Eine Lehre bei der Bank ist attraktiv wie eh und je. Die Gründe der Jugendlichen für die Lehrstellenwahl mögen überraschen, findet Micha de Roo von der Schweizerischen Bankiervereinigung.

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Micha de Roo
(Bild links) ist Leiter Grundbildung bei der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg).

Gerne bilden sich Erwachsene ein, Jugendliche seien wandelnde Tablets. «Digital Natives» also, die am liebsten mit dem Handy die Zähne putzen würden, die mit digitalen Werkzeugen aufwachsen und uns alten Knackern dadurch meilenweit voraus sind.

Das sind masslose Übertreibungen. Dies zeigt eine bisher unveröffentlichte Umfrage bei über 1‘000 Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren, die beabsichtigen, eine Berufslehre zu machen. Die Befragung fand im Herbst 2017 statt – mit der SBVg als Auftraggeberin, aber ohne diese zu nennen.

Menschliche Aspekte zählen

Der überraschende Befund: Jugendliche sind kaum digitaler als die meisten Erwachsenen. Was sind für diese Jugendlichen wohl die wichtigsten Aspekte, die bei der Lehrstellensuche zählen? Die Antworten: Abwechslung. Arbeit im Team. Die Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Lehre. Der Kontakt mit Menschen. Die Betreuung der Lernenden.

Und was ist für Jugendliche im Vergleich ziemlich unwichtig? Antwort: Die Verwendung moderner Technologien im Arbeitsalltag (Apps, Tablets etc.). Wow. Unglaublich. Vor allem, wenn man gemeint hat, Jugendliche seien wandelnde Tablets.

Beliebteste kaufmännische Lehre

Aus derselben Umfrage geht hervor, dass die Banklehre die mit Abstand beliebteste unter den kaufmännischen Berufsbildungen ist. Die kaufmännische Lehre ist übrigens die am häufigsten gewählte.

Die Bankenbranche steht in dieser jährlichen Umfrage zum dritten Mal in Folge an der Spitze. Und das Image des Bankerberufs ist bei der Mehrheit dieser Jugendlichen gut bis sehr gut. Hinzu kommt, dass die Bankenbrache gemäss des Lernendenbarometers der Lernenden-Plattform yousty (2015 und 2016) die zufriedensten Lernenden beschäftigt.

Das soll auch so bleiben. Zurzeit arbeitet die Abteilung Ausbildung/Best Talents der SBVg gemäss Auftrag des Bundes zusammen mit Behörden und Bankenvertretern eifrig daran, die Banklehre für die digitale und regulierte Zukunft fit zu machen.

Gute Ausgangslage für Bankenbranche

Die Ausgangslage der Bankenbranche ist bei Jugendlichen also nicht schlecht, auch wenn das Bankenumfeld aufgrund der Umwälzungen der letzten Jahre (Regulierung, Kostendruck) etwas weniger attraktiv erscheinen könnte. Es wachsen trotzdem genug Leute heran, die gerne in die Bankenbranche einsteigen möchten und zweifellos mit digitalen Geräten umgehen können – aber vor allem gerne mit Menschen arbeiten.