Viele Jahre galt das Park Hotel Sonnenhof in Vaduz als diskrete Absteige für deutsche Bankkunden in Liechtenstein. Dann folgte die Krise, und Hubertus Real musste handeln.

Vor etwas mehr als zehn Jahren war das Fürstentum Liechtenstein in eine grosse Krise geraten, nachdem das deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» von gestohlenen Kundendaten bei der LGT-Bank berichtet hatte. Ein früherer Mitarbeiter hatte diese vertraulichen Informationen verschiedenen Behörden auf der Welt angedient.

Der Skandal führte nicht nur zur medienwirksamen Verhaftung des früheren Chefs der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, der zu den bekanntesten Steuersündern in dieser Affäre zählte. Die Ereignisse stürzten den gesamten Finanzplatz Liechtenstein in eine existenzielle Krise. Nicht anders erging es der Familie Real, die seit 57 Jahren das Park Hotel Sonnenhof (Bild unten) in Vaduz führt.

Sonnenhof aussen 500

Denn über viele Jahre hatte das luxuriöse Haus von der lukrativen Klientel aus Deutschland gelebt, die regelmässig im Fürstentum Halt machte, um Bankgeschäfte zu tätigen. «Von einem Tag auf den andern fielen mindestens 40 Prozents der Einnahmen weg», erinnert sich der Hotelier Hubertus Real (Bild unten) im Gespräch mit finews.ch. Für die Familie war das ein Schock.

Zwischen Nachhaltigkeit und Fintech

Hubertus REAL 192Das Beispiel illustriert eindrücklich, wie ganze Branchen, von der Prosperität des Finanzplatzes abhängig waren und mit einem Ende dieser Situation überhaupt nicht gerechnet hatten. Doch es kam anders, wie auch zahlreiche Banken in Liechtenstein und auch in der Schweiz noch spüren sollten. Obschon die liechtensteinische Steueraffäre noch einige Jahre fortdauerte, gelang es dem Finanzplatz, die Vergangenheit zu bewältigen und sich eine neue Legitimität zu verschaffen, die sich heute irgendwo zwischen Nachhaltigkeit und Fintech bewegt, wie auch finews.ch schon verschiedentlich berichtet hat.

Ähnlich erging es Hubertus Real, der das Risiko einging, erheblich in sein Haus zu investieren, um so eine veränderte Positionierung und damit auch neue Gästesegmente zu erreichen. Im Jahr 2011 liess er den Hotelpark (Bild unten) von Enzo Enea mit einer Terrasse in Form eines Adlernests unter Baumkronen neu gestalten.

Sonnenhof Eingang 502

In der Folge renovierte er Schritt für Schritt die insgesamt 29 Zimmer nach individuellem Stilrichtungen wie Armani (Bild ganz oben), Norwegian Cottage, Pariser Chic oder «Hochzeit». Im Jahr 1993 fand übrigens auch das Hochzeitsmahl von Erbprinz Alois mit Herzogin Sophie in Bayern im Hause statt. Zudem sorgte Real als Küchenchef dafür, dass das Hotelrestaurant mit einem Michelin-Stern und drei Hauben von Gault Millau ausgezeichnet wurde.

Bar Restaurant 500

Nun, rechtzeitig zum 300. Jahrestag Liechtensteins am 23. Januar 2019, eröffnete der 53-jährige Real, der zufälligerweise am selben Tag Geburtstag hat, das renovierte Restaurant Marée. Verantwortlich für den neuen Look ist der Liechtensteiner Designer Günther Thöny, der unter anderem auch das Banker-Restaurant Carlton Elite in Zürich neu gestaltet hat. Massgeschneiderte Möbel aus speziellen Materialien wie Bronze, Leder oder Nussbaumholz werden darin mit einem komplett neuen Lichtkonzept in Szene gesetzt.

Seit einigen Jahren steigt auch eine neue, vielseitigere Klientel im Park Hotel Sonnenhof ab. Sie bleibt vermehrt auch übers Wochenende und kommt mittlerweile ausser aus der Schweiz und Deutschland auch aus den USA und zunehmend aus Asien. Nicht zu vergessen die zahlreichen Honoratioren aus aller Welt, die der Fürstenfamilie ihre Aufwartung machen – sie nächtigen grossmehrheitlich im Park Hotel Sonnenhof. Das Haus wird seit fünf Jahren ununterbrochen mit 5 von 5 Punkten von Tripadvisor bewertet.