Gantenbein, Donatsch, Studach oder Fromm: Diese Winzer prägen die Bündner Herrschaft. Doch im Schatten der grossen Namen machen kleine, weniger renommierte Betriebe auf sich aufmerksam – mit köstlichen Weinen, wie die Auswahl von finews.ch-Weinredaktor Peter Keller beweist.

Das Motto ist eine Ansage: Graubünden nennt sich das «kleine Anbaugebiet mit den grossen Weinen». Kein leeres Versprechen, denn auf einer kleinen Fläche von gut 420 Hektaren werden grossartige Weine gekeltert. Am bekanntesten ist die Bündner Herrschaft mit den Orten Fläsch, Maienfeld, Malans und Jenins. Reben stehen aber auch im Churer Rheintal sowie im entlegenen Misox, südlich des San Bernardino, wo vor allem Merlot angebaut wird.

Das nahe Tessin lässt grüssen. Sonst ist aber das Bündnerland vorwiegend Pinot-noir-Land. Neben dieser Hauptsorte werden zudem Spezialitäten wie Chardonnay, Pinot blanc oder der einheimische Completer kultiviert.

Preiswerte Geheimtipps

Bekannte Köpfe prägen das Anbaugebiet. Viele Weinliebhaber reissen sich um die Weine von Daniel und Martha Gantenbein, Martin Donatsch, Thomas Studach, Georg Fromm und wie sie alle heissen.

Mit der Qualität sind auch die Preise für diese gesuchten Preziosen gestiegen. Doch man verzage nicht, denn im Schatten dieser Produzenten lassen sich preiswerte Geheimtipps finden – von Winzern und Winzerinnen, deren Namen man sich merken sollte.

Wir haben Weingüter entdeckt, die zwar noch nicht so renommiert sind, aber die mit überzeugenden Tropfen von sich aufmerksam machen. Das sind unsere fünf Favoriten:

1. Weingut Heinz Däscher, Zizers

Heinz Däscher ist Quereinsteiger und gelernter Schreiner. Er besitzt indessen eine Rebparzelle in Zizers. Hier entsteht der Pinot noir Ochsaweid, ein überaus filigraner und finessenreicher Rotwein mit einem moderaten Alkoholgehalt von 12,5 Prozent.

Der degustierte 2019er ist stoffig, elegant, komplex und zeigt sich mit einer prägnanten Säureader. Der Holzausbau ist äusserst dezent und dient lediglich dazu, die Struktur des Pinot noir zu unterstützen. Eine grossartige Entdeckung, von der es lediglich rund 600 Flaschen gibt (Preis: 53.90 Franken für den 2020er).

2. Sven Fröhlich Weine, Jenins

Das Weingut des Deutschen Sven Fröhlich wurde erst vor wenigen Jahren gegründet. Er hat heute 1,4 Hektaren gepachtet und kauft noch weitere Trauben von Bauern dazu, die seine Vorstellungen über den Rebbau teilen. Und Fröhlichs Liebe, wen erstaunts nach Engagements bei Gantenbein, Liesch oder Schlegel, gilt dem Pinot noir.

Ich verkostete seine 2022er und 2021er, zwei höchst unterschiedliche Weine. Letzterer ist dank seiner kühlen Aromatik und Eleganz mein Favorit. Der Pinot noir 2022 stammt aus einem warmen Jahr ist etwas fülliger, ohne schwer zu wirken. Spannend wird die Frage sein, welcher des Duos besser und länger reifen kann. Ich tippe mal auf den 2021er (Preis: 44 Franken).

3. Weingut Rohner Erni, Monticello

Der Familienbetrieb liegt am äussersten Zipfel Graubündens, im Misox. Die junge und talentierte Winzerin Madlaina Erni führt das Werk ihres Vaters mit Engagement und Liebe zur Natur fort, hatte allerdings 2021 grosses Pech: Die gesamte Ernte wurde verhagelt. Sie lässt sich freilich nicht runterkriegen, wie die Weine des Nachfolger-Jahrgangs zeigen.

So ist der Arte 2022 vorzüglich gelungen. Es handelt sich um einen Merlot, der ohne Holzausbau auskommt und während knapp einem Jahr im Email-Tank ausgebaut wird. Er ist fruchtbetont, dicht, elegant, gut balanciert und relativ langanhaltend (Preis: 24.50 Franken).

4. Weingut Uwe Schneider, Zizers

Uwe Schneider hat sich vor acht Jahren selbstständig gemacht. Als Lohnwinzer keltert er Weine für verschiedene Kunden und Kundinnen, darunter auch für den erwähnten Heinz Däscher. Zum Programm gehören aber auch eigene Weine, etwa der Zizerser Chardonnay 2021. Er weiss von A bis Z zu überzeugen.

Die Nase ist eher zurückhaltend, enthüllt aber mit Luftkontakt schöne Noten von fruchtigen und würzig-floralen Noten. Der Weisswein ist im Gaumen trocken, mittelschwer, elegant, komplex und besitzt eine schöne, reife Säure und Mineralität. Langer Nachhall (Preis: 49.90 Franken).

5. Hörler Weine, Fläsch

Zur Hauptsache ist Silas Hörler Betriebsleiter und Kellermeister auf Schloss Salenegg. Er produziert aber auch eine eigene Linie aus eigenen Trauben. Seine 1,2 Hektar grossen Rebberge befinden in Fläsch und Maienfeld. Im letztgenannten Ort befindet sich die Einzellage Kalkofen.

Der 2022er überzeugt mit seinem Potenzial. Der Pinot noir präsentiert mit einem typischen, hellen Rubinrot und enthüllt in der Nase schöne Noten von roten Beeren sowie dezent floralen und würzigen Anklängen (Pfeffer und Zimt). Er ist stoffig, finessenreich und gut strukturiert. Ganztraubenvergärung und wenig Interventionen im Keller ergeben einen herkunftstypischen Wein (Preis: 36 Franken).