Schweizer Coca-Cola-Chefs: «Globale Ikone, lokale Partnerschaft seit 1936»

Sie sind die Spitzen-Verantwortlichen von Coca-Cola in der Schweiz: Vor einigen Wochen luden Jürg Burkhalter von Coca-Cola HBC und Fabio Cella von The Coca-Cola Company Medienvertreter in das Produktionswerk in Brüttisellen ein.

Dort, unmittelbar vor den Toren Zürichs, wird das ikonische Erfrischungsgetränk für den Schweizer Markt abgefüllt – mit beeindruckender Geschwindigkeit: Mehr als zehn PET-Flaschen pro Sekunde laufen über die neue Hochleistungsabfüllanlage.

Der Besuch fiel in einen besonderen Moment. Im kommenden Jahr feiert Coca-Cola 90 Jahre Präsenz in der Schweiz. Seit beinahe einem  Jahrhundert ist die globale Marke somit in Wirtschaft, Kultur und Alltag des Landes verwurzelt.

In Wirtschaft, Kultur und Alltag verwurzelt

Heute operiert Coca-Cola in der Schweiz mit einer hybriden Struktur: The Coca-Cola Company, geführt von Country Manager Fabio Cella, liefert den geheimen Sirup, der dem Getränk seinen unverwechselbaren Geschmack verleiht, und verantwortet Marketing sowie Innovation.

Coca-Cola HBC Switzerland unter der Leitung von Country General Manager Jürg Burkhalter ist für Produktion, Logistik und Vertrieb zuständig. Das Unternehmen, auch bekannt als Coca-Cola Hellenic, verlegte 2013 seinen globalen Hauptsitz von Griechenland nach Zug, unter anderem wegen des besseren Zugangs zu den Kapitalmärkten und des stabilen wirtschaftlichen Umfelds in der Schweiz.


Herr Burkhalter, Coca-Cola und die Schweiz: Wie lautet Ihr übergeordnetes Fazit vor dem anstehenden 90-Jahr-Jubiläum?

Jürg Burkhalter: Es war eine bemerkenswerte Reise. Seit fast 90 Jahren ist Coca-Cola Teil des Schweizer Lebens, von Familiengrillfesten über Berghütten bis zu Festivals und Sportarenen. Was 1936 mit einer Abfülllinie in Lausanne begann, hat sich zu einer lokal tief verankerten Partnerschaft entwickelt: Heute werden über 80 Prozent dessen, was wir in der Schweiz verkaufen, auch hier produziert, und 95 Prozent der Zutaten stammen von Schweizer Lieferanten. Doch unsere Geschichte geht über die Produktion hinaus. Mit Blick auf das 90-Jahr-Jubiläum schauen wir nicht nur zurück. Wir bekräftigen unser Versprechen: Getränke für die Schweiz, direkt aus der Schweiz, und dies mit erstklassigem Service für unsere Kundinnen und Kunden.

Herr Cella, Wie erklären Sie die anhaltende Attraktivität von Coca-Cola-Produkten in der Schweiz und darüber hinaus?

Fabio Cella: Coca-Cola bleibt relevant, weil wir eine globale Ikone mit einer sehr lokalen Schweizer Präsenz verbinden, die zunehmend ins Kulturelle ausstrahlt. Neben der lokalen Produktion sind unsere Marken dort sichtbar, wo Menschen ihre Leidenschaften leben: an über 40 Festivals im ganzen Land, bei Sportmomenten, die Gemeinschaften verbinden, oder bei Urban-Art-Aktivierungen wie Peace Tea, die direkt junge, urbane Zielgruppen ansprechen.

«Heute sind rund 60 Prozent unseres Angebots in der Schweiz zuckerfrei oder zuckerreduziert.»

Gleichzeitig hat sich unser Portfolio stark weiterentwickelt. Heute sind rund 60 Prozent unseres Angebots in der Schweiz zuckerfrei oder zuckerreduziert. Innovationen wie Coca-Cola Zero Zero oder Peace Tea zeigen, wie Geschmack, Funktionalität und Wohlbefinden zusammenfinden können. Hohe Qualitätsstandards, kontinuierliche Innovation und emotionale Erlebnisse halten die Marke über Jahrzehnte hinweg relevant.

Was zeichnet die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten im Softdrink-Bereich besonders aus?

Fabio Cella: Schweizer Konsumenten wissen genau, was sie wollen und sie erwarten, dass Marken konsequent liefern. Qualität und Transparenz sind nicht verhandelbar. Sie achten auf klare Informationen, guten Geschmack und eine Auswahl, die zu unterschiedlichen Lebensstilen passt – einschliesslich zuckerfreier und zuckerreduzierter Optionen. Zudem spielt Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Die Schweiz hat mit 84 Prozent eine der höchsten PET-Sammelquoten weltweit, und die Erwartungen an echte Kreislauffähigkeit sind entsprechend hoch. Deshalb bestehen alle in der Schweiz produzierten PET-Flaschen für unsere Getränke (abgesehen von Deckel und Etikette) zu 100 Prozent aus rPET. Wir investieren kontinuierlich in Technologie und Infrastruktur, um diesen Kreislauf weiter zu stärken.

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Fabio Cella, Country Manager Switzerland bei The Coca-Cola Company. (Bild: zVg)

Was genau ist rPET?

Fabio Cella: rPET steht für recyceltes Polyethylenterephthalat (PET). Es handelt sich um einen lebensmitteltauglichen Rohstoff, der aus gesammelten und aufbereiteten PET-Verpackungen gewonnen wird. Vereinfacht gesagt: Neue Flaschen entstehen aus alten: ein geschlossener Materialkreislauf. Das ist echtes Recycling.

Wie verbinden sich Ihre Marken über das Produkt hinaus mit der Schweizer Kultur?

Schweizer Konsumenten erwarten, dass Marken Teil des gesellschaftlichen Lebens sind. Mit Peace Tea etwa sprechen wir gezielt Street Culture und urbane Kreativität an. Dies in Zusammenarbeit mit lokalen Künstlerinnen und Künstlern. Unsere Marken sind an mehr als 40 Festivals präsent und schaffen Momente von Freude, Musik und Gemeinschaft. Und Vertrauen zählt: Schweizer Konsumenten honorieren Unternehmen, die lokal, konsistent und mit klarer Ausrichtung agieren. Darum bleibt unsere Schweizer Verankerung einer unserer grössten Differenzierungsfaktoren.

Warum sind zuckerfreie oder zuckerreduzierte Produkte in der Schweiz so erfolgreich?

Fabio Cella: Die Menschen in der Schweiz wollen ihren Zuckerkonsum bewusster steuern. Und wir haben unser Portfolio entsprechend weiterentwickelt. Im Rahmen der Mailand-Deklaration haben wir den Zuckergehalt in unseren Getränken um 10 Prozent reduziert. Wir passen Rezepturen weiter an, bieten kleinere Portionen und lancieren mehr Low- und No-Sugar-Varianten. Heute sind rund 60 Prozent unseres Portfolios zuckerfrei oder zuckerreduziert. Der Geschmack hat sich stark verbessert. Coca-Cola Zero und Sprite Zero schneiden in Blinddegustationen sehr gut ab. Funktionale Wellness gewinnt zusätzlich an Bedeutung, weshalb wir laufend Innovationen anbieten, die grossartigen Geschmack mit smarteren Optionen verbinden. Diese Kombination ist ein zentraler Treiber des Kategorienwachstums.

Welche aktuellen Konsumtrends beobachten Sie in der Schweiz – und wie reagieren Sie darauf?

Wir sehen mehrere klare Entwicklungen: Schweizer Konsumenten suchen aktiv nach zuckerfreien und Getränken mit reduziertem Zuckergehalt. Wir reagieren mit Anpassungen der Rezepturen, Innovationen, kleineren Gebindegrössen und transparenter Nährwertkennzeichnung. Zudem wächst das Interesse an Getränken, die Körper und Geist unterstützen – etwa in den Bereichen Energie, Hydration und Wellness. Peace Tea verbindet Funktionalität mit kultureller Relevanz. Nachhaltigkeit bleibt ein weiterer Schlüsseltrend: Die 84-Prozent-PET-Sammelquote unterstreicht den hohen Anspruch an Kreislauffähigkeit. Unsere Antwort darauf sind konsequenter Einsatz von Recyclingmaterial, lokale Beschaffung und effiziente Produktion.

«Wir arbeiten mit über 31’000 Gastronomiepartnern zusammen.»

Ausserdem bleibt der Ausser-Haus-Konsum ein zentrales Element der Schweizer Getränkekultur. Wir arbeiten mit über 31’000 Gastronomiepartnern zusammen und bieten ein breites Portfolio von Erfrischungsgetränken bis zu Vending und Kaffee. Und schliesslich ist die lokale Verbundenheit entscheidend: Unsere Festivalpräsenz, Musikpartnerschaften und Initiativen wie das «Peace Tea Urban Art Tram» zeigen, wie wir kulturelle Nähe leben. Zusammen mit unserer nationalen Partnerschaft mit Special Olympics Switzerland schaffen wir Verbindungen zu Werten und Gemeinschaften, die der Schweiz wichtig sind.

Welche Wachstumsbereiche sehen Sie im Portfolio – und haben Sie eine persönliche «Hidden Gem»?

Fabio Cella: Starkes Wachstum sehen wir insbesondere im Bereich Low- und No-Sugar, bei stillen und funktionalen Getränken, sowie im stark wachsenden Ausser-Haus-Konsum, getrieben durch Convenience, Portionsvielfalt und starke Partnerschaften.

Jürg Burkhalter: Unsere «Hidden Gems» sind jene Innovationen, die neue Bedürfnisse abdecken – von funktionalen Getränken bis zu kulturell inspirierten Formaten wie Peace Tea.

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Jürg Burkhalter, Country General Manager Switzerland bei Coca-Cola HBC. (Bild: zVg)

Was sind Ihre zentralen Marketingprioritäten – im Konsumentenbereich und in der Gastronomie?

Jürg Burkhalter: Unsere Prioritäten orientieren sich an den Erwartungen der Konsumenten und den Besonderheiten des Schweizer Markts.
Bei Privatkunden setzen wir auf Auswahl und Transparenz. Wir entwickeln neue Geschmacksrichtungen und Formate. Kampagnen wie «Share a Coke» und Musikpartnerschaften stärken die emotionale Bindung und feiern lokale Kultur. Aber auch der Ausser-Haus-Markt, sprich die Gastronomie, ist ein wichtiger Wachstumstreiber. Wir pflegen über 31’000 aktive Kundenbeziehungen und decken rund 80 Prozent des relevanten Gastronomiemarkts ab. Wir bieten massgeschneiderte Lösungen – von kompletten Getränkesortimenten über Vending bis zu Kaffeeangeboten. Im Zentrum stehen Relevanz und Vertrauen.

Viele nehmen The Coca-Cola Company und Coca-Cola HBC als multinationale Konzerne wahr. Wie lokal sind Sie tatsächlich in der Schweiz verankert?

Jürg Burkhalter: Obwohl Coca-Cola eine globale Marke ist, sind unsere Schweizer Aktivitäten stark lokal verwurzelt. Coca-Cola HBC Switzerland mit Sitz in Zug beschäftigt 650 Mitarbeitende und unterstützt über 7’700 weitere Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfungskette. Wir produzieren in Dietlikon und Vals und beziehen fast alle Zutaten von Schweizer Lieferanten. Dadurch entstehen über 830 Millionen Franken an Wertschöpfung und 240 Millionen Franken an Steuereinnahmen für die Schweiz. Wir verstehen uns als lokales Unternehmen mit globaler Unterstützung, tief verwurzelt in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

Wo liegen die wichtigsten Berührungspunkte zwischen Coca-Cola und der Schweizer Wirtschaft?

Wir generieren 240 Millionen Franken an Steuern entlang der Wertschöpfungskette und kaufen jährlich Waren und Dienstleistungen im Wert von 147 Millionen Franken bei Schweizer Lieferanten. Als lokaler Abfüller investieren wir zudem stark in die Schweiz – etwa 8 Millionen Franken in eine neue rPET-Linie oder 35 Millionen Franken in ein hochmodernes Hochregallager. Diese Investitionen sichern Arbeitsplätze, stärken die Lieferkettensicherheit und fördern unsere Nachhaltigkeitsziele.

«Wir generieren 240 Millionen Franken an Steuern entlang der Wertschöpfungskette und kaufen jährlich Waren und Dienstleistungen im Wert von 147 Millionen Franken bei Schweizer Lieferanten.»

Welche nächsten Entwicklungsschritte planen Sie in der Schweiz – ab 2026 und darüber hinaus?

Jürg Burkhalter: Wir investieren in Nachhaltigkeit und Infrastruktur, um unsere Aktivitäten zukunftssicher zu machen: Unser neues Hochregallager in Brüttisellen – ein Projekt von 35 Millionen Franken – wird 2027 fertiggestellt und die Logistik deutlich effizienter machen. Zusätzlich investieren wir 8 Millionen Franken in eine neue rPET-Linie, die rund 42’000 PET-Flaschen pro Stunde abfüllt – über zehn pro Sekunde. Damit stärken wir die Kreislauffähigkeit nochmals. Und wir stellen unsere Flotte schrittweise auf E-Fahrzeuge um. All diese Projekte folgen unserer langfristigen Strategie: lokal bauen, nachhaltig handeln, mit klarer Verantwortung führen.

Fabio Cella: Portfolioseitig werden wir Funktionalität weiter ausbauen, unser Angebot an Low- und No-Sugar-Getränken verbreitern und unsere kulturelle Relevanz stärken. Dies insbesondere rund um das 90-Jahr-Jubiläum und mit der bevorstehenden Einführung neuer Produkte.


Jürg Burkhalter ist Country General Manager von Coca-Cola HBC Switzerland. Vor seiner Ernennung 2023 war er in verschiedenen Führungsfunktionen innerhalb der Coca-Cola-HBC-Gruppe tätig, unter anderem als General Manager für Armenien und Mitglied des Operating Committee. Zuvor arbeitete er in leitenden Positionen bei der Hero Group und bei 3M.

Fabio Cella ist Country Manager Schweiz für The Coca-Cola Company. Vor seinem Wechsel in die Schweizer Organisation 2024 leitete er die Aktivitäten des Konzerns in der Adria-Region und bekleidete verschiedene Führungsrollen in Marketing und Vertrieb in Europa. Zuvor arbeitete er in der Beratung und im Bereich für schnelllebige Konsumgüter in Italien und international.