Der technologische Wandel zwingt die Finanzindustrie, sich neu zu erfinden. Andere Branchen machen diese schmerzhafte Erfahrung auch. Die Parallelen sind verblüffend, schreibt Peter Hody in seinem Beitrag für finews.first.


In der Rubrik finews.first nehmen renommierte Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Dabei äussern sie ihre eigene Meinung. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. finews.first läuft in Zusammenarbeit mit der Genfer Bank Pictet & Cie. Die Auswahl und Verantwortung der Beiträge liegt jedoch ausschliesslich bei finews.ch Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Adriano B. Lucatelli, Peter Kurer, Oliver Berger, Rolf Banz, Dieter Ruloff, Samuel Gerber, Werner Vogt, Claude Baumann, Walter Wittmann, Albert Steck und Alfred Mettler.


«Admit that the waters around you have grown
And accept it that soon you'll be drenched to the bone
If your time to you is worth savin'
Then you better start swimmin' or you'll sink like a stone»

Die Zeilen dieses Songs von Bob Dylan wehen durch die Gänge und Büros der globalen Finanzindustrie. Wer sich von seinen alten Fesseln nicht befreit, geht unter, so die Botschaft des amerikanischen Sängers. Diese Fesseln waren 1964, als Dylan den Song schrieb, der Konservatismus, Militarismus und Rassismus der amerikanischen Gesellschaft, gegen die eine Jugend mit völlig neuen Ideen ankämpfte.

Bei den Banken sind diese Fesseln das Beharren auf Geschäftsmodellen, die regulatorisch und technologisch überholt sind. Die gesamte Finanzbranche ist mit dieser komplexeren Welt konfrontiert: Das engere Regelkorsett ist dabei das kleinere Problem.

Der technologische Wandel und die daraus entspringenden Finanzinnovationen könnten das Fundament der gesamten Branche erschüttern, sie umwälzen oder gar verdrängen.

«Wenn mehreren Branchen droht, weggefegt zu werden, kann man von einer Revolution sprechen»

Es ist das eine, wenn ein Unternehmen eine Innovation verschläft und darum zu Grunde geht. Wenn aber gleich mehreren vermeintlich fest verankerten Branchen droht, gleichzeitig von technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen weggefegt zu werden, darf man durchaus von einer Revolution sprechen: der digitalen Revolution – der dritten industriellen Revolution – inzwischen spricht man sogar von der vierten.

Im Überlebenskampf dieser Revolutionen stecken demnach nicht nur Banken und Finanzdienstleister. Es kämpfen auch die Medien, viel mehr das Verlags- und Zeitungsgeschäft, und die Energiebranche.

Das sind zwar drei völlig verschiedene, aber bedeutsame Branchen, die unabhängig von einander in den verschiedenen Stadien der Umwälzungen stecken. Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich zahlreiche Parallelen.

«Alle drei Branchen konnten jahrzehntelang in monopolähnlichen Strukturen operieren»

Wobei die erste Parallele in einer Charakteristik dieser Branchen liegt: Alle drei konnten jahrzehntelang in monopolähnlichen Strukturen operieren, ohne einem grossen Wettbewerb ausgesetzt gewesen zu sein. In der Finanzbranche ist dieser Wettbeerb nun allgegenwärtig, was sich unter anderem in der laufenden Konsolidierung manifestiert.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.2%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.6%
pixel