Königlicher Besuch auf dem Bürgenstock – aber keiner spricht darüber

Wie die Luzerner Zeitung kürzlich berichtete, soll eine rund 200-köpfige Entourage aus Saudi-Arabien, darunter Köche und eigenes Essen, im Luxusresort Bürgenstock in Nidwalden Quartier bezogen haben. Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht – und das ist durchaus gewollt.

Das Management des Bürgenstock Resorts verweist auf seine Diskretionspolitik: Man mache grundsätzlich keine Angaben zu Gästen. Auch von Seiten der Nidwalder Behörden und der Luzerner Polizei kommen keine offiziellen Aussagen. «Es handelt sich nicht um einen Besuch in offizieller Funktion», erklärt Mediensprecher Urs Wigger, «und damit ist die Angelegenheit nicht unsere Sache.»

Schon König Fahd zog es in die Schweiz

Diskretion ist oberstes Gebot, gerade bei prominenten Gästen. Aber der Besuch kommt kaum überraschend, denn die saudische Königsfamilie hat eine lange Geschichte an Aufenthalten in der Schweiz. Bereits König Fahd residierte regelmässig in seiner Genfer Villa in Collonge-Bellerive, die er in den 1970er Jahren erworben hatte. Er nutzte sie als privaten Rückzugsort.

Schon seit Jahren investieren saudische Institutionen und Unternehmen gezielt in die Schweizer Wirtschaft. Ein zentraler Grund dafür ist, dass sie die Abhängigkeit vom Erdöl reduzieren und stattdessen eine diversifizierte Investitionspolitik etablieren möchten (bekannt unter dem Schlagwort «Vision 2030»).

Lange Beziehung zur Schweiz

Zu den bekanntesten Engagements zählt die Beteiligung der staatlichen saudischen Petrochemiefirma Sabic am Basler Chemiekonzern Clariant. Mit 31,5 Prozent ist Sabic dort einer der grössten Aktionäre.

Auch im Gesundheitssektor gibt es saudisches Interesse: Die Al Faisaliah Group, ein Investmentarm des Könighauses, war zeitweise mit bis zu sechs Prozent an der Schweizer Apothekenkette «Zur Rose» beteiligt. Bis die Beteiligung auf unter die meldepflichtige Drei-Prozent-Marke sank, wie Blick berichtete.

Genf am beliebtesten

Ein weiterer, schlagzeilenträchtiger Kauf ereignete sich im Jahr 2018, als der saudische Unternehmer Sami al-Angari eine Berner Hotelkette für 58 Millionen Franken erwarb. Zur Gruppe gehören das Hotel Victoria-Lauberhorn in Wengen sowie fünf weitere Betriebe in Sils-Maria, Crans-Montana, Arosa sowie auf Sardinien und in Spanien.

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und den Golfstaaten beschränken sich jedoch nicht auf Saudi-Arabien. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Kuwait nutzen die Schweiz als Plattform für Beteiligungen, Immobilienkäufe und Private Banking. Besonders Genf fungiert als beliebter Hub für Family Offices und diskrete Verhandlungen. Hintergrund all dessen ist nicht nur die politische Neutralität der Schweiz, sondern auch ihre Reputation als stabiler und verlässlicher Standort.