Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor zwei Jahren entdecken viele Touristen das Tessin aufs Neue. Davon profitiert auch das historische Palace-Hotel Splendide Royal in Lugano. Es bietet alles für ein perfektes Wochenende zu zweit – zwischen grosser Tradition und modernster Technik, wie General Manager Giuseppe Rossi im Interview mit finews.ch verrät. 


Herr Rossi, warum sind Sie Hotelier geworden?

Aus Passion. Als junger Mensch wollte ich möglichst viel reisen. So habe ich mir überlegt, welcher Beruf mir das am ehesten bieten könnte – und kam auf die Hotellerie. In einem erstklassigen Hotel zu arbeiten, ist mit einigen Privilegien verbunden.

Man lernt interessante Leute und andere Kulturen kennen, man bewegt sich in einer exklusiven Umgebung und kann sich in vielen verschiedenen Sprachen verständigen. Am Ende des Monats kriegt man erst noch Geld dafür. Was kann ich mehr vom Leben erwarten (lacht)?

Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Job gekommen?

ExteriorPanoEvening e1506698999117

Ich habe meine Karriere vor 40 Jahren bereits im Splendide Royal (Bild oben) begonnen. Nach der Hotelfachschule in Italien bin ich 1982 mit 20 hiergekommen. Ich habe unter den Fittichen des langjährigen Hoteldirektors Aniello Lauro angefangen und mir so das Rüstzeug geholt.

Später arbeitete ich in mehreren Hotelgruppen, darunter Kempinski in Frankfurt, Intercontinental in Paris und Relais & Châteaux in England sowie auf Capri – bis mich Aniello Lauro angerufen und mir mitgeteilt hat, dass er einen Nachfolger suche. So bin ich 2002 zurück nach Lugano und habe 2008 die Leitung übernommen.

Verraten Sie uns fünf Gründe, was Ihr Haus aussergewöhnlich macht?

Erstens die Tradition. Das Splendide Royal ist das letzte verbliebene Palace-Hotel im ganzen Tessin. Es wurde 1887 eröffnet (Bild unten), nur wenige Jahre nach der Inbetriebnahme der Zugverbindung durch den Gotthard 1882. Damit war die Anbindung zur Deutschschweiz gegeben. Für das Tessin begann eine neue Ära – auch touristisch.

Tradition hat in unserem Fall auch viel mit Beständigkeit zu tun, was uns ebenfalls aussergewöhnlich macht. Das Hotel hatte in seiner ganzen Geschichte bisher nur zwei Besitzer und fünf Direktoren.

Initiant war Riccardo Fedele aus Bellinzona, der bereits das Hotel Bellevue Cadenabbia am Comersee geführt sowie in Paris und Nizza gearbeitet hatte. Mit 40 Jahren beschloss er, in Lugano ein Palace-Hotel, wie er sie in Frankreich und in Luzern gesehen hatte, zu bauen. Er war ein Visionär.

Splendide HIstory 1 2 1280x860

Für sein Vorhaben erhielt er einen Kredit von der Banca della Svizzera italiana (BSI), die nur vier Jahre zuvor gegründet worden war. Die Familie Fedele hat es bis 1976 über mehrere Generationen hinweg besessen und betrieben, bis es dann die italienische Hoteliersfamilie von Giovanni Naldi übernahm. Die Gruppe, heute Roberto Naldi Collection, besitzt noch weitere Häuser, unter anderem in Rom und Paris.

Tradition macht heutzutage allerdings nur Sinn, wenn dahinter auch die erforderliche Technik und Infrastruktur steht. Der Gast muss das nicht unbedingt sehen aber davon profitieren können. Auch das macht unser Haus aussergewöhnlich.

Als Besonderheit gilt zudem unser neuer Spa-Bereich (Bild unten) mit allen Annehmlichkeiten, die eine Wellness-Oase bietet.

Daylight Pool 01 1280x8601

Last but not ist das Personal entscheidend. Besonders seit Covid ist es sehr schwierig geworden, gute Leute im Gastgewerbe zu finden. Wir haben jedoch das Glück, dass wir viele Mitarbeitende haben, insgesamt sind es 115, die schon viele Jahre hier tätig sind; sie gehören zum Hotel, was auch die vielen wiederkehrenden Gäste zu schätzen wissen.

Wie definieren Sie Gastfreundschaft?

Das ist ganz wichtig. Es bedeutet, den Gästen das Gefühl zu geben, zu Hause zu sein. Genau das ist das Ziel unseres Berufes, ihre Bedürfnisse mit einem aufmerksamen und persönlichen Service zu antizipieren, der ihren Erwartungen gerecht wird.

Lugano und eigentlich das ganze Tessin hatten seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 die einzigartige Chance, sehr viele Touristinnen und Touristen aus der Schweiz zu begrüssen, die zuvor weiter weggereist waren. Das hat uns die Möglichkeit geboten, unsere Gastfreundschaft unter Beweis zu stellen. Dem müssen wir noch verstärkt Rechnung tragen.

Im Gegensatz zu Ascona und Locarno etwa, wo es selbstverständlich ist, dass überall Deutsch gesprochen wird, besitzt die Region von Lugano ein italienisches und damit auch exotischeres Flair, was von der deutschsprachigen Kundschaft sehr geschätzt wird.

I Due Sud Restaurant 1280x1920 1280x860

Ausserdem müssen wir uns als Gastgeber bewusst sein, dass – auch wegen Covid-19 – viele Ausländerinnen und Ausländer mittelgrosse Schweizer Städte wie Lugano suchen, weil sie da in einer überschaubaren, naturnahen Gegend entspannt und sicher Ferien machen oder gar einen zweiten Wohnsitz haben können.

Inzwischen liegt Lugano verkehrstechnisch ideal zwischen Zürich und Mailand, seit sich die Reisezeit in die Deutschschweiz durch den Ceneri-Basistunnel markant verkürzt hat.

Welche VIPs durften Sie als Hotelier schon begrüssen?

Im Splendide Royal übernachten traditionell viele Staatsoberhäupter, Künstler und berühmte Persönlichkeiten, zumal das Haus auch den Behörden im Tessin für offizielle Empfänge dient. Darüber hinaus haben wir viele Schauspieler begrüssen können, darunter Romy Schneider, Sophia Loren oder Marcello Mastroianni, oder Musikgrössen wie Ray Charles, Riccardo Muti, Luciano Pavarotti, Steve Wonder oder Arthur Rubinstein.

Palace Deluxe 1280x8603

Besonders gefreut hat mich, dass der frühere US-Präsident George Bush Senior für ein Seminar in Lugano war und bei uns wohnte. Dabei hat es ihm so gut gefallen, dass er später auf seinen Europareisen regelmässig einen Abstecher zu uns machte – manchmal allein oder mit seiner Frau Barbara Bush.

Was bietet Ihr Hotel für ein «perfektes Wochenende zu zweit?

Zunächst die unvergleichliche Atmosphäre eines historischen Palace-Hotels, verbunden – wie schon erwähnt – mit modernstem Komfort. Dann unser Spa-Bereich sowie unser breites gastronomisches Angebot.

Darüber hinaus haben wir einen grossen Weinkeller (Bild unten), der einst der Speiseraum für das Personal war, und wo wir «Blind Tastings» organisieren. Vor vier Jahren haben wir den Weinkeller vollständig renoviert, wobei die kunstvolle Decke noch immer aus dem Gründungsjahr des Hotels stammt. Simone Ragusa, der für diesen Bereich verantwortlich ist, war 2016 Sommelier des Jahrs in der Schweiz. Darauf sind wir natürlich sehr stolz.

Cellar table 1280x860

Für ein perfektes Wochenende bietet Lugano mit seinem milden Klima und seiner Naturpracht zudem einiges an Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten. Ich persönlich gehe gerne Wandern, etwa auf den Monte Generoso, den Monte San Giorgio oder auf den Monte Boglia – und kehre gerne in einem Grotto ein.

Was sind Ihre nächsten Pläne im Hotel?

Das Tessin hat als Urlaubsregion sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft, besonders seit sich immer mehr Leute wieder vermehrt auf näher gelegene Destinationen besinnen. Nachdem wir unseren Spa-Bereich vollständig erneuert haben, wollen wir zwei neben dem Hotel gelegene Dependancen schliessen und einen Komplex Luxusappartements und Suiten bauen.

Es wird weniger Zimmer geben als bis jetzt, dafür umso grössere, mindestens 50 Quadratmeter; dies entspricht einem grossen Trend, wonach Gäste in einem Luxushotel gerne bereit sind, etwas mehr zu bezahlen und dafür ein einzigartiges Angebot zu kriegen – die Gäste in diesem geplanten Komplex werden selbstverständlich alle Dienstleistungen des Hotels in Anspruch nehmen können.

Wohin entwickelt sich die Hotel-Gastronomie?

Heute ist ein abwechslungsreiches und hochwertiges gastronomisches Angebot ein fester Bestandteil des Gästeerlebnisses, und zwar nicht nur für die Gäste des Hotels, sondern auch für die lokale Bevölkerung, die von diesem Angebot angezogen wird. Darum haben wir investiert, insbesondere in unser Gourmet-Restaurant «I Due Sud», das 16 GaultMillau-Punkte und einen Michelin-Stern hat.

Picture161 copy

(Giuseppe Rossi, Domenico Ruberto, Chefkoch, Urs Heller, GaultMillau, von links)

Der Name «I Due Sud» geht auf unseren Chefkoch Domenico Ruberto zurück, der aus Süditalien stammt und hier, im Süden der Schweiz, arbeitet, so dass er die Küchen dieser beiden Regionen kombiniert. Aber auch im Restaurant «La Veranda» mit 14 GaultMillau-Punkten, wo wir mediterrane Spezialitäten servieren, und in den Sommermonaten in «La Piazzetta», unserer informellen Lounge-Bar auf der Panorama-Dachterrasse, wo wir auch köstliche Pizzen anbieten, verwöhnen wir unsere Gäste.

Worauf legen Sie am meisten Wert beim Führen eines Hotels?

Ganz klar auf die Kommunikation – auf transparente Kommunikation, indem ich sage, wenn etwas gut ist oder eben auch nicht. Das ist für mich das A und O im Umgang mit meinen Mitarbeitenden. Ausbildung – on the job – ist ebenfalls sehr wichtig, weil wir uns in einer Arbeitswelt befinden, die sich allein schon technologisch sehr schnell verändert.

Mit viel Training und Ausbildung können alle Mitarbeiter mehr leisten und entspannter arbeiten. Allein in diesem Jahr haben wir Hunderte von Stunden interne Ausbildung erteilt. Dabei geht es um «Emotionale Intelligenz», um technisches Training und die Umsetzung der Standards, die ein Fünfstern-Hotel bieten muss.

Was war der beste Ratschlag Ihrer Eltern?

Die Werte, die mir meine Eltern vermittelt haben, waren entscheidend für meine Entwicklung. «Tue Gutes, damit das Leben dir das Gute zurückgibt, das du tust, und begegne jeder Situation mit Ehrlichkeit und Mut».

Meine Mutter stammte aus Florenz, mein Vater aus Neapel – das ist eine interessante Mischung von Kulturen, wobei ich kurioserweise – ausser in Capri – nie in Italien als Hotelier gearbeitet habe.


Seit 14 Jahren ist Giuseppe Rossi der General Manager des Splendide Royal in Lugano. Seine ersten Erfahrungen in der Luxushotellerie begannen 1982 bereits in diesem Hause, wo er unter der Führung von Aniello Lauro, einem Meister der Branche, alle Geheimnisse dieses Metiers erlernte. Anschliessend führt ihn sein beruflicher Werdegang durch verschiedene namhafte Häuser in Europa. Seine Rückkehr «nach Hause» war ein Wink des Schicksals, und zurück in Lugano verkörpert Rossi wie nur wenige andere Berufskollegen im Tessin die Hotellerie und Gastfreundschaft auf höchstem Niveau.

Das 1887 eröffnete Fünfstern-Hotel Splendide Royal in Lugano verfügt heute über 93 Zimmer und Suiten. Es befindet sich am Quai des Luganersees in Gehdistanz zu den meisten Sehenswürdigkeiten in der Stadt. Es verbindet klassische Eleganz und zeitgemässen Service mit drei erstklassigen, preisgekrönten Restaurants sowie einem erst kürzlich gebauten Spa-Bereich sowie mit sehr beliebten Konferenz- und Tagungsräumlichkeiten.