Nahezu unbemerkt hat Manuel Ebner als Schweiz-Chef von Merrill Lynch eine neue Bankeinheit gestartet. Das gibt dem Neffen des berühmten Financiers Martin Ebner gewaltige Feuerkraft, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Während am Finanzplatz alles vom Niedergang der Privatbanken oder vom Aufschwung von Fintech spricht, geht ein zentraler Pfeiler des Swiss Bankings gerne vergessen: Das Firmenkundengeschäft. Zu unrecht, wie sich zeigt. Denn dort ist inzwischen einiges in Bewegung geraten.

Wie finews.ch nämlich erfahren hat, zählt dieses Geschäft seit dem Frühsommer einen neuen Mitspieler. So erteilte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) der Einheit Corporate Banking von Bank of America Merrill Lynch in der Schweiz die Banklizenz. Architekt des neuen Players ist dabei ein Mann, dessen Name im hiesigen Banking einen besonderen Klang hat: Manuel Ebner (Bild).

Bei McKinsey gehärtet

Das rührt nicht nur daher, dass der Länderchef der mächtigen amerikanischen Merrill Lynch in der Schweiz einiges Gewicht in der Branche hat. Bekanntheit garantiert ihm allein schon der Umstand, dass er der Neffe des berühmten Financiers und BZ-Bank-Gründers Martin Ebner ist – in dessen Nimbus zeitweise auch seine wechselvolle Karriere im Swiss Banking verlief.

So trat der in Peru geborene, in Mexiko aufgewachsene und in den Beraterschmieden Boston Consulting Group und McKinsey gehärtete Finanzspezialist 2006 als Chef bei der BZ Bank seines Onkels an. Im Jahr 2009 verliess Manuel Ebner das Institut indes und wechselte zur Finanzgesellschaft Rose & Sky Investments in Pfäffikon SZ.

2010 wurde Ebner dann zum Länderchef von Merrill Lynch Capital Markets in der Schweiz ernannt. Seither treibt der einstige Profi-Handballer und Vater dreier Töchter den Ausbau des hiesigen Firmenkundengeschäfts für den amerikanischen Finanzriesen voran. Die Gründung einer spezialisierten Bank erscheint als einstweilige Krönung dieser Bemühungen.

Die Mutter im Rücken

Wie Ebner auf Anfrage von finews.ch bestätigte, wird die neue Einheit von Mario Alini geführt. Sie spezialisiert sich dabei auf das so genannte Transaction-Banking inklusive Zahlungsverkehr-Lösungen. Im Angebot sind aber auch Produkte wie Firmenkreditkarten, über die Spesen genauer kontrolliert werden können.

Wo Bank of America Merrill Lynch wohl am meisten punktet, ist jedoch das prestigeträchtige Investmentbanking-Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A). Dort darf die Einheit etwa bei Überbrückungskrediten die Bilanz des amerikanischen Mutterhauses in Anspruch nehmen – und die ist gewaltig genug, dass die kleine Einheit diesbezüglich wohl auch die grössten Schweizer Konkurrenten auszustechen vermag.

Fokus auf «big tickets»

Entsprechend richtet sich die neue Bank nach den «big tickets». Laut Ebner fokussiert die Einheit auf die grössten 50 Schweizer Unternehmen und unterstützt die internationalen Kunden der Bank, die in der Schweiz aktiv sind.

Nach den Fusionen von Holcim und Lafarge, Novartis und Glaxo Smith Kline sowie den gescheiterten Gesprächen bei Syngenta und Monsanto ist klar geworden, dass dort einiges zu holen ist. Entsprechend bemühen sich auch vermehrt ausländische Player, ihren «Fussabdruck» bei den Schweizer Firmenkunden zu vertiefen – nachdem viele von ihnen in der Finanzkrise das Feld geräumt hatten.

Boom mit Anziehungskraft

Neben Merrill-Lynch-Schweiz-Chef Ebner plant das auch Nick Bossart, CEO von J.P. Morgan Schweiz. Und die deutsche Commerzbank nimmt neben den Grosskonzernen den Schweizer Mittelstand ins Visier.

«Angesichts des M&A-Booms sehen sowohl das Investment Banking als auch das Corporate Banking von Bank of America Merrill Lynch Wachstumschancen», erklärt Ebner. Er fühlt sich dabei auf dem richtigen Weg – konnte er doch seine Ziele nach eigenen Angaben jeweils übertreffen.

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