Trotz üppigen Erträgen im Anlagejahr 2021 bleibt die Situation bei vielen Schweizer Pensionskassen angespannt. Besonders die schwächeren Kassen drohen längerfristig abgehängt zu werden. Der Druck auf eine politische Reform der obligatorischen Vorsorge steigt.

Die Schweizer Pensionskassenverwalter blicken auf ein weitgehend ungetrübtes Anlagejahr 2021 zurück. Gemäss der jährlich von Swisscanto durchgeführten Pensionskassenstudie erzielten die befragten Vorsorgeeinrichtungen im Schnitt eine Nettorendite auf ihren Kapitalanlagen von 8,4 Prozent. Dieses Ergebnis liegt deutlich über dem Zehn-Jahre-Schnitt von 5,4 Prozent.

Den Geldsegen durch den «Dritten Beitragszahler» haben viele Kassen genutzt, um ihre teilweise ungemütliche Situation mit systemfremden Umverteilungen von Jung zu Alt zu verbessern. Diese Mittelverschiebung ist unausweichlich, wenn die Renten aufgrund von überhöhten Leistungsversprechen nicht ausfinanziert sind. Gemäss verschiedenen Analysen beträgt die jährliche Umverteilung in der zweiten Säule insgesamt bis zu 7 Milliarden Franken.

Reform auf der langen Bank

Schon in den vergangenen Jahren haben sich etliche Pensionskassen an die neuen Realitäten mit längerer Lebenserwartung und tieferen Anlagerenditen angepasst. Die Leitungsgremien haben soweit möglich technische Grundlagen überarbeitet, ungenügende Reserven aufgestockt, überhöhte Renten im Überobligatorium über die Senkung der Umwandlungssätze reduziert oder das Pensionierungsalter angepasst.

Die Pensionskassen sind der Politik damit teilweise einen Schritt voraus. Denn insbesondere im Bereich der gesetzlich geregelten obligatorischen Vorsorge bleibt der rentenbildende Umwandlungssatz weiterhin zu hoch. Obwohl eine Reform überfällig ist, scheint der politische Wille entweder zu fehlen, oder die verschiedenen Lager reiben sich gegenseitig auf.

Zweiklassengesellschaft

Unter diesem politischen Unwillen leiden vor allem jene Pensionskassen, die dringend auf eine Reform angewiesen sind – also jene Kassen, die mit ihren Hausaufgaben ohnehin im Verzug sind. Die Autoren der Swisscanto-Studie verwenden in diesem Zusammenhang den Begriff einer Zweiklassengesellschaft. Diese äussert sich etwa in einer grossen Spannbreite bei den Zinsgutschriften an die Versicherten und der Anlagerendite. Zum einen konnten Pensionskassen, deren Wertschwankungs-Reserven über 75 Prozent des Sollwerts betrugen, die Altersguthaben der Versicherten doppelt so hoch verzinsen wie Kassen mit tieferen Reserven. Zum andern lag die Bandbreite der Anlagerendite für 2021 zwischen 1,34 Prozent und 15,97 Prozent.

Diese Gräben zwischen den Musterschülern und den Problemfällen haben sich schon in den vergangenen Jahren gebildet und werden sich nach Einschätzung der Experten künftig weiter vergrössern. Akzentuiert wird die Situation, wenn die Politiker die strukturellen Reformen in der Altersvorsorge weiter verschleppen. Darüber kann auch ein äusserst erfolgreiches Anlagejahr 2021 in der zweiten Säule nicht hinweghelfen. Selbst wenn die Kassen derzeit fit sind und ihre Leistungsversprechen erfüllen können, kann nicht von einer eigentlichen Trendwende gesprochen werden.

Rekordhohe Aktienquote

Beim Anlagemix setzten die Vorsorgeeinrichtungen gemäss den Umfrageergebnissen im 2021 auf eine rekordhohe Aktienquote von durchschnittlich 33,7 Prozent. Hatte dieser Aktienanteil wesentlich zur sehr guten Jahresperformance beigetragen, könnte sich dies aufgrund von schwächelnden Aktienmärkten im laufenden Jahr ins Gegenteil verkehren. In einem Anlageumfeld, das vom Krieg in der Ukraine, weltweiten Lieferproblemen, Inflation und Zinsanstieg geprägt ist, wurden zudem auch die Obligationen ihren defensiven Qualitäten nicht gerecht.

Soll der «dritte Beitragszahler» neben den Arbeitgebern und Arbeitnehmern weiterhin die Finanzierung der zweiten Säule mittragen, bleibt die richtige Anlagestrategie das Lebenselixier für Pensionskassen, wie es die Swisscanto-Experten ausdrücken. Dabei komme niemand an Aktien vorbei. Wie vorgerechnet wird, haben jedenfalls defensive Pensionskassen mit hohem Obligationen-Anteil seit Jahresbeginn 2022 beinahe gleich hohe Verluste eingefahren wie aktienlastige Kassen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.74%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.1%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.02%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.6%
pixel