Die UBS und die Credit Suisse betreiben in Polen Backoffice-Zentren mit mehreren tausend Mitarbeitern, ebenso andere Grossbanken wie Goldman Sachs. Nun droht ein Personalnotstand.

Polen ist das neue Eldorado für europäische und amerikanische Grossbanken. Sie finden dort gut ausgebildetes Personal vor, das zu deutlich tieferen Löhnen arbeitet als in der angestammten Heimat.

So haben die UBS, die Credit Suisse (CS) wie auch die US-Investmentbank Goldman Sachs bereits namhafte Teile ihrer IT, der rückwertigen Dienste und Compliance in die polnische Hauptstadt Warschau, nach Krakau und Wrocław (Breslau) verlagert – es handelt sich dabei um mehrere tausend Jobs.

Ein «kleiner Mercedes» im Finanzsektor 

Und nun steht mit J.P. Morgan bereits die nächste Grossbank vor den Toren Warschaus. Dort will die amerikanische Grossbank 2'500 Jobs schaffen, und zwar in den Bereichen Backoffice, Risikomanagement und Controling, wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) kürzlich berichtete.

Polens Vize-Premier Mateusz Morawiecki beschreibt gegenüber dem Finanzblatt die Pläne von J.P. Morgan für Polen als «kleiner Mercedes im Dienstleistungssektor», da es sich um gut bezahlte Jobs handelt. Das Personal soll innert weniger Jahren rekrutiert werden, hiess es weiter. Die US-Grossbank wollte dazu keine Stellung nehmen.

Abwerbungs-Wettbewerb im Gang

UBS & Co. dürfte die Personaloffensive der US-Konkurrenz nicht sonderlich schmecken. Auch in Polen ist der Pool an geeignetem Personal begrenzt. Tatsächlich hört man am hiesigen Finanzplatz bereits, wie sich die ausländischen Banken in Polen gegenseitig die Mitarbeiter abjagen.

Ähnliches erlebten Schweizer Banken bereits in Asien, wo hoch bezahlte Kundenberater immer dahin gingen, wo ihnen die besseren Bedingungen geboten wurden. Für viele Banken war dies ein Verlustgeschäft und der Kundenloyalität wenig zuträglich gewesen.

In Polen leiden andere Bereiche: Die relativ hohe Fluktuation führt zu Lehrläufen in Prozessen und auch die Qualität des Outputs leidet darunter, wie es heisst. Hinzu komme, dass der Kampf um Mitarbeiter die Löhne nach oben treibe.

Mittlerweile arbeiten in Polens Finanzsektor rund 200'000 Personen. Zum Vergleich: In der Schweiz beschäftigt der Finanzsektor laut der Schweizerischen Bankiervereinigung 255'000 Personen (Stand 2015).

Zurück zum Insourcing

Zumindest was die IT betrifft, scheint sich eine Rückkehr in die Heimat abzuzeichnen. So wird bei der UBS die IT-Infrastruktur für die neue Europabank nicht von Polen oder Indien, sondern auch aus der Schweiz betreiben. 

Auch der Standort der neuen Technologie-Fabrik der UBS, die «Digital Factory», wo Spezialisten aller Couleur die Digitalisierung innerhalb der Grossbank vorantreiben, ist in Zürich, wie auch finews.ch berichtete.

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