Oswald Grübel als YouTube-Star: Über UBS, Gold und Ukraine-Krieg
Im über einstündigen YouTube-Gespräch mit Dietmar Peetz vom Zentralschweizer Investmenthaus Real Unit analysiert der frühere Chef von Credit Suisse und UBS aktuelle Fragen rund um Finanzplatz, Politik und Weltwirtschaft. Das Interview wurde bereits rund 50’000-mal aufgerufen.
Grübel erinnert daran, dass der Schweizer Wohlstand in hohem Mass auf dem Finanzplatz beruht. Über Jahrzehnte habe die Schweiz dank tieferer Zinsen gegenüber anderen Ländern einen klaren Standortvorteil genossen. Unternehmen wie Private konnten sich deutlich günstiger finanzieren.
«Ohne UBS verliert die Schweiz ihre internationale Bank»
Zur Debatte um eine mögliche Abwanderung der UBS sagte Grübel: «Dann haben wir keine internationale Bank mehr.» Dies würde laut ihm die Infrastruktur des Finanzplatzes empfindlich schwächen. «Eines der grössten Geschäfte der UBS ist das Geschäft mit allen Schweizer Banken, die es sich dadurch sparen, selbst international tätig zu sein, weil das Geld kostet.»
Eine Abwanderung der UBS wäre laut Grübel «der Anfang vom Ende des Verlusts des Finanzplatzes». Zunächst wäre damit zu rechnen, dass der internationale Neugeldzufluss zum Versiegen käme, und mit der Zeit würden dann auch bestehende Kundengelder abwandern.
Politik und Finma im Visier
Leider sei der Politik zu wenig bewusst, wie der Finanzplatz funktioniere und wie er das Wirtschaftswachstum und die Liquidität der Wirtschaft befördere. «Wie ich immer wieder feststellen muss: In der Schweiz gibt es wenig Wertschätzung für den Finanzplatz.»
Kritik übte Grübel auch am früheren Management der Credit Suisse und an der Finanzmarktaufsicht Finma, die jahrelang tatenlos zugesehen habe.
«Die SNB hätte die Credit Suisse kaufen sollen»
Grübel hält die Übernahme der CS durch die UBS für einen Fehler: «Für ein Finanzplatz wäre es entschieden besser gewesen, wenn die Nationalbank die Credit Suisse gekauft hätte.»
Diese hätte dann «mit ihrem guten Image, dass sie international hat, auch gute Manager anstellen können und die Credit Suisse wieder in Ordnung bringen [können]». Das hätte, so Grübel, vielleicht fünf oder zehn Jahre gedauert, «aber dann hätte es sie wieder an den Markt bringen können und hätte noch sehr viel Geld dabei verdienen».
Kreditblase bei den Schattenbanken?
Ein grosses Risiko sieht Grübel darin, dass sich seit der globalen Finanzkrise die Kreditschöpfung von den Banken hin zu Schattenbanken verlagert habe: «Wir haben eine enorme Kreditkreierung seit einigen Jahren, vor allem bei Nichtbanken.»
Deren Kreditvolumen sei mittlerweile grösser als jenes der Banken. «Es könnte eines Tages zum Problem werden, wenn dieser Boom zu Ende ist und die Kreditblase platzt.» Im Gegensatz zu den Banken hätten die Schattenbanken nämlich keine Reserven.
Pessimismus in Sachen Deutschland
Eher pessimistisch äusserte sich der frühere Banken-CEO über den Zustand der deutschen Wirtschaft. «Die Einkommenssteuern in Deutschland sind viel zu hoch», sagte er.
Er könne sich nicht daran erinnern, wann letztmals eine Regierung in Deutschland sich überlegt habe, wie das Land steuerlich attraktiver werden könnte. Es werde Deutschland angesichts der hohen Steuern nicht gelingen, weltweit Leistungsträger anzuziehen.
Zur Staatsverschuldung
Angesprochen auf die zunehmende Staatsverschuldung, hielt Grübel fest, jeder Staat könne sich in eigener Währung beliebig stark verschulden. Er erinnerte daran, dass der Yen einmal eine Fluchtwährung gewesen sei, mittlerweile aber aufgrund der Schulden und der Demographie mehr als die Hälfte seines Werts eingebüsst habe. «Das Problem haben wir in Europa: zu viel Rentner, die die Politik bestimmen.»
Stablecoins sieht Grübel allerdings nicht als Ausweg. Ein Stablecoin sei ein Dollar und werde «mit dem Dollar weiter heruntergehen». Gefragt seien Stablecoins im Wesentlichen in ärmeren Ländern: Auf den grösseren Märkten würden sich die Leute fragen: «Weshalb soll ich etwas kaufen, wofür ich keine Zinsen bekomme und das genauso abwertet wie die Währung?»
Angst vor Russland? «Blödsinn»
Kritisch äusserte sich Grübel über die europäische Antwort auf den Ukraine-Krieg. Russland habe es nicht einmal geschafft, die Ukraine zu überrennen. «In Deutschland werden Geschichten kolportiert, dass sie demnächst vor Berlin stehen.» Das sei «Blödsinn und wird nicht passieren».
Besonders problematisch sei die geplante Enteignung der Vermögenswerte der russischen Zentralbank. Das sei ein «Vertrauensbruch», der auch die starke Zunahme des Goldpreises erkläre: «Da haben alle Zentralbanken angefangen, Gold zu kaufen.» Ausserdem stehe die Massnahme im Widerspruch zur Freihandelsrhetorik: «Wenn man mit der Welt handeln will, dann muss man den anderen Ländern vertrauen können.»















