gar nicht schlafen, weil sie nichts verkaufen»

Bei dem Anlass geht es um «Story Telling» und nicht «Product Selling». Es gibt keine Giveaways, Handouts und Rollups. Alle Teilnehmenden werden von mir persönlich eingeladen. Die Kosten sind individuell.

Gelegentlich klagen Sie, Sie seien bereits ausgebucht bei Ihren «Experten-Lunches». Warum expandieren Sie nicht?

Wir expandieren stark, haben eben drei Primeurs mit grossem Erfolg lanciert: Die «Coffees», «Handshakes» und «City x Mountain» Sessions. Gleichzeitig verknappen wir auch Angebote.

Wir studieren laufend die Strategien der Luxus-Konglomerate Kering, LVMH und Richemont. Die Lifestyle-Industrie inspiriert mich jeden Tag aufs Neue.

Im Gegensatz dazu durchlebt die Finanzbranche derzeit schwierige Zeiten. Schlafen die Akteure noch gut – was hören Sie aus Ihrem Netzwerk?

Einige Akteure können gar nicht schlafen, weil sie nichts verkaufen.

Was sind die grössten Sorge in der Finanzbranche?

Es gibt zu viele Anbieter und viel zu viele Produkte.

Welche Chancen geben Sie der Credit Suisse?

Die Credit Suisse wird es auch in 100 Jahren noch geben. Es ist eine Weltmarke.

Ihrem Unternehmen geht es aber gut?

Es läuft nach Plan.

Was war die grösste Herausforderung zu Beginn Ihrer Karriere als Unternehmer?

Das Alter. Ich bin nun seit mehr als 30 Jahren Unternehmer. Da hat man viel gesehen und zum Glück auch einiges gelernt.

Sie sind ständig auf Achse. Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spass, was am wenigsten?

Interessante Menschen treffen. Bahnfahren, das langweilt mich total.

Sie gelten privat als Geniesser. Was ist Ihre Lieblingsspeise?

Tomatensuppe, danach ein Hirschsalsiz mit einem Stück Bergkäse und einem dunklen Bürli, dazu eine Coke Zero.

Haben Sie noch Zeit, um Bücher zu lesen – falls ja, welches Buch lesen Sie gerade?

Ich lese jeden Tag ganz viel. Gerade bin ich am 456-Seiten dicken Buch «Gesundheits-Mythos St. Moritz» dran, das mir mein Kamerad Hans Peter Danuser jüngst schenkte.

Welche berühmte Person würden Sie gerne einmal an einem Ihrer «Experten-Lunches» begrüssen?

Julio Iglesias. Ich höre seine Lieder sehr gerne und seine Bühnenpräsenz war immer elektrisierend. Während heutige Stars auf der Bühne rumrennen müssen, legte er ruhig eine Hand aufs Herz und die Damen im Publikum fielen fast in Ohnmacht.

«Dann kaufe ich einen Windhund»

Auch war er immer korrekt angezogen: schwarzer Anzug, weisses Hemd und Krawatte. Und er war immer überaus zuvorkommend und sehr witzig, habe ganz viele Interviews mit ihm angeschaut.

Kürzlich haben Sie den 2. «Mountain Talks» Summit in St. Moritz durchgeführt. Jetzt planen Sie einen Anlass im tiefsten Winter. Warum das?

Die Formate unterscheiden sich. Im Sommer dreitägig auf Deutsch, im Winter zweitägig auf Englisch. Der Summit im Januar 2023 war innert kürzester Zeit ausgebucht. Die Nachfrage für zwei Events im Jahr ist also da.

Was möchten Sie in Ihrer beruflichen Karriere noch erreichen – oder steuern Sie bewusst auf einen Zeitpunkt hin, an dem Sie sagen werden: Nun lassen wir es dabei bewenden.

Noch öfters im Oberengadin sein, vor allem im Winter, wenn über Zürich Nebel liegt. Mein Ziel ist, bis 70 zu arbeiten. Dann kaufe ich einen Windhund.

«Ich träume oft davon, mein Glück wäre dann wirklich komplett»

Wir drei – meine Frau, Tschipu (er/sie hat schon einen Namen) und ich – fahren mit unserem geliebten Land Rover Defender nach St. Moritz und spazieren um den See. Immer mit Blick hoch zum Badrutt’s Palace Hotel. Ich träume oft davon, mein Glück wäre dann wirklich komplett.


Thomas J. Caduff ist Gründer und CEO der in Zürich ansässigen Firma Fundplat. Dabei handelt es sich um eine Multimedia- und Event-Plattform. Er ist seit mehr als 40 Jahren in der Finanzbranche tätig. Zu seinen beruf­­lichen Stationen gehörten das Börsen­­kommissariat des Kantons Zürich, die Bank Vontobel, die Credit Suisse und die UBS. Er diente ferner drei Jahr­­zehnte lang in einer Division und mehreren Brigaden der Schweizer Armee als Kommu­nikations-/​Medien­offizier.