Eine neue Generation von Kunden gibt in der Vermögensverwaltung zunehmend den Takt an, stellt eine neue Studie der Beratungsfirma EY fest. Damit verändern sich die Anforderungen an die Anbieter – und nehmen vor allem noch zu.

Die diesjährige Umfrage von EY unter Kundinnen und Kunden in der Vermögensverwaltung hat deutliche Unterschiede zu den Ergebnissen von vor zwei Jahren zu Tage befördert. Zum Einen findet eine Verschiebung der Kundengeneration der «Babyboomer» hin zu den «Millennials» statt.

Zum Anderen verändern sich die Bedürfnisse, was die Form der Beratung angeht, wie die Beratungsfirma am Dienstag feststellte.

Ein Fünftel bevorzugt die App

Laut den Ergebnissen wollen sich 47 Prozent der europäischen Anleger bevorzugt in einem virtuellen Gespräch beraten lassen. 30 Prozent wählen den direkten persönlichen Kontakt, und 23 Prozent präferieren Soziale Medien oder Apps für die Vermögensberatung. Bei der letzten Umfrage vor zwei Jahren lagen diese Prozentsätze noch bei 14, 33 beziehungsweise 18 Prozent.

Das zeige dennoch, finden die Autoren, dass das persönliche Gespräch, gleich ob «remote» oder in persona, weiter hoch im Kurs stehe.

Insgesamt lasse sich feststellen, dass die Kunden auf Marktvolatilität und Unsicherheit mit einem erhöhten Beratungsbedarf reagieren. Dadurch würden Vermögensverwalter unter Druck stehen, weil sie «für weniger mehr tun müssen», wie EY weiter schreibt. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Kunden gaben an, dass die Vermögensverwaltung in den vergangenen beiden Jahren komplexer geworden ist.

Junge sind wenig loyal

Mit dem Generationenwechsel der Anleger finde auch im Verhalten eine Veränderung statt. Jüngere Anleger würden dynamischer auf externe Marktereignisse reagieren. Die europäischen Millennial-Anleger (Geburtsjahrgänge zwischen 1981 und 1996) sind zu riskanteren Anlagen bereit und nehmen Marktvolatilität eher in Kauf als ältere Generationen, so das Fazit.

Auch sei der Wunsch nach einem Wechsel oder einer Verschiebung von Geld zu einem anderen Anbieter in der jüngeren Altersgruppe grösser. Dieses Bedürfnis äusserten Millennials (71 Prozent) mehr als doppelt so oft wie Babyboomer (32 Prozent).

Nichts geht über Vertrauen

Laut EY fordernde vermögende Privatanleger ihrerseits vertrauenswürdigere Partner. In der Hoffnung auf sicherere Anlagen sind sie auch wieder offener dafür, ihre Vermögenswerte bei etablierten Finanzdienstleistern und grösseren Banken anzulegen. «Der Schweizer Finanzplatz bleibt stark. Gut kapitalisierte und stabile Banken haben sich das Vertrauen ihrer Kunden bewahrt und konnten neue Kunden gewinnen», sagt EY-Branchenexperte Raphaël Thürler. Dieses Vertrauen kann jedoch leicht untergraben werden, so die Studie.

Der doppelte «Bank Run» bei der Credit Suisse wäre hierzu ein mahnendes Beispiel.

Im Rahmen des «EY Global Wealth Survey» wurden den Angaben zufolge weltweit mehr 2'600 Vermögensverwaltungskunden befragt, davon 600 in Europa inklusive der Schweiz.