Postfinance will Unternehmen finanzieren

Die Postfinance hat im Rahmen der Berichterstattung des Post-Konzerns am Donnerstag ihren Halbjahresabschluss vorgelegt. Der Halbjahresgewinn ist kräftig gestiegen. Er beträgt im ersten Semester 2025 110 Millionen Franken, 46 Millionen mehr als in der Vorjahresperiode. Die Bilanzsumme beträgt nun 106,6 Milliarden Franken.

Allerdings ist der Gewinnsprung zumindest teilweise auf Sondereffekte zurückzuführen. So hat der Zinserfolg von 241 auf 321 Millionen Franken zugelegt, u.a. weil Postfinance Hedgingkosten von Währungsswaps anders verbucht als bisher. Der Umstellungseffekt schlägt sich im Geschäftsjahr 2025 in einem Plus von 37 Millionen Franken nieder. Zudem hatte Postfinance im Vorjahr eine Wertberichtigung von 25 Millionen Franken vorgenommen, mutmasslich im Zusammenhang mit einem Darlehen an das GZO Spital Wetzikon.

Rückläufiges Kommissions- und Handelsgeschäft

Einen Rückschlag gab es im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. Hier betrug der Erfolg noch 168 Millionen Franken, nach 199 Millionen in der Vorjahresperiode. Auch das Handelsgeschäft war rückläufig (von 115 auf 103 Millionen Franken).

Merklich gesunken ist der Geschäftsaufwand, von 502 Millionen auf 477 Millionen Franken, was auf die Verlagerung des Betriebs der Postomaten zu PostNetz zurückzuführen ist. Allerdings ist der Personalaufwand durch den höheren Personalbestand, höhere Aufwände in der Personalvorsorge sowie eine Rückstellung für die Restrukturierung um rund 20 Millionen Franken gewachsen. Postfinance rechnet in diesem Zusammenhang bis Ende November 2025 mit 130 Kündigungen und 72 arbeitsvertraglichen Anpassungen.

Kunden nutzen vermehrt bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten

Die Post spürt zudem das veränderte Zahlungsverhalten der Kunden. «Die Anzahl Einzahlungen am Schalter ist mit einem Rückgang von rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr wieder markant gesunken. Kund:innen nutzen vermehrt andere Zahlungsmöglichkeiten als Bargeld, und auch Rechnungen werden digital bezahlt.». Ebenfalls im gleichen Ausmass rückläufig sind die Bargeldbezüge in den Postfilialen und an Postomaten. «Insbesondere Kartenzahlungen und Mobile-Payment-Lösungen wie zum Beispiel Twint sind immer beliebter.»

Der Erfolg aus dem Verkauf der Beteiligung von Yuh an Swissquote wird erst im zweiten Halbjahr sichtbar werden.

Nullzinsen auf dem Girokonto bei der Nationalbank

Postfinance, die keine eigene Kredite vergeben darf, hält einen grossen Teil ihrer Liquidität auf dem Girokonto bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Da der SNB-Leitzins als Referenz für die Verzinsung der Sichtguthaben der Banken bei der SNB gilt und im ersten Halbjahr auf 0 Prozent gesenkt wurde, entgehen Postfinance entsprechende Erträge.

Belastend auf das Ergebnis im ersten Halbjahr haben sich gemäss der Mitteilung daneben die geopolitischen Spannungen, volatile Märkte und eine wachsende Regulierung ausgewirkt.

«Verpflichtet gegenüber dem Werkplatz Schweiz»

Die systemrelevante Bank nutzt die Gelegenheit, um wieder einmal das Kreditverbot zu kritisieren. Sie betont ihre Bereitschaft, bei der KMU-Finanzierung – «nicht zuletzt im Lichte der neuen Too-big-to-fail-Regulierung» – eine Rolle zu übernehmen.

«Wir fühlen uns verpflichtet, den Werkplatz Schweiz mit unserer Bilanz zu unterstützen. Heute sind rund 25 Milliarden Franken in ausländischen Obligationen gebunden. Würde das Kreditverbot gemäss Postorganisationsgesetz gelockert, könnten wir dieses Kapital gezielt in die Finanzierung der Schweizer Wirtschaft lenken – und so zur Stabilität des Finanzplatzes beitragen.» Nach dem Wegfall der Credit Suisse fehle im Firmenkreditmarkt eine «breit abgestützte, verlässlich agierende Anbieterin», heisst es im von Verwaltungsratspräsidenten Marcel Bührer und CEO Beat Röthlisberger unterzeichneten Vorwort im Halbjahresabschluss.