In einem Metier, in dem bis vor kurzem noch das Bankgeheimnis alles durchdrang, wollte sich kaum ein Institut dazu hergeben, IT und Daten auszulagern. Das ändert sich und ruft die Swisscom auf den Plan.

Das feine Swiss Private Banking blutet aus. Jedes zehnte Institut hat das vergangene Jahr nicht überstanden. Die überlebenden Banken sehen sich mit einem Umfeld konfrontiert, das garstig ist wie nie. Die Kosten für Compliance explodieren. Und die Kunden horten Berge von Cash, die von der Schweizerischen Nationalbank mit Strafzinsen belegt werden.

Experten warnen, es werde noch schlimmer.

Damit scheint selbst die Schmerzgrenze der noblen Schweizer Privatbanken erreicht zu sein. Denn die Mehrheit der Häuser hat erkannt: Die Kosten müssen runter. Auch wenn dabei an Tabus gerüttelt wird.

Bankgeheimnis über alles

Eines dieser Tabus ist die Auslagerung von IT und Daten an Dritte. In einem Metier, in dem bis vor kurzem das Bankgeheimnis noch alles durchdrang, wollte sich bisher kaum ein Institut dazu hergeben. Das ändert sich jetzt.

Das Umdenken ruft Kräfte auf den Plan, die bisher wenig mit dem Private Banking assoziiert werden. So arbeitet der Schweizer Telekom-Riese Swisscom an einem neuen Angebot, um den Herausforderungen der Branche zu begegnen, wie Recherchen von finews.ch ergeben haben.

«Wir planen, unser Angebot speziell für Privatbanken auszubauen», bestätigt Oliver Kutsch den Vorstoss auf Anfrage. Der Head Banking bei der Swisscom sieht eine zunehmende Nachfrage nach der Auslagerung von IT-Infrastruktur, nach Schutz vor Cyberrisiken und Beratung hinsichtlich Digital Banking.

Von Fintech bis Cybersecurity

«Dies, nachdem die Branche bisher sehr zurückhaltend mit Auslagerungslösungen gewesen war», so Kutsch.

Das Swisscom-Angebot zielt dabei auf die zwei dringlichsten Problemzonen der Privatbanken. «Unser Angebot soll zur Risiko-Reduktion und einer besseren Cost-Income-Ratio beitragen», so der Head Banking. Die Dienstleistungen dazu umfassen IT-Intrastruktur, Cybersecurity-Dienste, Data Management oder die Beratung und Begleitung bei der Digitalisierung – etwa mit dem eigenen Fintech-Thinktank E-foresight.

Stösst die Swisscom damit bei den Vermögensverwaltern der Reichen auf Anklang, gewinnt der «blaue Riese» im Swiss Banking nochmals deutlich an Gewicht

Heimliche Grossmacht

finews.ch bezeichnete den Ex-Monoplisten auch schon als «heimliche Grossmacht» auf dem Schweizer Finanzplatz. Tatsächlich sind die Dienste der Swisscom kaum mehr aus dem Banking wegzudenken: Laut eigenen Angaben erbringt sie IT-Leistungen für rund 100 Retailbanken. Rund 50 hiesige Institute nutzen ihre Auslagerungs-Lösungen (BPO), etwa im Zahlungsverkehr oder Wertschriftengeschäft.

Vorne dabei ist die Swisscom auch bei der helvetischen Bezahl-App Twint sowie bei den wichtigsten Fintech-Initiativen im Lande.

Institute wie die Regionalbank Valiant oder die junge Berner Zähringer Privatbank haben gar ihre gesamte IT und grosse Teile des Backoffice an Swisscom ausgelagert.

Übers Retail-Banking hinaus

Dabei ist die Anfang 2015 gegründete Zähringer ein Exot im Banken-Portefeuille des Telekom-Konzerns – die Kundschaft beschränkt sich derzeit vor allem auf Retailbanken. Nun könnte sich der Kreis erweitern. Kutsch: «Aktuell sind wir bezüglich der Ausgestaltung des Angebots mit verschiedenen Privatbanken im Gespräch.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.59%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.36%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.51%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.77%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.79%
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