Neue Studie: Die Schweiz im Gold- und Silberrausch
Anekdotisch ist der Fall klar: Edelmetalle erfreuen sich derzeit bei Investoren in der Schweiz und weltweit grosser Beliebtheit. Mit der rasanten Wertentwicklung der letzten Jahre haben sie sich als Anlageklasse markant ins Bewusstsein zurückgerufen.
Eine analytische Interpretation des Phänomens nimmt der europäische Edelmetallhändler Philoro mit seiner Edelmetall-Studie vor.
HSG-Befragung mit 3’012 Personen
Seit 2019 führt das Institut für Marketing und Consumer-Insight der Universität St. Gallen unter Professor Sven Reinecke eine repräsentative Umfrage durch. An der 2025er Erhebung, die zwischen Juli und September stattfand, nahmen 3’012 Personen teil.
Am Dienstag präsentierte Reinecke an der Seite von Christian Brenner, Managing Director von Philoro in der Schweiz, die Ergebnisse.
Im Popularitäts-Hoch
Edelmetalle insgesamt sind deutlich populärer geworden. 71 Prozent der Befragten halten sie für eine sinnvolle Anlageform (eine deutliche Steigerung gegenüber 2024 mit 65 Prozent, 2022 mit 67 Prozent und 2019 mit lediglich 61 Prozent).
Nur 8 Prozent der Befragten sehen Edelmetalle generell nicht als sinnvolle Geldanlage an.
(Bild: zVg)
Besonders beliebt bei Gutverdienern
Am beliebtesten sind die Edelmetalle in den obersten Einkommenklassen. Bei Personen aus Haushalten mit einem monatlichen Einkommen über 12’000 Franken sehen 28 Prozent Edelmetalle als «sehr sinnvoll» an, 48 als «eher sinnvoll».
Konkret gefragt, in welcher Form man einen grösseren Geldbetrag investieren würde, liegen Edelmetalle auf den dritten Platz (mit 31,8 Prozent), nach Immobilien mit 42,6 Prozent und Giro/Sparkonto (34,3 Prozent). Fonds (23,6 Prozent) und Einzelaktien (19,1 Prozent) werden als etwas weniger attraktiv wahrgenommen.
Hierarchie der Anlageformen. (Bild: zVg)
Ebenfalls erhoben wurde, in welcher Form die Teilnehmer einen hypothetischen Edelmetall-Gewinn ausbezahlt haben möchte. Zwar würden sowohl Gold als auch Silber bevorzugt sofort als Barauszahlung oder Überweisung «versilbert»; in der Tendenz würde Gold aber etwas häufiger in Barrenform bezogen. Für die Studienautoren ist dies ein Hinweis auf die vergleichsweise grössere emotionale Bindungskrafts des Goldes.
Stabilität und Wertsteigerung
Nach den Gründen für Edelmetall-Investments gefragt, nennen die meisten Teilnehmer Stabilität (41 Prozent) und Wertsteigerung (37 Prozent). «In letzter Zeit hat das Thema Wertsteigerung aufgeholt», so Studienautor Reinecke. In der ersten Befragung 2019 sei der Renditegedanke noch kaum ausgeprägt gewesen, ergänzte Philoro-Chef Brenner.
In der Tat rechnet ein Grossteil der Teilnehmer mit einer Finanzkrise in den nächsten 1-5 Jahren:
(Bild: zVg)
In der Befragung wurde auch erhoben, wie viel Edelmetalle die Teilnehmer tatsächlich besitzen. 13,6 Prozent geben dabei an, Geld zu besitzen (unter Ausklammerung von Uhren und Schmuck). Bei diesen beträgt der durchschnittliche Goldbesitz 114,7 Gramm. In der letztjährigen Befragung hatte der Wert noch 100 Gramm betragen. «Dass dies innerhalb eines Jahres so stark zugenommen hat, hat mich überrascht», so Philoro-Chef Christian Brenner.
30,6 der Befragten besitzen Silber
Sogar 30,6 Prozent der Teilnehmer besitzen Silber (wobei Schmuck berücksichtigt war), und zwar durchschnittlich 377,2 Gramm.
Dieses Silber-Eigentum, hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung hätte laut der Studie ein Gewicht von 1’048 Tonnen und einen Gesamtwert von 1,13 Milliarden Franken.
Hausse beim Silber
Einen besonderen Schwerpunkt widmete die Erhebung in diesem Jahr der allgegenwärtigen Silber-Thematik. Dessen Preis ist «year to date» um 47 Prozent gestiegen. «Mit dieser grossen Schweizer Silberstudie wollen wir Transparenz schaffen», so Philoro-Mann Brenner. Man wolle einen Beitrag dazu leisten, dass «Silber dorthin kommt, wo es hingehört, nämlich ins allgemeine Bewusstsein».
«Der Silberpreis steigt in der Regel – über einen sehr langen Zeitraum betrachtet – parallel zum Goldpreis», führte Brenner aus, auch wenn es über kürzere Zeiträume zur Entkoppelung kommen könne.
Professor Sven Reinecke, Christian Brenner (Managing Director von Philoro Schweiz). (Bild: zVg)
Strategischer Rohstoff
Laut Brenner ist die aktuelle Silber-Hausse fundamental getrieben. Das Edelmetall sei kürzlich als strategischer Rohstoff eingestuft worden, da es in etlichen Schlüsselindustrien wie Elektromobilität und Photovoltaik verwendet werde.
Es gebe seit Jahren ein Angebotsdefizit, weil die weltweite Förderung seit zehn Jahren konstant bei 31’000 Tonnen liege. Die Nachfrage habe im letzten Jahr, auch industriell bedingt, allerdings 38’000 Tonnen betragen. «Die Welt braucht mehr Silber als gefördert wird, was zu einem strukturellen Angebotsdefizit führt.»
Auch institutionelle Nachfrage zieht an
Auch im Handelsgeschäft von Philoro mache sich der Silber-Trend bemerkbar. «Wir spüren, dass auch die institutionelle Nachfrage anzieht», so Brenner.
Gefragt nach den Preisaussichten des Silbers, sagte der Philoro-Chef: «Eine Anlageklasse kann nicht immer nur in eine Richtung performen.» Momentan sei aber kein Ende in Sicht. Die Höchstbewertung erscheine nachhaltiger als bei den frühen Spitzen in den 1980er-Jahren und nach 2010, als die Nachfrage eher spekulativ getrieben gewesen sei.
Ein interessantes Aperçu zum Schluss: Gefragt, mit welchem Goldpreis sie in zehn Jahren rechnen, liegt die durchschnittliche Erwartung bei den Männern 15 Prozent höher als heute, bei den Frauen wird ein praktisch unveränderter Preis erwartet.