Zahlungsverkehr: Meilenstein für den Deposit Token

Im September 2024 unterzeichneten Postfinance, Sygnum Bank und UBS unter dem Dach der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) eine Absichtserklärung zur Prüfung der Machbarkeit eines gemeinsam emittierten Franken-Deposit-Token (der damals auch als Buchgeld-Token bezeichnet wurde, finews.ch berichtete). Ziel war, im Jahr 2025 eine Machbarkeitsstudie (Proof of Concept, PoC) durchzuführen.

Nun liegt das Ergebnis der Studie vor. Die SBVg und ihre drei Partnerbanken konnten das Projekt erfolgreich abschliessen, wie am Dienstag bekannt wurde. Erstmals haben Banken übergreifend eine rechtlich bindende Zahlung mittels Bankeinlagen und unter Verwendung einer öffentlichen Blockchain durchgeführt – was als ein «Meilenstein für den gesamten Finanzplatz» bezeichnet wird.

Schneller, sicherer, transparenter und effizienter

Worum geht es? Der Deposit Token, der auf der Blockchain basiert und programmierbar ist (Smart Contracts), soll dafür sorgen, dass Zahlungen nur dann ausgelöst werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Das minimiert die Risiken, gestaltet Prozesse effizienter und beschleunigt Transaktionen. Zudem wird damit Potenzial für neue digitale Dienstleistungen erschlossen. Der Kunde soll künftig von schnellen, sicheren und transparenten Zahlungsprozessen profitieren – Beispiele sind der Wertpapierhandel oder die automatische Abwicklung von Versicherungsansprüchen.

Die Machbarkeitsstudie hat zwei Anwendungsfälle geprüft: zum eine Zahlung zwischen Kunden der beteiligten Banken, zum anderen ein sicherer Treuhand-Verwahrungsprozess (Escrow), bei dem Deposit Token gegen tokenisierte Vermögenswerte getauscht und die Transaktionen automatisiert abgewickelt wurden. Eine wichtige Bedingung war, dass der bestehende regulatorische und rechtliche Rahmen eingehalten wird.

Funktioniert technisch und rechtlich

Die Resultate zeigten, dass ein bankenübergreifend eingesetzter Deposit Token auf einer öffentlichen Blockchain mit zugangsbeschränkten Applikationen technisch funktioniere und rechtlich bindende Zahlungen auslösen könne.

Des Lobes voll sind wenig überraschend die Repräsentanten der beteiligten Banken.

So hält Alexander Thoma, Head Digital Assets der Postfinance fest: «Der PoC hat gezeigt, dass die Blockchain-Technologie dafür funktioniert und rechtlich tragfähig ist. Das ist aber nur der Anfang. Wir sind ambitioniert, auch weiterhin bei dieser innovativen Lösung mitzuarbeiten und die Expertise von Postfinance im Bereich Zahlungsverkehr und Digital Assets einzubringen.»

«Revolution» versus «Mitgestaltung» der Finanzsysteme

Thomas Eichenberger, stellvertretender CEO der Sygnum Bank, legt dar, dass sein Institut gegründet wurde, um mit der Blockchain-Technologie das Finanzmarkt- und Zahlungssystem zu  revolutionieren. «Seither leistet das Unternehmen Pionierarbeit und zeigt gemeinsam mit Partnern wie UBS und Postfinance anhand konkreter Umsetzungsbeispiele das Potenzial dieser Technologie.»

Und für die Grossbank lässt sich Christoph Puhr, Digital Assets Lead UBS Group, zitieren: «Der PoC zeigt, dass Interoperabilität von Bankengeld über öffentliche Blockchains eine Realität werden kann, um Innovationen rund um tokenisierte Vermögenswerte zu ermöglichen. Dies beschleunigt Innovationen bei tokenisierten Vermögenswerten und ermöglicht es, die Zukunft der Finanzsysteme – national und global – aktiv mitzugestalten.»

Innovationstreiber Zahlungsverkehr

Damit der Deposit Token seine Vorteile für die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Kunden entfalten kann, braucht es gemäss der Mitteilung vom Dienstag zum einen mehr Zusammenarbeit mit weiteren Banken, Infrastrukturbetreibern und Behörden. Zum anderen sind «Designanpassungen» für die «Skalierbarkeit» (d.h. für die Verbreitung und das Wachstum) nötig.

Bis Schweizer Banken Deposit Token wirklich in grösserem Stil einführen, dürfte allerdings noch viel Wasser durch die Limmat fliessen. Aber die Studie der SBVg bestätigt, dass im Bereich des Zahlungsverkehrs, dem bis vor einigen Jahren ein ziemlich verstaubtes Image anhaftete, viel in Bewegung ist und Innovationen spriessen.