In den nächsten Tagen wird die Schweizer Grossbank Credit Suisse ebenfalls eine Reorganisation ankündigen – anders als die UBS und weniger tiefgreifend.

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Seit die UBS vor etwas mehr als Wochen voraus ging und sich umfassend reorganisiert hat, steht die Credit Suisse (CS) unter einem enormen Druck, ebenfalls eine grössere Veränderung anzukündigen.

Vor diesem Hintergrund mehren sich in der Branche denn auch die Stimmen, die nun auch bei der zweitgrössten Bank der Schweiz (Bild: Lichthof am Hauptsitz in Zürich) Veränderungen erwarten.

Andere Voraussetzungen

Allerdings ist die Ausgangslage für die CS etwas komplexer als bei der UBS. Zum einen hat die Credit Suisse deutlich ein kleineres Vermögensverwaltungsgeschäft als ihre Konkurrentin, und zum andern hat sich CS-Präsident Urs Rohner in den letzten Tagen unmissverständlich für einen substanziellen Beibehalt des umstrittenen Investmentbanking ausgesprochen.

Das hat seine Gründe: Im Gegensatz zur UBS, wo innert Jahresfrist sowohl der CEO (Sergio Ermotti) als auch der Präsident des Verwaltungsrats (Axel Weber) gewechselt haben, stehen bei der CS zwei langjährige Kräfte (Urs Rohner respektive Brady Dougan) im Amt, denen es weitaus schwerer fallen dürfte, die CS substanziell zu erneuern.

Zu diesem Befund kommt auch die US-Finanzzeitung «Wall Street Journal» in einem neuen Artikel, der sich auf ein Gespräch mit Dougan beruft.

Vorgeschmack bereits geliefert

Kommt hinzu, dass im Aufsichtsgremium mit Walter Kielholz ein weiter, langjähriger CS-Vertreter sitzt, der mit seinen Vertrauensleuten (Peter Brabeck, Aziz Syriani, Richard Thornburgh, Robert Benmosche) kaum die ganz grossen, aber nötigen Veränderungen in die Wege leiten dürfte, weil dies sozusagen eine 180-Grad-Wende zur bisherigen, in grossen Teilen von ihm verantworteten Strategie wäre.

Trotzdem wird die Credit Suisse in den nächsten Tagen handeln, wie mittlerweile verschiedene Branchenleute erklären. Einen Vorgeschmack lieferte die Bank bereits vor Wochenfrist, als sie ihr Schweizer Geschäft reorganisierte, wie finews.ch exklusiv berichtete. In diese Richtung dürfte der weitere Umbau gehen.

Klare Neugewichtung

Naheliegend ist eine weitere Stärkung der Private-Banking-Sparte, um das Geschäft mit der Vermögensverwaltung zur eindeutig wichtigsten Ertragssäule zu machen. Unter diesen Prämissen, dürfte das Asset Management ins Private Banking integriert werden – vor diesem Hintergrund ist auch der geplante Verkauf der ETF-Sparte und des Private-Equity-Geschäfts zu verstehen, da die beiden Geschäftsfelder entweder zu wenig ertragsträchtig oder zu weit entfernt sind von der klassischen Vermögensverwaltung.

Mit der Neugewichtung der Private-Banking-Sparte erhält deren Chef, Hans-Ulrich Meister, noch mehr Bedeutung innerhalb der Konzernleitung. Nachdem er in den letzten anderthalb Jahren zahlreiche Aufgaben (Clariden Leu, Kundensegmentierung, Reorganisation Schweiz-Geschäft) endlich angepackt hatte, die zuvor auf die lange Bank geschoben worden waren, wird sich nun rasch weisen, ob er auch offensiv erfolgreich ist und dem Vermögensverwaltungsgeschäft die dringend notwendige Bedeutung verleihen kann. Ist dies der Fall, dürfte ihm über kurz oder lang der CEO-Posten winken.

Starker Rückhalt

Im Gegensatz dazu wird die CS ihr Investmentbanking vorläufig nicht so weitreichend verändern, wie dies die UBS getan hat. Dies hat allein schon historische Gründe, da die Bank mit ihrer früheren Credit Suisse First Boston (CSFB) schon immer eine wichtige Akteurin in diesem Geschäft war. Entsprechend haben die Investmentbanker nach wie vor einen starken Rückhalt innerhalb und bis an die Spitze des Konzerns.

Zudem hat die CS bereits vor geraumer Zeit damit begonnen, ihre risikogewichteten Aktiven zu reduzieren, wie Konzernchef Dougan verschiedentlich betonte. Trotzdem dürfte das Investmentbanking der CS weiter schrumpfen, allerdings weniger konsequent als bei der UBS, weil diese – wie erwähnt – sich bei diesem Prozess auf ein wesentlich grösseres Private Banking – nicht zuletzt dank des USA-Geschäfts – abstützen kann.

Massiv tiefere Boni

Die Redimensierung der CS-Investmentbanking ist jedoch unumgänglich, da einzelne Bereiche auf Grund der regulatorischen Auflagen sich gar nicht mehr rechnen und gleichzeitig manche Geschäfte bis auf weiteres gar nicht mehr gefragt sind.

Bereits hat sich die Bank aus verschiedenen Geschäften verabschiedet und ihren Bonus-Pool massiv gekürzt, wie die britische Finanzzeitung «Financial Times» an diesem Wochenende feststellte. Im letzten Jahr betrug der Bonuspool für die Investmentbanker der CS noch 3 Milliarden Franken. Kurz vor der Subprime-Krise im Jahr 2007 waren es noch dreimal mehr gewesen.

Politik nimmt Einfluss

Matt Spick, Finanzanalyst bei der Deutschen Bank, geht davon aus, dass die Boni für dieses Jahr weiter sinken und noch ein Fünftel der Summe ausmachen werden, die in den Vorkrisenjahren ausbezahlt wurde.

Vieles deutet darauf hin, dass die Politik in Europa das Investmentbanking-Geschäft noch erheblich weiter eingrenzen und konditionieren wird, was wiederum das Leben der Banker kaum vereinfachen dürfte. Gleichzeitig werden zunehmend jüngere Mitarbeiter nachrücken, die von Anfang an tiefere Gehälter beziehen. Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass diese Sparte in einem kontinuierlichen Prozess ihre bisherige Bedeutung wie von selbst verlieren wird.

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