Das liest die Finanzprominenz diesen Sommer am liebsten
Dr. Florian Weigert, Professor für Financial Risk Management, Universität Neuchâtel
Misbehaving von Richard H. Thaler erzählt die Entstehungsgeschichte der Verhaltensökonomik, einer Disziplin, die menschliches Verhalten realistischer beschreibt als die klassische Ökonomie. Thaler zeigt anhand vieler Beispiele, wie Menschen systematisch von rationalem Verhalten abweichen und wie dieses «Fehlverhalten» (misbehavior) ökonomisch relevant wird. Das Buch verbindet persönliche Anekdoten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und verdeutlicht, wie Psychologie und Ökonomie zusammenwirken. Thaler beschreibt zentrale Konzepte wie Verlustaversion, mentale Buchführung und Nudging auf verständliche Weise. Misbehaving ist dabei mehr als eine Theoriegeschichte: Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine realitätsnahe Wirtschaftswissenschaft.
Misbehaving ist sowohl für Praktiker/-innen als auch für Wissenschaftler/-innen ein Gewinn. Richard Thaler gelingt es, komplexe wirtschaftspsychologische Phänomene anschaulich, unterhaltsam und mit vielen Beispielen zu erklären. Für die Praxis bietet das Buch wertvolle Einsichten in das tatsächliche Verhalten von Konsumenten, Anlegern und Entscheidungsträgern – mit konkreten Implikationen für Politik, Marketing und Finanzwesen. Gleichzeitig bietet es einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung eines akademischen Paradigmenwechsels. Thaler schreibt mit Humor und Klarheit, ohne dabei an Tiefe zu verlieren. Wer verstehen möchte, wie moderne Ökonomie wirklich funktioniert, kommt an diesem Werk nicht vorbei.
Rafael Lötscher, CEO von PensExpert
Stell dir vor, du sitzt vor einer Bühne – Meetingraum, Verhandlungstisch oder Videocall – und das Publikum schweift ab. «Die Kunst des Überzeugens» von Viktor Baumgartner ist ein präzise geschriebenes Lehrstück darüber, wie solche Situationen verhindert werden können. In sieben kompakten Kapiteln vermittelt das Buch die Grundlagen wirkungsvoller Kommunikation: verständlich sprechen, klar strukturieren, authentisch auftreten. Jedes Werkzeug wird durch eine historische Figur greifbar – von Gandhi bis Kennedy. So wird aus Theorie gelebte Praxis. Die Verbindung von Praxisnähe und erzählerischer Tiefe macht das Buch zu mehr als einem Rhetorikratgeber. Es ist eine Einladung, Kommunikation bewusster, ehrlicher und wirksamer zu gestalten – in jeder Rolle, in jeder Branche.
In der Finanzberatung und im Vertrieb entscheidet oft nicht nur was wir sagen, sondern wie wir es sagen. Ich reflektiere regelmässig meine Gesprächsführung – lese hier, höre da. Die Kunst des Überzeugens von Viktor Baumgartner hat mich von Anfang an überzeugt: praxisnah, klar strukturiert und voll von direkt anwendbaren Impulsen. Anhand typischer Alltagssituationen zeigt das Buch, wie man Gespräche bewusst vorbereitet, fokussiert führt und dabei effizient zum Ziel kommt – für beide Seiten. Der Verzicht auf unnötiges Blabla, das Gespür für das Gegenüber und die Bedeutung des aktiven Zuhörens werden nachvollziehbar und konkret erklärt. Besonders wertvoll: die inspirierenden Beispiele, die zur Selbstreflexion anregen – und der gezielte Einsatz von Storytelling, gerade in beratungsintensiven Kundengesprächen. Für mich ein echter Gewinn im kommunikativen Werkzeugkasten.
Cristian Pappone, Regional Head Schweiz, Österreich und Liechtenstein, Nordea Asset Management
In seinem beeindruckend recherchierten Werk «War! What Is It Good For? Conflict and the Progress of Civilization from Primates to Robots» wirft der britische Historiker Ian Morris einen ungewöhnlichen Blick auf die Rolle des Krieges in der Zivilisationsgeschichte. Seine These: Nur durch grosse Konflikte können grössere politische Einheiten entstehen, die im Nachgang Frieden, Sicherheit und Wohlstand ermöglichen. Morris nimmt die Lesenden mit auf eine Reise von frühen Stammeskriegen bis zu den Weltkriegen: Er beschreibt, wie Gewaltmonopole und zentrale Ordnungsstrukturen den Frieden innerhalb grosser Reiche gefestigt haben und fragt, ob die Zeit der «nützlichen» Kriege mit der nuklearen Abschreckung vorbei ist – oder ob neue Machtkonflikte wieder alte Muster hervorrufen.
Ich war neulich an einer Konferenz in Kopenhagen, bei der der ehemalige schwedische Aussenminister Tobias Billström sprach. In einer Gesprächsrunde empfahl er dieses Buch – und ich war begeistert. Das Buch bricht bekannte Narrative von Krieg und Frieden auf und hilft, die aktuelle Lage pragmatischer einzuordnen – wenn auch auf paradoxe Art und Weise. Norris’ Blick ist nicht zynisch, sondern historisch geschärft. Es ist keine Wohlfühllektüre. Aber wer bereit ist, bestehende Denkmuster zu hinterfragen, wird mit neuen Perspektiven belohnt, die weit über tagespolitische Schlagzeilen hinausreichen.
Filippo Taddei, Basel Site Manager and Head of the Zurich branch's Mediterranean and Israel markets, Union Bancaire Privée (UBP)
«Why the West Rules – For Now»
Der Historiker Ian Morris befasst sich mit einer der drängendsten Fragen unserer Zeit. Warum dominiert der Westen zurzeit die Welt und wie lange noch? Der Professor an der Stanford University hat 15'000 Jahre Weltgeschichte anhand eines einzigartigen Index der sozialen Entwicklung analysiert, um die Geschichte der westlichen und östlichen Zivilisationen zu vergleichen. Die weltweite Dominanz des Westens war nie unvermeidlich und ist keineswegs von Dauer. Dominanz hat nichts mit kultureller Überlegenheit zu tun, sondern basiert vielmehr auf Energiegewinnung, Organisation, Informationstechnologie und die Fähigkeit zur Kriegsführung.
Die Menschheit steht vor der Wahl, die Zukunft durch Zusammenarbeit zu gestalten oder durch Wettbewerb zu zerstören. Der rasante Aufstieg Ostasiens, insbesondere Chinas, könnte bald zu einer Neuordnung der Machtverhältnisse führen.
Ian Morris verbindet fundierte historische Kenntnisse mit kühnen Prognosen. Sein Buch wurde 2010 veröffentlicht, aber seine Argumente, die auf der heutigen geopolitischen Lage basieren, sind sehr hilfreich, um die aktuellen Entwicklungen und Risiken in der Welt zu verstehen. Es ist mehr als ein Geschichtsbuch, es ist eine intellektuelle Reise durch die Zeit und wahrscheinlich ein Weckruf für unsere Welt im Umbruch.
Clemens Kaiser, CEO Deutsche Bank (Schweiz)
«Schnelles Denken, langsames Denken»
Dieses Buch ist definitiv keine leichte Wochenendlektüre für den Badesee. Aber wenn man sich die Zeit nimmt, die verschiedenen kognitiven Verzerrungen und Experimente genauer zu betrachten, erkennt man schnell, wie hilfreich es sein kann, einen Schritt zurückzutreten und die eigenen automatischen Reaktionen zu hinterfragen.
«Schnelles Denken, langsames Denken» beschäftigt sich mit der Funktionsweise unseres Geistes und versucht, die menschliche Psychologie zu entschlüsseln. Die zentrale These des Buches ist die Unterscheidung zwischen zwei Denkweisen: «System 1» ist schnell, intuitiv und emotional, während «System 2» langsamer, überlegter und logischer vorgeht. Wer versteht, wie diese Systeme unser Denken beeinflussen, kann neue Strategien für effektiveres Lernen entwickeln – und lernt zugleich, wie kognitive Verzerrungen unsere Entscheidungen unbewusst prägen.
Enguerrand Artaz, Stratégiste LFDE, La Financière de l'Échiquier
Bill Bryson, Jahrgang 1951, geboren in Des Moines, erzählt von Alltagsmomenten und skurrilen Begebenheiten aus seiner Kindheit. Er zeichnet ein ebenso nostalgisches wie schonungsloses Porträt der 50er und 60er Jahre in den USA, einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten und Sternstunde des «amerikanischen Traums».
Mit seinem prägnanten Stil und seinem bissigen Humor bietet uns Bill Bryson eine amüsante und kurzweilige Lektüre. Er berichtet von einer unbeschwerten Zeit, in der selbst Zigaretten gut für die Gesundheit zu sein schienen. Doch in dieser wilden Erzählung steckt auch eine große Interpretationskraft. In einer Zeit, in der der «amerikanische Exzeptionalismus» stark angeschlagen wirkt, ist es spannend, sich in eine glückselige Epoche der amerikanischen Vergangenheit zurückzuversetzen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Amerika schliesslich als der grosse Sieger da und galt als Musterbeispiel für einen ungezügelten Kapitalismus, der von einem dreissigjährigen Aufschwung beflügelt wurde. Die nostalgische Sehnsucht nach diesen glücklichen Zeiten erklärt wahrscheinlich, wie der plakative Slogan «Make America Great Again» von Donald Trump so erfolgreich sein konnte. Spannend ist das Ganze auch deshalb, weil Bill Bryson den Niedergang des amerikanischen Imperiums schon 2010 zum Thema gemacht hat. Und tatsächlich ist dieses Thema heute von besonderer Aktualität.
Carlos Mejia, CIO bei Rothschild & Co Wealth Management
Warum dieses Buch? Wenn ich die Medien lese, Nachrichten höre, über soziale Medien auf Informationen zugreife oder die künstliche Intelligenz nutze und über Supercomputer lese, fällt mir unweigerlich dieses Buch ein. Die Welt, die darin dargestellt wird, zeichnet viele Parallelen zu aktuellen Geschehnissen und Entwicklungen in unserer heutigen Welt. Das Buch löst aber auch etwas aus und hilft uns, kritischer zu sein und Stellung zu beziehen, um ähnliche Entwicklungen zu vermeiden. Es ist einfach zu lesen, regt den Geist an und bringt uns dazu, unsere heutigen Entscheidungen zu hinterfragen, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in unserem eigenen Leben.
«Animal Farm» ist die Geschichte darüber, wie einige wenige Mitglieder einer Gruppe die Zukunft dieser Gruppe gestalten können und wie leicht dies zum Vorteil von ganz Wenigen so manipuliert werden kann, dass der Rest alles akzeptiert, ohne es gross zu hinterfragen. Lügen, Manipulationen der historischen Ereignisse, die Verbreitung falscher Vorstellungen und allmähliche Veränderungen versetzen die Gesellschaft als Ganzes in einen viel schlechteren Zustand als zu Beginn.
Andreas Arni, CEO Marcuard Family Office
Über diesen Klassiker der stoischen Philosophie wird gesagt man lerne darin nicht nur eine Reihe von nützlichen Ideen kennen, sondern man gewinne durch die Lektüre einen Freund im Autor Marc Aurel, dem grossen Philosophen und römischen Kaiser (161-180 n.Chr), dessen Leben durch zahleiche Unglücksfälle und Beschwerlichkeiten gezeichnet war. Die zentrale These des Buches ist, dass externe Faktoren wie Vermögen, Macht oder Gesundheit langfristig keinen Einfluss auf das eigene Glücksempfinden haben, denn Glück entsteht einzig durch die Anwendung von Tugenden wie z.B. Tapferkeit, Mässigung, Dankbarkeit, etc – wobei das Streben per se mehr Sinn stiftet als das letztendliche Erreichen von Zielen.
Das Buch beschreibt auch konkrete therapeutische Techniken wie zB. Die Auflösungsmethode beschreibt einen Ansatz, bei dem einer externen Ressource wie Vermögen im Moment ihres Erwerbs gezielt die Bedeutung entzogen wird, sodass ein möglicher späterer Verlust nur geringe Auswirkungen hat. Das Buch besteht aus zahlreichen einzelnen Paragraphen und ermöglicht dadurch einen relativ leichten Zugang zum Stoizismus, in dessen Kern es letztlich um die Vermittlung eines Perspektiven-Wechsels auf das eigene Leben geht. Unzählige Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte haben in diesem Buch Inspiration gefunden – es eignet sich somit vorzüglich, um während den Sommerferien ein wenig das Gemüt aufzutanken.
Dr. Niels Zilkens, Head of UBS Wealth Management Middle East
«Shoe Dog» ist die fesselnde Autobiografie von Phil Knight, in der er seinen Weg vom Verkauf japanischer Laufschuhe aus dem Kofferraum seines Autos bis hin zum Aufbau von Nike als globalem Giganten schildert. Knight erzählt die rohe, ungefilterte Geschichte der frühen Jahre von Nike – geprägt von Risiken, Rückschlägen und Beinahe-Pleiten. Das Buch gewährt einen seltenen Einblick in den Kopf eines Visionärs, der ein kleines Importgeschäft in eine der ikonischsten Marken der Welt verwandelte. Mehr als nur eine Wirtschaftsbroschüre ist Shoe Dog ein eindringlicher Blick darauf, was es braucht, um etwas Dauerhaftes gegen alle Widerstände aufzubauen – und eine Erinnerung daran, dass hinter jeder Marke eine zutiefst menschliche Geschichte steht.
Knights Geschichte geht weit über den Aufbau einer Marke hinaus. Sie ist eine lebendige Erinnerung daran, dass dauerhafter Erfolg mehr als nur Vision erfordert – nämlich Mut, Widerstandskraft und die Bereitschaft, Konventionen zu hinterfragen. Sein globales Denken, sein Gespür für Timing und sein Durchhaltevermögen in unsicheren Zeiten spiegeln viele der Eigenschaften wider, die auch im langfristigen Vermögensmanagement von zentraler Bedeutung sind. Ob man nun Wachstum fördert, Risiken steuert oder in Zeiten des Wandels führt – die Lektionen dieses Buchs wirken bemerkenswert aktuell. Besonders heute, wo Nike mit wachsender Konkurrenz durch aufstrebende Marken konfrontiert ist, wird klar: Führung muss immer wieder neu verdient werden. Shoe Dog ist nicht nur eine Wirtschaftsgeschichte – es geht um Glauben, mutige Entscheidungen und den menschlichen Antrieb hinter dem Erfolg. Eine kluge, motivierende Sommerlektüre für alle, die Führung als Langstreckenlauf verstehen – geprägt von Sinn, Zielstrebigkeit und Ausdauer.
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