China hält das Kapital seiner Bürger mit eiserner Hand im Land. Doch die Kontrollen sind löchrig – was den Schweizer Banken in Hongkong in die Hände spielt. Das könnte für sie noch heikel werden.

Im Private Banking mit reichen Asiaten führt die UBS den Markt an, die Credit Suisse (CS) belegt den dritten Platz und das Zürcher Traditionshaus Julius Bär den fünften Rang. Das zeigt: Jenes prestigeträchtige und wachstumsstarke Geschäft ist fest in Schweizer Hand.

Dies offenbart sich besonders gut in Hongkong, wo Schweizer Institute prominent vor Ort sind; die in der Ex-Kronkolonie stark aufgestellte CS etwa beschäftigt dort 590 Mitarbeitende. Die Präsenz kommt nicht von ungefähr: Der Hongkonger Hub gilt als Sprungbrett nach Festlandchina, der asiatische Markt mit dem mit Abstand meisten Potenzial. Heute schon zählt das kommunistisch geführte Land mehr als 300 Milliardäre, und jede Woche kommt ein weiterer hinzu.

Das glänzende Geschäft hat jedoch einen Haken. Die chinesische Regierung hält an den striken Kapitalsverkehr-Kontrollen fest, mit denen die Volksrepublik das Geld ihrer Bürger im Land zu halten versucht. So ist es Chinesen untersagt, mehr als den Gegenwert von 50'000 Dollar pro Jahr im Ausland anzulegen.

Umweg über illegale Wechselstuben

Doch die vom chinesischen Regime auferlegten Kontrollen sind löchrig, und das wissen die Schweizer Banker in Hongkong offenbar nur allzu gut, wie die Westschweizer Zeitung «Le Temps» berichtet. So besitzen schwerreiche Chinesen oftmals Exportfirmen, deren Erlös im Ausland anfällt, und den sie dann ausserhalb der Grenzen anlegen. Viel Geld von Festlandchinesen steckt auch in den Aktien von Hongkonger Firmen. Titel, die dann bei Schweizer Geldinstituten eingebucht werden, wie ein Banker freimütig gegenüber dem Blatt einräumt.

Beides ist legal, doch es bestehen offenbar noch weitaus heiklere Schlupflöcher. So werden manche Gelder über illegale Wechselstuben von China nach Hongkong verschoben. Beliebt ist laut dem Bericht auch der Umweg über Steuerparadiese in der Karibik. Enddestination sind dann aber wieder Konten in Hongkong – wohl auch bei Schweizer Banken.

Tauwetter für Joint-Ventures

Die Schlichen und Umwege dürften den chinesischen Behörden bekannt sein. Fragt sich, wie lange sie dem Treiben noch zusehen wollen. Insbesondere für die Schweizer Privatbanken steht hier viel auf dem Spiel: Der hiesige Finanzplatz hat enge Behzienhungen zu China geknüpft, was sich nicht zuletzt in einem Schweizer Hub für den Handel mit der chinesischen Währung Renminbi manifestiert.

Zudem hat China jüngst dem Drängen der Finanzbranche nachgegeben und ausländischen Anbietern Zugeständnisse gemacht. Demgemäss ist nun der Besitz von 51 Prozent eines Joint-Ventures im Finanzbereich durch ausländische Partner erlaubt, wie auch finews.ch berichtete. Sowohl die UBS wie die CS unterhalten in China solche Beteiligungen und möchten diese aufstocken.

Gefährdete Geschäfte

Dabei sind sie weiterhin auf den Goodwill der dortigen Behörden angewiesen. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Swiss Banking mit zu forschem Ausnützen von Schlupflöchern ein funktionierendes Geschäft gefährdet.

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