Carsten K. Rath: «Dieses Hotel ist ein mediterraner Luxusgarten mit Zimmern»
Als italienischsprachiger Kanton ist der Tessin ein Symbol für die sprachliche und kulturelle Vielfalt der Schweiz. Mich zieht es immer wieder dorthin, weil dieser Kanton faszinierende Gegensätze vereint: Leichtigkeit und Struktur, italienische Lebensfreude und Schweizer Disziplin. Das «Giardino Ascona» ist eine stilvolle Oase am Lago Maggiore, eingebettet in eine subtropische Gartenlandschaft. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1986 hat es sich einen herausragenden Namen gemacht – mit einer einzigartigen Kombination aus entspannter Eleganz, erstklassigem Service und südländischem Lebensgefühl.
Das Fünf-Sterne-Hotel liegt in Ascona, nur etwa zehn Kilometer von der italienischen Grenze entfernt. (Bild: zVg)
Ein Stück Toskana – mitten in Ascona
Das «Giardino Ascona» wirkt wie ein romantisches, mediterranes Landhaus, das sich harmonisch in die umliegende Gartenlandschaft einfügt. Warme Erdtöne, Naturstein, begrünte Terrassen und toskanisch inspirierte Architektur verleihen dem Ensemble eine idyllische, südländische Atmosphäre. Rund um das Gebäude erstreckt sich ein weitläufiges Gelände mit Zitronenbäumen, Eukalyptushainen, Seerosenteichen und duftenden Kräuterbeeten. Rosmarin, Thymian und Salbei sind hier mehr als nur Zierde – sie landen frisch geerntet in der Hotelküche, ganz im Sinne des «Farm-to-Table»-Prinzips.
Die 53 Zimmer und 18 Suiten greifen dieses natürliche, mediterrane Lebensgefühl sehr gelungen auf: Die Räume sind hell, komfortabel und gleichzeitig ungezwungen gestaltet. Luftige Vorhänge, weiche Stoffe, Naturmaterialien und dezente Farbakzente sorgen für eine Wohlfühlatmosphäre.
Mit 52 Quadratmetern und privater Terrasse bietet die Junior Suite viel Raum zum Wohlfühlen. (Bild: zVg)
Wenn ich Lust auf Bewegung habe, nutze ich den benachbarten 18-Loch-Golfplatz «Patriziale Ascona». Das Hotel bietet einen eigens entwickelten Golf-Check-up an – eine individuell abgestimmte Analyse von Schwung, Haltung und Koordination. Mich zieht es aber in das «dipiù Spa». Dort entdecke ich ein besonderes Konzept, das traditionelle indische Heilmethoden mit moderner Entspannungskultur verbindet.
Auf über 1'300 Quadratmetern erwarten mich authentische Ayurveda-Behandlungen, durchgeführt von ausgebildeten Spezialisten – darunter Ayurveda-Experten, Naturheilkundler, Yogalehrer und Ernährungscoaches. Der hohe fachliche Anspruch ist in jeder Begegnung spürbar. Ich habe das Gefühl, hier wirklich gut aufgehoben zu sein.
Der Begriff «dipiù» bedeutet auf Italienisch «mehr» – und genau das bietet dieser aussergewöhnliche Spa. (Bild: zVg)
Ein stilvoller Gegenentwurf
1986 wurde das vom Schweizer Hans C. Leu eröffnet. Der polarisierende Hotelier ist bekannt für seine wegweisenden Konzepte in der Schweizer Hotellerie. Auch hier setzte er ein mutiges Zeichen. In einer Region, die damals von traditioneller Grandhotellerie geprägt war, war das Giardino Ascona farbenfroher, weltgewandter, unkonventioneller – ein radikaler Gegenentwurf zur gewohnten Zurückhaltung. Dieser Spirit lebt bis heute weiter, auch wenn sich das Hotel über die Jahrzehnte weiterentwickelt hat.
Unter der Leitung von Daniela und Philippe Frutiger, die seit 2006 die «Giardino Group» führen, wurde der Stil geschärft, das Angebot erweitert und die Idee verfeinert. Zur Gruppe gehören heute auch das «Giardino Lago», das direkt am Ufer des Lago Maggiore liegt, sowie das alpine Retreat «Giardino Mountain» in St.Moritz.
Seit sich die deutsche Nationalmannschaft zur Europameisterschaft 2008 im «Giardino Ascona» vorbereitete, ist das Haus noch stärker im öffentlichen Fokus – weit über die Schweiz hinaus. Kaum vorstellbar, dass sich hier einst ein einfacher Campingplatz befand. Heute steht an derselben Stelle ein charakterstarkes Haus, das seit 2020 Teil der internationalen «Design Hotels»-Kollektion von «Marriott Bonvoy» ist. Es ist vielleicht das einzige Manko, das ich entdecke!
Tagsüber Lounge, abends Bar: In der «Bar Lounge» werden Getränke und kleinere Gerichte aus der «Hide & Seek»-Küche serviert. (Bild: zVg)
Von der Ayurvedaküche bis zum Sternemenü
Im «Giardino Ascona» stehen mir zwei ganz unterschiedliche kulinarische Welten zur Verfügung – jede für sich ist ein Erlebnis. Das «Hide & Seek» überzeugt mich mit moderner, von der Ayurvedalehre inspirierter Küche: farbenfroh, kreativ und fein ausbalanciert. Auf der Karte stehen etwa Ceviche von Jakobsmuscheln mit Mango, Tagliolini mit Amalfi-Zitronen oder Mille-feuille vom Knollensellerie mit Cashew und Trüffel. Das gehobene Fine-Dining-Erlebnis finde ich hingegen im «Ecco Restaurant».
Das Setting, besonders auf der Terrasse, ist spektakulär: 20 Meter hohe Fächerpalmen, Bananenstauden, Seeblick und dazu die toskanisch inspirierten Gebäude. Es wirkt wie eine Szenerie aus einem mediterranen Traum – und genauso kocht man hier auch. Die Küche ist präzise und ausdrucksstark. Küchenchef Reto Brändli, der bereits mit zwei Michelin-Sternen und 18 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet wurde, kenne ich noch aus meiner Zeit im «Adlon», als er dort Hendrik Otto im «Lorenz Adlon Esszimmer» ablöste.
Auch hier zeigt er sein Können – etwa mit seiner Brüggli-Lachsforelle, serviert mit Rettich, Jalapeño und grüner Gazpacho.
So perfekt wie die Küche ist auch der Service. Doch diese Perfektion wirkt mitunter etwas distanziert. Ein Lächeln, ein Augenzwinkern, ein persönlicher Moment würden dem Erlebnis noch etwas mehr Wärme verleihen.
Ein besonderes Highlight im «Ecco» ist die Rosenwand aus über elftausend echten Blütenblättern. (Bild: zVg)
Ob ein Café-Besuch in den Gassen von Locarno, ein Spaziergang entlang des Lago Maggiore oder ein Besuch auf dem sonnigen Monte Brè – das Tessin verströmt eine Lebensfreude, die ansteckt. Und doch bleibt es durch und durch Schweiz: zuverlässig, sicher, gepflegt. Vielleicht ist es genau diese Balance, die den besonderen Reiz ausmacht.
Kaum ein Ort verkörpert diese Mischung so konsequent wie das «Giardino Ascona». Ich suche Hotels mit Charakter, Seele und dem gewissen Etwas. Hier habe ich ein neues Lieblingshotel gefunden. Bei den 101 Besten wird dieses Juwel sicher ganz vorn mit dabei sein.
Als früherer Grandhotelier und Betreiber des Hotel Rankings «Die 101 besten Hotels» ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für Finews schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.
Rath ist zudem Autor des Buches «Iconic Hotels of the World».