Es gibt Weingüter, welche die Herzen der Geniesser und Geniesserinen höher schlagen lassen. Und jene der Spekulanten. Die Topgewächse dieser Produzenten kosten denn auch eine Menge Geld. Dies zeigt Peter Kellers Auswahl von fünf Häusern aus fünf Kontinenten.

Weine werden im Laufe der Zeit zu weltweit bekannten Marken und Kultgewächsen. Dafür ist tadellose Qualität erste Voraussetzung. Ohne cleveres Marketing wird dieses Ziel nicht erreicht. Meistens sind die erzeugten Mengen gering. Dieses Angebot heizt die Nachfrage zusätzlich an und treibt die Preise in die Höhe. Für Kultweine sind gut und gerne drei-, wenn nicht gar vierstellige Summen auf den Tisch zu blättern.

Wir haben nach Kultweingütern auf allen fünf Kontinenten gesucht – und gefunden. Sie sind seit Jahren etabliert und ziehen Weinfreaks gleichermassen in den Bann. Oder sind zumindest auf dem Weg dahin. Unsere subjektiv geprägte Selektion:

1. Europa: Domaine de la Romanée-Conti, Burgund

Weinbut 111

Es gibt kein prestigeträchtigeres Weingut in diesem berühmten Anbaugebiet Frankreichs, oft auch als ein «Monument der französischen Kultur» bezeichnet. Romanée-Conti besitzt im Burgund praktisch ausschliesslich Grand-Cru-Lagen und erzeugt subtile, finessenreiche, tiefgründige und langlebige Rotweine aus Pinot noir.

Dazu kommt eine kleine Parzelle, in der Chardonnay wächst. Die Lagen Romanée-Conti und La Tâche sind im Alleinbesitz des Betriebs, dessen Preziosen ebenso rar wie teuer sind. Trotz teilweise vierstelligen Summen übersteigt die Nachfrage das Angebot bei weitem, so dass die Weine zugeteilt werden müssen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Kultweine sind der Pinot-noir-Himmel auf Erden. Bezugsquelle:

2. Nordamerika: Opus One Winery, Kalifornien

Opus One 333

Es war die clevere Idee zweier Wein-Persönlichkeiten gewesen: Kalifornien-Pionier Robert Mondavi und Baron Philippe de Rothschild vom bekannten Bordeaux-Weingut Mouton-Rothschild gründeten im Napa Valley Opus One und schufen den gleichnamigen Rotwein, der einem Bordeaux-Blend gleicht: vornehmlich Cabernet Sauvignon, ergänzt durch etwas Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot und Malbec.

Der Erfolg des Topweins liess nicht lange auf sich warten. Sammler aus aller Welt stürzen sich auf Opus One. Heute kostet ein neuer Jahrgang rund 400 Franken je Flasche.

3. Australien: Penfolds, Barossa Valley

Penfolds 555

Kein anderes Weingut hat die australische Weinindustrie so geprägt wie Penfolds. Das Weingut wurde 1844 gegründet und ist bis heute zu einem Konzern gewachsen, der vom zugänglichen und preiswerten Einstiegswein bis zum exklusiven, teuren Kultgewächs über ein breites und vielfältiges Portfolio verfügt.

An der Spitze der Pyramide steht Grange, ein monumentaler, generöser Shiraz, wie die Sorte in «Downunder» genannt wird. Manche meinen, dass der langlebige Blend aus den Trauben aus verschiedenen Lagen und Herkunftsgebieten zu den zehn grössten Weinen der Welt zählt. Aber auch die anderen Beispiele aus der Top-Kollektion lassen sich sehen. Dazu gehören neuerdings Crus aus Kalifornien, Frankreich und wohl bald einmal China.

4. Afrika: Weingut Eben Sadie, Südafrika

Skerpioen 111

Dem Winzer wird vieles nachgesagt: Revolutionär, Visionär, Traditionalist und vielleicht der beste Produzent am Kap der Guten Hoffnung. In der Anbauregion Swartland hat sich Eben Sadie jedenfalls dem Traum vom eigenen Weingut erfüllt. Er keltert grossartige, schon Kultstatus erreichte Spitzenweine, namentlich der rote Columella und der weisse Palladius.

Grundlage seiner Assemblagen sind europäische Rebsorten wie Syrah, Grenache, Mourvèdre sowie Chardonnay, Chenin blanc und Grenache blanc. Sadie erzeugt höchst individuelle, charaktervolle Weine, die klar als südafrikanische Vertreter zu erkennen sind. Trotz dreistelligen Summen sind die raren und limitierten Trouvaillen weltweit begehrt.

5. Asien: Château Changyu Moser, China

Changyu Moser 555

Langsam aber sicher entwickelt sich China zu einem ernstzunehmenden Weinproduzenten. Grosse Ambitionen hegt das Vorzeigegut Changyu Moser in der Provinz Ningxia. Es setzt auf Luxusprodukte, mit denen die internationale Konkurrenz herausgefordert wird.

Initiant und Teilhaber Lenz Moser aus Österreich ist überzeugt, dass man China bald als Absender von Spitzenweinen wahrnehmen werde. Sein Ultrapremium-Wein «Purple Air Comes from the East», ein reinsortiger Cabernet Sauvignon, macht schon mal den Anfang. Dank der geringen Produktionsmenge von rund 6'000 Flaschen hat er das Zeug zum Kultgewächs.