Deutscher Vermögensverwalter streckt Fühler Richtung Schweiz aus

HRK Lunis befindet sich auf der Suche nach einem passenden Partnerunternehmen in der Schweiz. Der unabhängige Vermögensverwalter mit einem hohen Credit-Suisse- und J.-Safra-Sarasin-Anteil in seiner Firmen-DNA sieht sich gut aufgestellt für den Sprung über die Landesgrenze.

«Wir können uns sehr gut vorstellen, so schnell wie möglich in die Schweiz zu expandieren», sagt HRK-Lunis-CEO Andreas Brandt gegenüber finews.ch. «Die Vermögensverwaltungsbranche in Deutschland befindet sich bereits seit einiger Zeit in einer Phase der Konsolidierung. Wir wollen ein führender Konsolidierer sein.»

Etwas ähnliches sei auch in der Schweiz zu beobachten. Damit würden sich hier ebenfalls interessante Möglichkeiten ergeben. «Neben der reinen Grösse bringt es Vorteile, auch regional und bei den Produkten und Dienstleitungen breit aufgestellt zu sein», betont der CEO.

Lunis Vermögensmanagement wurde im Mai 2017 von Andreas Brandt und Partnern in Kooperation mit der amerikanischen Beteiligungsgesellschaft J.C. Flowers gegründet. Der unabhängige Vermögensverwalter bietet Privat- und Unternehmenskunden ganzheitliches Vermögensmanagement.

Früher bei J. Safra Sarasin und Credit Suisse

Startpunkt des Unternehmens war der Rückzug des Bankhauses J. Safra Sarasin aus dem deutschen Private-Banking-Markt im Jahr 2017. Mit der Lunis-Gründung fand eine Reihe von früheren Sarasin-Mitarbeitenden eine neue Heimat.

CEO Brandt war von 2011 bis 2017 Generalbevollmächtigter von J. Safra Sarasin in Deutschland und davor Vorstandvorsitzender der Credit Suisse in Deutschland.

Das Unternehmen hat eine starke Wachstumsphase hinter sich. 2019 betrug das verwaltete Vermögen etwas mehr als 1 Milliarde Euro. Nach mehreren Akquisitionen liegt es aktuell über 7,5 Milliarden Euro.

Präsenz auch in Norddeutschland

Ein wichtiger Schritt dabei war der Zusammenschluss mit der Münchner «Huber, Reuss und Kollegen Vermögensverwaltung» zur heutigen HRK Lunis im Jahr 2023. Im Jahr darauf folgte die Integration von ProVidens aus Hamburg, mit der die Präsenz auch auf Norddeutschland ausgeweitet wurde. Insgesamt ist das Unternehmen nun an neun Standorten präsent und betreut mit rund 120 Mitarbeitenden mehr als 2'400 Kundinnen und Kunden.

Erst im vergangenen Monat hat das Unternehmen zwei Veränderungen bekanntgegeben. Einmal wurde der Wettbewerber GS&P Grossbötzl, Schmitz & Partner aus Düsseldorf übernommen. Diese Transaktion soll im kommenden Jahr mit der vollständigen Integration abgeschlossen werden.

Seven2 als neuer Mehrheitsaktionär

Auch der Mehrheitsaktionär hat gewechselt. J.C. Flowers hat seine Anteile an die französische Private-Equity-Gesellschaft Seven2 (früher Apax), verkauft. Die neue Eigentümerstruktur soll dabei helfen, das künftige Wachstum sowie die Expansion in bestehende und neue Geschäftsfelder nachhaltig zu unterstützen, wie es heisst.

Eine Expansion in die Schweiz könnte neue Perspektiven eröffnen. «Auch für deutsche Kunden ist die Schweiz ein attraktiver Markt», sagte Vorstandsmitglied Artur J. Montanhas, der für die Ressorts M&A und Corporate Strategy verantwortlich ist. «Die politische Stabilität wird hochgeschätzt, und auch unter dem Diversifizierungsaspekt besteht hier Nachfrage» sagte er. Montanhas war früher ebenfalls bei J. Safra Sarasin und kam 2019 zu Lunis.

Laut Brandt habe man die Entwicklung in der Schweiz aufmerksam beobachtet. «Es sei ein sehr kleinteiliger Markt mit rund 1'600 Vermögensverwaltern, von denen rund ein Drittel auf AuM von bis zu 50 Millionen Franken kommt.»

Charakter und Kultur müssen passen

Als Region kommt vor allem die Deutschschweiz und Zürich in Frage, heisst es weiter. «Wir suchen nach den passenden Menschen und Unternehmen. Charakter und Kultur müssen passen», betont der CEO. Als Zielgrösse nennt er ein Erstinvestment in ein Unternehmen, das mehr als 1 Milliarde Franken verwaltet. «Aber wir schrecken auch nicht vor grösseren Vermögensverwaltern zurück.»

HRK Lunis untersteht als regulierter Finanzportfolioverwalter der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). In Deutschland erfüllen rund 650 Finanzinstitute die hierfür erforderlichen Zulassungskriterien.