Bankenplatz Liechtenstein: Das «Ländle» hat einen Lauf
Während die Berichtssaison zum ersten Halbjahr bei den Schweizer Banken eher durchwachsen ausgefallen ist, kamen aus Vaduz und Umgebung vor allem schöne Zahlen.
Platzhirsch LGT, der per Ende 2024 für 367,5 Milliarden Franken von total 503,7 Milliarden Franken bei den verwalteten Vermögen verantwortlich zeichnete (73 Prozent), überzeugte: Im ersten Semester 2025 steigerte die Fürstenbank den Konzernerfolg um 38 Prozent auf 240,6 Millionen Franken, wie finews.ch berichtete.
LLB überschritt magische Marke
Gut lief es auch beim zweitgrössten Haus: Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) überschritt die Marke von 100 Milliarden Franken bei den Kundenvermögen und verdiente darauf ansprechende 91 Millionen Franken, was auch finews.ch feststellte.
Die VP Bank, die als drittgrösstes Institut zuletzt 51,9 Milliarden Franken verwaltete, und die lange als Sorgenkind galt, legte beim Konzerngewinn um 150,2 Prozent auf 28,8 Millionen Franken zu, wie auf finews.ch zu lesen stand. Damit ist sie unter ihrem immer noch neuen CEO Urs Monstein (seit November 2024) in kurzer Zeit wieder satisfaktionsfähig geworden.
Mann des (Halb-)Jahres: Urs Monstein, CEO der VP Bank. (Bild: zVg)
Kaiser Partner im Hoch
Diese drei Institute decken weit über 90 Prozent des Bankenplatzes Liechtenstein ab. Nicht unerwähnt lassen wollen wir gleichwohl die Kaiser Partner Privatbank, die langsam die 10-Milliarden-Franken-Marke bei den verwalteten Vermögen ins Visier nimmt und mit gegen 10 Prozent Nettoneugeld und einem erfreulichen Gewinn von 5,8 Millionen Franken glänzte (plus 56,6 Prozent). Auch dies vermeldete finews.ch.
Die verbleibenden Banken Neue Bank (finews.ch berichtete), Bank Frick (finews.ch berichtete), Bendura (gemäss Mitteilung leicht höherer Bruttogewinn aufgrund von Kosteneinsparungen) und Sigma (der Halbjahresabschluss weist eine Rückkehr in die Gewinnzone auf Gruppenebene, aber einen Rückgang des Gewinns beim Einzelabschluss der Bank aus), präsentierten zum Teil etwas weniger eindeutige Resultate.
Kontrast zum Vorjahr
Das ändert aber aufgrund der schieren Proportionen nichts am Befund: Das «Ländle» hat derzeit einen Lauf.
Das ist umso beachtlicher, als die Stimmung noch vor Jahresfrist nicht die beste war: der Gewinn der LGT war rückläufig, die VP Bank hatte an ihrem Russland-Geschäft zu kauen, aus dem sie sich schliesslich zurückzog, und die Banque Havilland beschloss, im Strudel ihres Luxemburger Mutterhauses die Banklizenz zurückzugeben.
Kernargument der Sicherheit
Worauf ist die Trendwende zurückzuführen? finews.ch hat mit Kennern des Liechtensteiner Finanzplatzes gesprochen. Eine häufig vertretene These ist dabei diese: Es gelinge den Liechtensteiner Privatbanken immer besser, sich mit dem altbewährten Private-Banking-Wert der Sicherheit zu positionieren.
Neben der fürstlich garantierten politischen Stabilität zahlt auch die dicke Kapitaldecke auf das Sicherheitskonto ein. Die Kapitalisierung der Liechtensteiner Banken ist im gewichteten Durchschnitt deutlich höher als jene bei den Schweizer Privatbanken – ein Argument, das aufgrund des Untergangs der Credit Suisse an Bedeutung gewonnen hat, auch wenn man das am Paradeplatz nicht gerne hört.
«Unité de doctrine»
Gerade in europäischen Märkten, zu denen sie aufgrund der EWR-Mitgliedschaft einen guten Zugang haben, können die Liechtensteiner Banken zudem mit grosser Agilität die Gelegenheiten wahrnehmen, die sich in einem Klima politischer Unsicherheit zunehmend bieten.
Und, abschliessend, ist es offenbar auch so, dass der Liechtensteiner Finanzplatz mit seinen Banken, Vermögensverwaltern, Fondsanbietern und Treuhändern zu einer «unité de doctrine» gefunden hat, die nicht immer selbstverständlich war, und die auch von den Untertanen des Fürsten grossmehrheitlich geteilt wird.
Um dieses günstige gesellschaftliche Klima dürfte so manch ein Schweizer Banker die Mitbewerber aus Liechtenstein fast noch stärker beneiden als um ihre erfreulichen Zahlen.